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Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Titel: Wiedersehen in Hannesford Court - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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schön.«
    »Ja, aber es ist anders als früher. Ich spüre das. Bei Männern, meine ich. Ob es nur das ist oder etwas Tieferes. Manchmal weiß ich es besser als sie selbst.«
    Sie zog die Hand weg.
    »Da ist noch etwas, Tom. Noch ein Grund, aus dem ich heute Nacht hergekommen bin.« Sie zögerte und schaute an mir vorbei, als suchte sie nach den richtigen Worten. »Du erinnerst mich daran, wie es früher war. Jetzt ist alles anders. Die anderen sind nicht mehr da. Alles ist verdorben. Aber dich hat der Wahnsinn anscheinend nicht berührt. Manchmalblicke ich auf und sehe dich dort sitzen, wo du immer gesessen hast, und es kommt mir vor, als wäre das Leben immer noch wie früher und als wäre ich immer noch der Mensch, der ich einmal war, damals, als alles vollkommen war und nichts, nichts, nichts wirklich zählte.«
    Zum ersten Mal erlebte ich Margot verletzlich. Was hatte Bill doch gleich gesagt? Noch immer die gleiche strahlende, wunderschöne Margot . Das sagten die Leute immer. Margots Flamme schien nie zu flackern.
    »Und was kommt jetzt?«
    »Ich werde erwachsen, trete dieser fremden, neuen Welt gegenüber und tue, was Mrs Bramley sagt. Nach vorn blicken.«
    »Und Neil Maclean?«
    Sie schaute mich fragend an und zuckte mit den Schultern. »Neil verwirrt mich. Er scheint mich zu mögen. Ich meine, wirklich zu mögen. Warum, weiß ich auch nicht. Ich habe weiß Gott genügend Fehler. Er braucht nicht zu heiraten, und selbst wenn er es wollte, hätte er in Amerika genügend Frauen zur Auswahl. Aber er kommt immer wieder her. Natürlich kennt er mich noch nicht richtig. Dann wird er seine Meinung vermutlich ändern. Was meinst du denn? Magst du ihn?«
    »Ja.«
    Sie lachte leise. »Lieber als Julian?«
    Die Antwort erübrigte sich. Margot verzog das Gesicht.
    »Ich war ein Idiot, was? Wegen Julian, meine ich. Vermutlich hat er mir geschmeichelt. Er war der Mann, den alle Mütter für ihre Tochter wollten. Dabei wusste ich die ganze Zeit über, dass ich ihn nicht wirklich gern hatte. Und dann, als er an die Front ging … Es klingt so schrecklich. Als er an die Front ging, wurde mir klar, dass es mir egal war. Völlig egal. Ich wollte etwas empfinden, konnte es aber nicht. Es war, als würde ich mich von einem Fremden verabschieden. Klingt das nicht abscheulich?«
    »Es klingt ehrlich.«
    »Ich danke dir.« Margot wirkte nachdenklich. »Ich glaube, wenn Neil mich jemals bitten würde, ihn zu heiraten, wäre ich zu ihm auch ehrlich. Was meine Vergangenheit angeht, meine ich. Julian und das alles.«
    »Da könnte Neil sich glücklich schätzen. Hoffentlich ist ihm das klar.«
    »Ich danke dir«, sagte sie noch einmal.
    Unsere Blicke trafen sich, und wir lächelten beide. Ihr Gesicht war noch immer sehr nah, und ich sah ihre Kehle, die Vertiefungen an ihrem Hals, die vollkommene, cremeweiße Haut ihrer Schulter. Ich spürte ihren warmen Körper. Es war ein seltsamer Augenblick, als ich sie ansah und endgültig erkannte, dass all die Gefühle, die ich einmal für sie gehegt hatte, verschwunden und etwas völlig anderem gewichen waren. Ich hatte sie nicht mehr geliebt als sie Julian Trevelyan. Ich hatte sie nicht einmal sonderlich gemocht. Ich hatte mich in Sehnsucht und Neid und verletztem Stolz verzehrt.
    Doch das war jetzt vorbei. Es war Zeit, mein Leben weiterzuführen, und ich wusste, dass Margot nicht mein Leben war. Vielleicht zum ersten Mal konnte ich sie ansehen und etwas empfinden, das unbefleckt und ehrlich und selbstlos war. Margot war Margot, und darüber war ich froh. Ich begriff, dass ich ihr Glück wünschte.
    »Falls Neil mir jemals einen Antrag machen sollte …« Unter den Decken war es warm, und sie klang allmählich schläfrig. »Würde ich nicht ja sagen. Nicht sofort. Ich würde ihn warten lassen. Bis er mich richtig kennt. Ihm viel Zeit geben, seine Meinung noch zu ändern. Und weißt du was, Tom?« Ihr fielen die Augen zu. »Wenn er mich danach immer noch wollte … Ich glaube, dann könnte ich ihn wirklich glücklich machen.«
    »In diesem Fall würde ich dir als Erster gratulieren.« Ich meinte es ehrlich. Ganz ehrlich. Und diese Ehrlichkeit machte mich frei.
    Lange bevor es dämmerte, trug ich sie in ihr Bett und kehrte dann in mein eigenes zurück. Es liegt in der Natur der Träume, dass man in der Morgendämmerung aufwacht und feststellt, dass sie verschwunden sind.

11
    L ady Stansbury hatte sehr klare Anweisungen erhalten. »Reggie möchte, dass Sie ihn im Daimler abholen«, erklärte sie

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