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Wiener Schweigen

Wiener Schweigen

Titel: Wiener Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Strohschein
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auf Kante zusammen.
    Die Sonne hing wie ein glutroter Ball ein Stück über dem Horizont. In zwei Stunden würde sie untergehen. Hunderte von Touristen hatten heute den Grund des Sees vor ihnen aufgewühlt und bunt schillernde Sonnenölflecken auf der Oberfläche hinterlassen.
    »Und was ist, wenn sie in der Zwischenzeit hierherkommt, während wir zum Leopoldsberg rasen und uns dabei gegenseitig anbrüllen, weil wir uns noch immer nicht einig sind?«, warf Johanna ein. »Lasst uns noch eine Stunde warten, dann brechen wir auf.«
    »Dann wird es dunkel, und wir finden sie nicht mehr«, widersprach Yvonne. »Wie wäre es, wenn ihr beide sie suchen geht, und ich bleibe hier?«
    »Gute Idee«, meinte Johanna.
    Sie fuhren zuerst zu Rosas Haus, vielleicht war sie nach ihrer Wanderung hergefahren, um noch ihre Schwimmsachen zu holen. Doch niemand war dort. Ludwig versuchte zum x-ten Mal, sie am Mobiltelefon zu erreichen. Wie schon den ganzen Tag über konnte keine Verbindung hergestellt werden. Johanna rief Liebhart an, er versprach, mit der Bergrettung zu telefonieren; nach ein paar Minuten rief er zurück und informierte Johanna, dass sie erst ausrücken werde, wenn Rosa länger als vermisst galt.
    »Dann ist es stockdunkel, und sie werden gar nichts mehr sehen«, rief Johanna.
    Liebhart beschloss, zum Leopoldsberg zu kommen.
    Bis zur Nordbrücke stritten sie, wo sie ihre Suche beginnen sollten. Gegen Ludwigs Willen kurvte Johanna, nach Rosas Auto spähend, zuerst langsam durch die engen Gassen des Kahlenbergerdorfes, bevor sie zur St.-Leopolds-Kirche hinauffuhren, wo sie Rosas Auto auf dem Parkplatz entdeckten. Ludwig und Johanna stiegen aus und sahen durch die Scheiben des Geländewagens.
    »Sie ist sicher den Nasenweg runtergestiegen«, meinte Ludwig.
    »Sehe ich auch so. Ich nehme nicht an, dass die dumme Kuh in der Kirche sitzt oder Richtung Kahlenberg gelatscht ist.« Johanna wies Richtung Höhenstraße. »Also los.«
    Sie gaben Liebhart ihren Standort durch, und nachdem beide sich eine Taschenlampe aus Johannas Kofferraum genommen hatten, begannen sie, den schmalen Weg bergab zu gehen. Dabei blieben sie öfter stehen, um in den Wald zu leuchten. Vielleicht lag Rosa verletzt unter einem herabgestürzten schweren Ast begraben.
    »Seitdem sie auf Mörderjagd ist, muss man sich ununterbrochen Sorgen um sie machen«, schimpfte Johanna. »Falls sie jetzt schon wieder so einem Verrückten in die Hände gefallen ist, bekommt sie zu Weihnachten eine Knarre von mir.«
    »Ich habe da gute Kontakte zu einem Onkel aus der ehemaligen Sowjetunion. Er kann dir an Handfeuerwaffen oder Tretminen besorgen, was immer du willst«, antwortete Ludwig mit leuchtenden Augen.
    Johanna blieb stehen und sah ihn an. »Ludwig, hast du schon einmal etwas vom russischen Schwarzmarkt gehört und eventuell auch davon, dass der Handel mit solchen Waffen illegal ist?«
    »Tatsächlich?«, fragte er erstaunt.
    Als sie bei der Kehre neun ankamen, war es halb acht. Sie hatten noch eine Stunde Zeit, dann würde man hier die Hand vor Augen nicht mehr sehen können. Johanna pfiff wie eine alte Lokomotive, Ludwig sah sich besorgt nach ihr um, sie winkte ihm weiterzugehen.
    Kurze Zeit später konnte sie nicht mehr. Sie ließ sich auf einem Baumstumpf nieder, der Schweiß rann ihr in Strömen über das Gesicht. Sie vereinbarten, dass Ludwig allein weitergehen sollte. Er wäre ohne sie schneller. Johanna würde sitzen bleiben, um auf Liebhart zu warten.
    Als es dämmerte, war Ludwig kurz vor dem großen Ravelin. Auf dem Weg konnte er nur noch das Stück Boden erkennen, das die Taschenlampe vor ihm ausleuchtete. Er legte an Tempo zu, da er hoffte, das Ende des Weges zu erreichen, bevor es endgültig dunkel geworden war.
    In der Ferne hörte er leichten Donner. Nicht das auch noch, dachte er.
    Liebhart musste sehr dringend austreten. Obwohl er auf dem Nasenweg nichts mehr sehen konnte, drehte er die Taschenlampe ab und öffnete vor einem Baum die Hose.
    Als er fertig war, hörte er eine Stimme ein paar Meter neben sich. »Das war echt knapp, du hättest mich beinahe erwischt.«
    Er schrak so zusammen, dass er beinahe ausgerutscht wäre. »Bist du verrückt, kannst du nicht den Mund aufmachen, bevor ich vor dir pinkle!«
    »Ich wollte dich unter keinen Umständen stören. Es ist unglaublich unangenehm, einen Berg mit voller Blase runterzusteigen. Ludwig ist weitergegangen. Es donnert, ich gehe zur Kirche zurück und ruf die Bergrettung an«, meinte Johanna und

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