Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
Zeugensache.« Ihr Tonfall war beiläufig, aber ihr Blick blieb wachsam. »Ich möchte nicht, dass jemand denkt, dass zwischen uns etwas läuft. Denn das ist natürlich vollkommen ausgeschlossen.«
Natürlich. Diese Situation.
Kyle trank einen Schluck Wein, als er die Bedeutung ihrer Worte erfasste.
Es bedeutete gar nichts. Sie war nur irgendeine Frau.
»Klar.« Er warf ihr ein unbekümmertes Grinsen zu. »Und auf mich wartet in Jordans Büro ein Netzwerkproblem, um das ich mich kümmern sollte.«
»Oh! Dabei wäre ich ohnehin keine Hilfe.« Rylann erhob sich und hängte sich ihre Aktentasche über die Schulter. »Tja, dann … melde ich mich, wenn sich bei dem Quinn-Fall etwas tut.«
Natürlich würde sie das. Wann immer das sein mochte. »Sie wissen ja, wie Sie mich finden können, Frau Anwältin.«
»Natürlich.« Sie lächelte. »Nochmals vielen Dank, dass Sie sich so kurzfristig mit mir getroffen haben. Ich verspreche, Sie von nun an in Ruhe zu lassen. Zumindest für eine Weile.«
Nachdem sie den Laden verlassen hatte, blieb Kyle noch eine Weile am Tisch sitzen und spielte gedankenverloren mit seinem Glas.
»Wollte sie nicht bleiben?«
Kyle blickte auf und sah, dass Jordan vor ihm stand. Erstaunlicherweise wirkte sie zur Abwechslung mal nicht so, als würde sie ihn aufziehen wollen.
»Sie war mit einer Freundin verabredet«, antwortete er achselzuckend.
»Du hast mir vorher noch nie eine vorgestellt.«
Kyle schüttelte den Kopf. »So ist das nicht, Jordo«, erwiderte er. »Rylann ist nur …«
»… eine alte Freundin.« Sie schmunzelte nachsichtig und zerstrubbelte sein Haar. »Schon klar.«
18
Wie sich herausstellte, war Rylann doch nicht so gut, wie sie gedacht hatte.
Sie hatte in den letzten fünf Jahren Anklagen geführt und war recht gut darin geworden, Beschuldigte und ihre Anwälte bei der ersten Gerichtsvorführung einzuschätzen. Aufgrund der offensichtlichen Nervosität, die ihr bei Quinn aufgefallen war, hatte sie ursprünglich darauf getippt, dass sein Verteidiger sie binnen zwei Wochen anrufen würde, um einen Deal auszuhandeln.
Stattdessen brauchte er zwei Wochen und drei Tage, um diesen Anruf zu tätigen.
»Ich habe die FBI-Berichte gelesen«, begann Michael Channing, kurz nachdem Rylann ans Telefon gegangen war. »Ich würde gerne über einen Deal sprechen. Persönlich. Mein Mandant hat etwas, das er Ihnen mitteilen möchte.«
»Wie wäre es mit morgen?«, fragte Rylann. »Ich bin den ganzen Morgen über im Gericht, aber später könnte ich mir Zeit nehmen. Sagen wir vierzehn Uhr?«
»Vierzehn Uhr dreißig«, erwiderte Channing schroff.
Es würde also eine von diesen Verhandlungen werden.
Am folgenden Nachmittag saß Rylann Quinn und seinem Anwalt am Tisch gegenüber. Ersterer schien sich in seinem blauen Anzug unbehaglich zu fühlen, und Letzterer wirkte wie gewöhnlich schlecht gelaunt. Sie hatte für dieses Treffen einen der Besprechungsräume reserviert – sie brauchten die Aktenberge auf ihrem Schreibtisch nicht zu sehen. Heute wollte sie den Eindruck vermitteln, dass dieser Fall ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte.
»Ihr Anwalt sagte mir, dass Sie etwas auf dem Herzen haben?«, begann Rylann.
Channing nickte seinem Mandanten zu. »Das geht in Ordnung. Alles, was Sie hier sagen, gilt vor Gericht als unzulässig, wenn wir uns hier nicht auf einen Deal einigen können.«
Quinn warf Rylann einen misstrauischen Blick zu und schien auf ihre Bestätigung zu warten.
»Er hat recht«, sagte sie. »Es sei denn, Sie würden in den Zeugenstand treten und einen Meineid leisten. Wovon ich Ihnen dringend abraten würde.«
Quinn strich sich über den Mund, dann legte er seine Hände auf den Tisch. »Sie haben diese ganze Sache mit Darius Brown falsch verstanden, Ms Pierce. Es ist nicht so, wie Sie denken.«
Rylanns Gesicht blieb ungerührt. »Wie ist es dann?«
»Ich habe Watts niemals befohlen, Brown zu töten«, sagte er entschieden. »Ich habe ihm lediglich gesagt, dass er den Kerl ein wenig aufmischen soll, das ist alles. Sie wissen schon, ihm eine Lektion erteilen.«
»Das war eine ziemlich endgültige Lektion.«
»Hören Sie, Brown hat mich zuerst angegriffen. Das geht in einem Gefängnis nicht. Wenn so etwas zu oft vorkommt, leiten die Irren irgendwann die Anstalt.« Quinn versuchte es mit einem Lächeln, das aber schnell erstarb, als er bemerkte, dass Rylanns Gesichtsausdruck weiterhin ungerührt blieb.
Sein Ton wurde wütender, er schien sich aufzuregen. »Sie
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