Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
Vom Netzwerk:
sicherzustellen, dass Ihr mir nichts nachtragt.«
    »Was sollte ich Euch denn nachtragen?«
    »Die Vertraulichkeiten Euch betreffend, die ich dem jungen Neuvelle mitgeteilt habe. Über Eure Vergangenheit und
die Umstände, unter denen Ihr der Garde Seiner Eminenz beitratet.«
    Auf Laincourts Gesicht zeigte sich ein freundliches Lächeln. »Hättet Ihr damit etwa Ehrenrühriges über mich gesagt?«
    »Natürlich nicht!«
    »Oder etwas, das nicht der Wahrheit entspricht?«
    »Auch das nicht. Zumindest, wenn ich nicht selbst getäuscht wurde.«
    »Also habt Ihr Euch selbst nichts vorzuwerfen. Und mithin auch ich nicht.«
    »Gewiss, jedoch …«
    Eine kurze Stille entstand. Aber Laincourt machte weiterhin ein freundliches Gesicht.
    Diese Maske aus Höflichkeit war letztlich die beste Verteidigung. Man überließ es dem anderen, das Gespräch in Gang zu halten und entzog sich so dezent einer Stellungnahme, ohne seinen Gesprächspartner zu brüskieren.
    Diese Strategie schlug nur selten fehl und entpuppte sich auch Brussand gegenüber als wirksam, der davon sichtlich verunsichert war.
    Doch Brussand war nicht nur ein erfahrener Gardist, sondern auch Soldat. Statt in Deckung zu gehen, stellte er sich dem Feind lieber mutig entgegen: »Immerhin kursieren Gerüchte, die das Gerede über Euch schüren …«
    »Tatsächlich?«
    »Diese geheimnisumwobene Mission beispielshalber, die Euch, wie gemunkelt wird, zwei Jahre nach Spanien verschlagen hat, und für die ihr zweifelsohne mit dem Eintritt in die Garde Seiner Eminenz als Oberleutnant belohnt wurdet … Was, glaubt Ihr, erzählt man sich darüber?«

    Dasselbe undurchschaubare Lächeln auf den Lippen, wartete Laincourt ab, ohne zu antworten.
    Als die Turmuhr schließlich zur halben Stunde schlug, erhob er sich, nahm seinen Hut und klemmte sich das üppige Register unter den Arm. »Entschuldigt mich, Brussand, aber die Pflicht ruft.«
    Die beiden Männer gingen gemeinsam zur Tür.
    Und in dem Moment, als er dem Leutnant den Vortritt ließ, sagte Brussand in vertraulichem Ton: »Ein befremdliches Land, dieses Spanien, findet Ihr nicht?«
    Doch Laincourt blieb Brussand auch diesmal eine Antwort schuldig und ließ ihn einfach stehen.
     
    Mit dem Schritt eines Mannes, der seinen Weg kennt, durchquerte Arnaud de Laincourt einige Salons und Vorzimmer, ohne den Wachposten, die bei seinem Eintreten Haltung annahmen, Beachtung zu schenken. Dann nahm er einen verlassenen Dienstbotengang. Dort, wo ihn ein weiterer Flur kreuzte, hielt er einige Sekunden inne und schlug dann den Gang zu seiner Rechten ein, um in die Gemächer des Kardinals zu gelangen.
    Dort angekommen, bewegte er sich so geräuschlos und rasch wie möglich. Er achtete darauf, dass sein Verhalten nicht allzu verräterisch wirkte. So kam es auch nicht in Frage, dass er auf Zehenspitzen ging oder sich mit wachsamem Blick an der Wand entlangdrückte.
    Sollte ihn hier jemand entdecken, wäre es ratsamer, sich nicht verdächtig zu verhalten, um kein Misstrauen zu erwecken. Sein Dienstgrad und sein Mantel würden ihn zwar schützen, doch der Argwohn lauerte im Kardinalspalais überall.

    Bald darauf öffnete er eine Tür, die sich in der hölzernen Wandvertäfelung verbarg. Dahinter befand sich die Kammer, in der Monsieur Charpentier, der Privatsekretär Richelieus, für gewöhnlich seiner Arbeit nachging. Der Raum war zweckmäßig, aber elegant eingerichtet und quoll über vor Papieren und Schriftstücken. Durch die geschlossenen Vorhänge drang etwas Licht herein. Eine Kerze war fast schon heruntergebrannt und drohte knisternd zu erlöschen. Sie war nicht vorrangig dafür gedacht, Licht zu spenden, sondern diente lediglich dazu, eilig weitere Kerzen zu entzünden, sollte ein dringender Notfall auch bei Nacht ein taghelles Zimmer erforderlich machen. Die Ämter des Kardinals verlangten seine ständige Verfügbarkeit und machten diese Art von Vorkehrungen nötig.
    Laincourt legte das Garderegister ab.
    Aus der Westentasche zog er einen Schlüssel und sperrte damit einen Schrank auf. Er musste sich beeilen, von jetzt an zählte jede Minute. In einem der Fächer verbarg sich zwischen zwei zusammengebundenen Stapeln von Manuskripten eine Kassette. Er hatte gefunden, was er suchte. Ein weiterer Schlüssel, diesmal winzig, gab ihm ihre Geheimnisse preis. Im Inneren lagen Briefe, die darauf warteten, vom Kardinal unterzeichnet und versiegelt zu werden. Eilig blätterte der Leutnant sie durch und griff sich einen heraus, den er eilig

Weitere Kostenlose Bücher