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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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habe.«
    »Dies zu beurteilen steht Euch nicht zu.«
    »Ich weiß. Darum bitte ich Euch, diese Botschaft denjenigen zu überbringen, die dazu befugt sind.«

4
    Ballardieu folgte Naïs unauffällig über die Pont-Neuf . Er war ziemlich schlecht gelaunt und murmelte mit düsterem Blick vor sich hin. »Ballardieu, du bist kein raffinierter Mann«, grummelte er inmitten des Menschengedränges. »Du bist kein besonders raffinierter Mann, einfach, weil du nicht gerade schlau bist. So ist das leider. Du bist loyal und mutig, ja. Aber schlau, nein, das bist du wirklich nicht! Du machst, was man dir befiehlt, ohne zu murren. Zumindest meistens. Du bist ein Soldat, sogar ein guter Soldat. Du befolgst deine Befehle. Aber du würdest es durchaus begrüßen, wenn man die Freundlichkeit besäße, dir auch einmal – und sei es nur, um mit alten Gewohnheiten zu brechen – die Befehle zu erklären, die man dir erteilt …«
    Während er die weiße Haube von Naïs fest im Blick behielt, sagte sich Ballardieu noch einmal die Worte vor, die er mit Agnès im Palais Épervier zwischen Tür und Angel gewechselt hatte: »Ich möchte, dass du ihr folgst – Naïs? Aber warum? – Das wirst du dann schon sehen. – Tolle Erklärung! Und was sagst du darauf? – Ach ja? Sonst nichts … Ballardieu, es könnte sein, dass du noch weniger Grips hast, als du glaubst. Was hindert dich denn daran, eine Erklärung zu fordern? Ja gut, die Kleine hatte wieder diesen Blick, den du ja kennst, und sie hätte sich bestimmt auch nicht mit Erklärungen aufgehalten. Aber zumindest hättest du es versucht, statt einfach nur stumpf zu gehorchen …«
    Ballardieu stampfte in wütendem Sturmschritt dahin und schüttelte den Kopf. »Braver Soldat! Braver, treuer Hund, ja! Und wer bekommt dann den Ärger? Natürlich der Köter und nicht das Frauchen! Denn in einem kannst du dir ja wohl sicher
sein: Diese Sache wird schlecht ausgehen! Keiner fällt dem Kardinal ungestraft in den Rücken, und früher oder später …«
    In Gedanken versunken, stieß er mit einem Flugblattverteiler zusammen, der stolperte und in hohem Bogen all seine bedruckten Papiere verlor.
    »Was soll denn das?«, ging es mit Ballardieu durch. »Seit wann schaut man denn nicht mehr, wohin man rennt? Ist das jetzt die neuste Mode in Paris?«
    Der andere saß verdattert am Boden und begriff noch nicht so recht, wie ihm geschah. Mit einer Mischung aus Erstaunen und Entsetzen sah er den Mann vor sich, der wie ein Stier schnaubte. Er war wie aus dem Nichts aufgetaucht und mit voller Wucht mit ihm zusammengestoßen, als er gerade dabei war, vor der Menge eine Ansprache zu halten und dabei mit seinen Flugblättern wedelte. Darauf wurde Richelieu – stellvertretend für den König, den man nicht direkt kritisieren konnte – bezichtigt, das einfache Volk durch seinen Steuerwucher auszubluten. Der Kerl, der da mit ihm zusammengerempelt war, war von der Sorte, mit der man nicht gern Differenzen hatte. Obwohl er nicht übermäßig groß war, so war er doch von breiter, kräftiger Statur – und er schien ziemlich schlecht gelaunt zu sein. Zu allem Überfluss war er auch noch mit einem Degen von stattlicher Größe bewaffnet.
    Doch zum Erstaunen seines Opfers ging Ballardieus Stimmung fast sofort von Wut in Mitgefühl und Bedauern über.
    »Entschuldigt, mein Freund. Es war meine Schuld … Da, nehmt meine Hand.«
    Und schon wurde der Flugblattverteiler hochgerissen.
    »Ich bitte Euch um Verzeihung. Ihr nehmt meine Entschuldigung doch an, oder? Ihr habt Euch doch nichts gebrochen,
hoffe ich … Ich würde Euch ja wirklich gern noch dabei helfen, Eure Kleider auszuklopfen, aber ich habe einfach keine Zeit. Aber bei unserer nächsten Begegnung lade ich Euch auf einen Becher ein, als Entschädigung für die Umstände, die ich Euch gemacht habe. Habt Ihr mich verstanden? Gut! Auf ein baldiges Wiedersehen, mein lieber Freund!«
    Mit diesen Worten zog Ballardieu ab, während der andere ihm immer noch taumelnd und mit einem idiotischen Grinsen auf den Lippen zögernd nachwinkte.
    Naïs hatte von alledem zum Glück nichts mitbekommen, und er musste sich ranhalten, wenn er sie nicht im Gedränge verlieren wollte. Nach der Brücke nahm sie die Rue Saint-Denis bis zur Rue de la Vieille-Cordonnerie , bog in die Rue de la Ferronnerie ein und ging dann die Rue Saint-Honoré entlang, die Ballardieu gar nicht so lang in Erinnerung hatte. Sie lief an der eingerüsteten Fassade des Kardinalspalais vorbei und bog dann in

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