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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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niemals eine gute Idee. Ich selbst hätte dir gern mit ein paar Talern ausgeholfen. Du hättest mich nur zu fragen brauchen.«

    »Dich? Einen Freund um Geld bitten? Ihr beliebt zu scherzen, Vicomte!«
    Orvand schüttelte missbilligend den Kopf. »Trotz alledem, es gibt da eine Sache, die mich interessiert, Nicolas …«
    »Und die wäre?«
    »Seit fast vier Jahren kenne ich dich nun schon und habe die Ehre, mit dir befreundet zu sein. Während dieser Zeit habe ich dich an die hundertmal alles, was du besitzt, verschleudern und dann wieder auslösen sehen. Es ist auch vorgekommen, dass du tagelang nichts zu essen hattest, und du hättest dich zweifellos dem Hungertod überlassen, wenn ich dich nicht unter irgendeinem Vorwand an meinen Tisch gebeten hätte. Ich erinnere mich sogar, dass du dir eines Tages einen Degen für ein Duell von mir borgtest … Aber nie, niemals, hast du dich von diesem stählernen Siegelring getrennt. Warum?«
    Marciacs Blick verlor sich in der Ferne, und der Tag, da er den Ring erhalten hatte, kam ihm gerade wieder in Erinnerung, als ein tiefes Schlagloch die beiden Männer in die mit Leder gepolsterte Sitzbank drückte.
    »Er ist Teil meiner Vergangenheit«, erklärte der Gascogner.«Seine Vergangenheit kann man nicht abschütteln, ebenso wenig, wie man sie als Pfand einsetzt …«
    Orvand, der fand, dass die Melancholie seinem Freund nicht besonders gut zu Gesicht stand, versuchte ihn abzulenken und fragte: »Wir werden bald in Paris eintreffen. Wohin soll ich dich fahren lassen?«
    » Rue de la Grenouillère .«
    Der Marquis schwieg kurz, dann sagte er: »Ein Duell am Tag ist dir wohl nicht genug?«
    Marciac antwortete mit einem Lächeln und sagte dann
mehr zu sich selbst: »Pah! An meinem Todestag möchte ich sicher sein können, dass ich gelebt habe.«

9
    Mitten am Tage summte Paris vom arbeitsamen Lärm des einfachen Volkes. Doch im Kardinalspalais schien es so, als würde die diensthabende Garde nur eine prunkvolle Totenstadt bewachen. Begleitet von einer großen Gefolgschaft und seiner Eskorte hatte sich Richelieu in den Louvre begeben, und in seiner Abwesenheit glitt das Leben im Palais so gemächlich dahin wie sonst nur manchmal tief in der Nacht. Nur wenige Gardemäntel waren zu sehen. Ergebene Domestiken bewegten sich geräuschlos und ohne Hast durch die langen, dunklen Gänge und kamen routiniert ihren Aufgaben nach. Rasch hatten sich die Scharen der Bittsteller verstreut, als bekannt geworden war, dass der Herr das Haus verlassen hatte. Nur einige besonders Hartnäckige harrten noch aus und griffen auf den kleinen Mundvorrat zurück, den sie wohlweislich mitgebracht hatten.
    Oberleutnant Arnaud de Laincourt hatte sich in eine kleine Kammer zurückgezogen und nutzte die Ruhe, um sich einer Aufgabe zu widmen, die ihm in seiner Funktion als Subalternoffizier oblag: Er führte das Garderegister. Laut Vorschrift musste der verantwortliche Offizier darin gewissenhaft alle Ereignisse oder Zwischenfälle festhalten – vom Alltäglichen bis zum Ungewöhnlichen, von den Zeiten der Wachablösung bis zu Disziplinverfehlungen – und dabei peinlich genau auf alles achten, was die Sicherheit Seiner
Eminenz gefährden könnte. Hauptmann Saint-Georges hatte das Register am Ende jeder Schicht einzusehen und dem Kardinal dann alle wichtigen Informationen daraus mitzuteilen.
    »Tretet ein«, rief Laincourt, als er ein Klopfen an der Tür vernahm.
    Brussand trat ein.
    »Monsieur de Brussand, Ihr seid nicht im Dienst … Wärt Ihr jetzt nicht besser zu Hause, um Euch nach der langen nächtlichen Schicht auszuruhen?«
    »Gewiss, aber … Könntet Ihr mir vielleicht eine Minute widmen?«
    »Erlaubt mir nur noch, diese lästige Pflicht zu erledigen.«
    »Selbstverständlich.«
    Brussand setzte sich an den kleinen, runden Tisch, an dem der junge Offizier im Schein einer Kerze seine Aufzeichnungen machte. Als einziges Fenster diente diesem Zimmer eine Luke an der Deckenkante, durch die nur wenig Tageslicht hereinfiel. Zweifellos gab es sogar Verliese in der Bastille oder im Château de Vincennes , die heller waren.
    Laincourt beendete seinen Bericht, las sich anschließend das Geschriebene noch einmal durch, wischte die Feder mit einem Tuch ab und legte sie dann zwischen die Seiten des dicken Registers, bevor er es zuklappte.
    »So«, sagte er,«nun gehöre ich ganz Euch.« Er blickte sein Gegenüber mit klaren, kristallblauen Augen an und wartete.
    »Ich bin hier«, erklärte der andere, »um

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