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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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überflog.
    »Das ist es also«, murmelte er.
    Er hielt den Brief näher an die Kerze und las ihn zweimal aufmerksam, um sich den Inhalt bis ins kleinste Detail zu merken. Doch als er das Papier wieder zusammenfalten wollte, war es ihm, als hätte er ein Geräusch gehört.
    Ein Knarren des Parketts?

    Der Gardeleutnant erstarrte und lauerte mit klopfendem Herzen ins Dunkel hinein.
    Einige Sekunden verstrichen …
    Doch nichts geschah. Niemand trat ein. Und das Geräusch, als wäre es nur Einbildung gewesen, wiederholte sich nicht.
    Laincourt fasste sich wieder. Er legte die Kassette mit dem Brief zurück in den Schrank und versperrte ihn. Bevor er die Kammer verließ, vergewisserte er sich noch, dass er nichts durcheinandergebracht hatte, und zog sich, zusammen mit seinem Register, lautlos zurück.
     
    Kaum war Laincourt aus dem Zimmer getreten, schob jemand eine Tür auf, die hinter einem Wandbehang bereits einen Spalt breit offen gestanden hatte.
    Es war Charpentier.
    Hastig aus dem Louvre zurückgekehrt, um für Richelieu ein vergessenes Dokument zu holen, hatte er alles mit angesehen.

10
    Im Pferdestall roch es nach Heu und Mist. La Fargue hatte sein Ross bereits gesattelt und schnallte sich gerade eine Pistole um, als Delormel zu ihm trat.
    »Werden wir dich bald wiedersehen?«, fragte ihn der Fechtmeister. »Oder wenigstens nicht erst wieder in fünf Jahren?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du sollst wissen, dass du in meinem Hause immer willkommen bist.«

    La Fargue tätschelte den Hals seines Pferdes und drehte sich zu Delormel um. »Danke«, sagte er.
    »Da. Das hast du in deinem Zimmer vergessen.«
    Delormel reichte ihm einen kleinen Anhänger, dessen Kette gerissen war. Der in die Jahre gekommene Edelmann nahm ihn entgegen. In seiner kräftigen Hand wirkte das abgegriffene, angelaufene Schmuckstück fast kümmerlich.
    »Ich wusste gar nicht, dass du es überhaupt noch besitzt«, bemerkte der Fechtmeister.
    La Fargue zuckte seufzend mit den Schultern. »Die Vergangenheit schüttelt man nicht so leicht ab.«
    »Dich scheint sie zu verfolgen.«
    Statt zu antworten, machte sich der Hauptmann daran, den Sattel nachzugurten.
    »Vielleicht hat sie dich einfach nicht verdient.«
    Mit dem Rücken zu ihm gedreht, erstarrte La Fargue.
    »Verurteile sie nicht, Jean. Du kennst nicht die ganze Geschichte.«
    Es war nicht nötig, noch mehr dazu zu sagen, denn beide wussten, von wem die Rede war. Ihr verblassendes Bildnis wurde in dem Anhänger bewahrt.
    »Das ist wahr. Aber ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass etwas an dir nagt. Die Aussicht darauf, die Klingen wieder zusammenzubringen und der Krone dienen zu können, müsste dich eigentlich heiter stimmen. Aber ich ahne, dass du das Angebot des Kardinals nur schweren Herzens akzeptiert hast. Du hast dich seinen Wünschen gefügt, Etienne. Das sieht dir eigentlich gar nicht ähnlich. Denn wenn du zu denjenigen zähltest, die sich fügen, hättest du längst den Marschallstab erhalten …«
    »Meine Tochter schwebt vielleicht in Gefahr«, platzte La
Fargue plötzlich heraus und drehte sich langsam zu dem bestürzten Delormel um. »Du wolltest doch wissen, was los ist, oder? Nun, jetzt weißt du es.«
    »Deine Tochter? Du meinst …« Der Fechtmeister machte eine zögerliche Geste in Richtung des Anhängers, den der Hauptmann noch immer in der Hand hielt.
    La Fargue nickte: »Ja.«
    »Wie alt mag sie jetzt sein?«
    »Fast zwanzig.«
    »Was weißt du über die Gefahr, die ihr droht?«
    »Nichts. Der Kardinal ließ mich lediglich wissen, dass sie in Gefahr schwebt.«
    »Könnte es nicht sein, dass er dich belogen hat, um sich deine Dienste zu sichern?«
    »Nein, das bezweifle ich. Das wäre zu …«
    »… niederträchtig. Und was wirst du deinen Klingen sagen? Die Männer vertrauen dir blind. Einige sehen sogar einen Vater in dir!«
    »Ich werde ihnen die Wahrheit sagen.«
    »Die ganze?«
    Bevor er aufsaß, gestand der alte Hauptmann etwas ein, das ihm sichtlich schwerfiel: »Nein.«

11
    Gedankenverloren spielte Saint-Lucq mit dem stählernen Siegelring, den er mit der Schmuckseite nach innen am Ringfinger trug. Um ihn herum herrschte das übliche Spektakel einer überfüllten Taverne.

    Das Wirtshaus Zum Roten Taler befand sich abseits der prächtigen Palais und eleganten Fassaden der Place Royale . Es war über einen ärmlichen Hof zugänglich und eigentlich nur ein feuchter Keller im kümmerlichen Schein von Kerzen, die mehr Ruß als Licht verbreiteten. Die Luft

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