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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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Gerade als der Spanier wieder herun terkam, entdeckte der alte Hauptmann eine kleine, niedrige Tür.
    »Oben ist ein Zimmer mit Koffern voller Frauen- und Männerkleidern und außerdem Theaterschminke.«
    »Schauen wir uns mal im Keller um«, bestimmte La Fargue.
    Sie schoben die kleine Tür auf und stiegen die Steinstufen hinunter in den finsteren Keller. Dort entdeckten sie Castilla, der halbnackt, blutend und noch immer an den Handgelenken gefesselt, in dem Inferno den Tod gefunden hätte. Zu seinen Füßen lag noch die schwere Eisenkette, mit der man ihn gefoltert hatte.
    La Fargue half ihm hoch, und Almadès band ihn los. Dann trugen sie ihn eilig die Stufen hinauf und durch das Erd geschoss, das nun schon fast völlig den Flammen zum Opfer
gefallen war, die an den Wänden entlang bis zur Decke züngelten. Draußen legten sie ihn abseits vom Haus ins Gras.
    Obwohl Castilla völlig erschöpft war, bewegte er sich unruhig, stöhnte und murmelte Unverständliches vor sich hin. Mit letzter Kraft schien er irgendetwas Wichtiges mitteilen zu wollen. La Fargue beugte sich zu ihm hinunter und hielt sein Ohr nah an die geschwollenen Lippen des Gequälten.
    »Was sagt er?«, wollte Almadès wissen.
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte der Hauptmann und richtete sich wieder auf. »Es klingt wie … ›garanegra‹?«
    » Garra negra «, murmelte der Spanier, der darin sofort seine Muttersprache erkannt hatte.
    La Fargue schaute ihn fragend an.
    »Die Schwarze Kralle«, übersetzte Almadès.

6
    Saint-Lucq brauchte nicht lange, um Ballardieu ausfindig zu machen.
    Allein sein Instinkt sagte ihm, dass er, seit er den Nachrichtendienst Gaget in der Rue des Moineaux verlassen hatte, verfolgt wurde. Um sich zu vergewissern, betrat er bald darauf eine Bäckerei. Als er sie wieder verließ, knabberte er betont unverdächtig an einem Stück Obstkuchen. Dabei nutze er jedoch die Gelegenheit, sich durch seine roten Augengläser hindurch aufmerksam umzusehen. So entdeckte er, ohne dass es auffiel, das runde, zerfurchte Gesicht von Ballardieu zwischen denen der anderen Passanten.
    Die Anwesenheit des alten Soldaten erstaunte ihn zwar,
aber beunruhigen ließ er sich dadurch nicht. Sicher hatte Ballardieu seine Spur entdeckt, indem er Naïs, der Bediensteten im Palais Épervier , gefolgt war, und dies konnte nur Agnès’ Idee gewesen sein. Offen blieb nur: warum?
    Tags zuvor, nachdem er von einer heiklen Mission zurückgekehrt war, hatte Saint-Lucq erfahren, dass die Klingen zurück waren und La Fargue wieder das Kommando übernommen hatte. Und der Hauptmann war es auch, der wollte, dass sich Saint-Lucq als Reserve so lange im Hintergrund hielt, bis er über den Nachrichtendienst Gaget weitere Instruktionen bekäme. Diese Idee missfiel Saint-Lucq nicht, denn sie bedeutete, dass La Fargue noch einen Trumpf im Ärmel behalten wollte, und dieser Trumpf war Saint-Lucq selbst. Aber ein Trumpf gegen wen und in welchem Spiel? Misstraute La Fargue etwa jemandem aus dem Kardinalspalais oder gar aus dem Kreise der Klingen? Saint-Lucq hatte es bisher nicht für nötig befunden, diese Fragen zu stellen. Trotzdem war hier etwas faul, und Agnès hatte offensichtlich nicht lange gezögert, der Sache auf den Grund zu gehen. Deshalb war Ballardieu ihm nun auf den Fersen.
    Mit dem Brief in der Tasche, den ihm La Fargue von Naïs hatte überbringen lassen, ging Saint-Lucq lässigen Schrittes bis zum Ufer der Seine und schlenderte dort entlang. Über die Pont-Neuf und die Place Dauphine gelangte er zum Palais de la Cité . Er musste Ballardieu in die Irre führen, ohne dass es offensichtlich wurde – damit niemand Verdacht schöpfte, vor allem nicht Agnès, die einen sonderbares Pas de deux mit La Fargue zu tanzen schien. Saint-Lucqs Loyalität dagegen galt in erster Linie dem Hauptmann, und das Palais eignete sich perfekt für ein kleines, verwirrendes Versteckspiel. Einst Sitz des Königs, war dort mittlerweile eines der vielen
Gerichte von Paris untergebracht. Genau genommen befand sich dort der wichtigste Gerichtshof des Königreiches in einer Reihe von verschachtelten Gebäuden, die zum größten Teil noch aus dem Mittelalter stammten.
    Saint-Lucq betrat das Palais von der Rue de la Barillerie aus und durch ein Tor, das von zwei Türmen flankiert war. Drinnen gab es zwei Höfe zu beiden Seiten einer Kapelle. Der Hof zur Linken gehörte zur Chambre des Comptes . Dort tummelten sich Pferde und Kutschen, es gab viele kleine Läden, und an den

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