Wigges Tauschrausch
bitte, ich tu auch alles!«
In den nächsten zwei Tagen erhalte ich viele Antworten, in der Regel mit dem Tipp, dass ich nach Neuseeland fliegen soll, da die Maori, die dortigen Ureinwohner, angeblich Jade-Profis sein sollen und Neuseeland durch seine Lage am Feuerring, der Erdbebenspalte um den Pazifik herum, ein vorzügliches Jade-Land sei.
Um die Wartezeit zu überbrücken, gehe ich in Darwin auf einen Hippiemarkt und treffe dort einen Kartenleger. Er sitzt vor einem Klapptischchen und legt Karten mit Totenköpfen, dunklen Wolken und mystischen Zeichen. Ob er mir auch so viel Mut für den Tauschrausch machen kann wie die Wahrsagerin in Deutschland? Er dreht verschiedene Karten um, die alle sehr negativ aussehen. Auf einer sehe ich ein Skelett. Als ich gerade überlege, lieber sofort wieder zu gehen, rät er mir schnell und sehr konkret ein paar Sachen, ohne vom Tauschrausch zu wissen.
» Plane besser in den nächsten Monaten, sonst wirst du dein Ziel nicht erreichen!
Fixiere dich nicht nur auf das Ziel. Der Weg ist das Ziel.
Du wirst alles schaffen, aber nicht in der Zeit, in der du es dir wünscht!
Du wirst dein Ziel erreichen, aber anders als erwartet. Ich sehe Geld!«
Was hat er gesagt? Er sieht Geld? Also, wenn ich es schaffe, auf Hawaii 500000 Dollar für einen Tausch zu bekommen, für die ich mir ein Haus kaufen kann, wäre das ja auch nicht schlecht. So ganz schlau werde ich aus seinen Worten allerdings nicht. Trotzdem nehme ich die Ratschläge an, besser zu planen und den Weg als Ziel zu betrachten.
N euseeland
N ach der kleinen Tauschwettervorhersage handele ich, da ich nur noch 100 Stunden habe, um Jim Rogers in Singapur zum Jade-Tausch zu treffen. Da ich online keine weiteren Tipps bekomme, steige ich einfach ins Flugzeug. Einen Tag später stehe ich zwischen beeindruckenden Hochhausfassaden in Auckland, die man in den USA nicht besser hinbekommen hätte. Ich rolle mein Krokodilgemälde auf dem Bürgersteig aus und frage Passanten, ob jemand Kroko gegen Jade tauschen wolle. Doch so spontan ist der Neuseeländer nun auch wieder nicht.
Wenig später beobachte ich eine Demonstration von Maoris, die mit großen Bannern gegen Ölbohrungen in ihren Gebieten zwischen den Glasfassaden von Auckland demonstrieren. »Keine Ölbohrungen in unseren Gebieten!« oder ganz einfach »Lasst uns einfach in Frieden!«So richtig heile Welt scheint hier zwischen den weißen Siedlern und den Ureinwohnern wohl auch nicht zu sein. Ich drängele mich unauffällig mit meinem Krokodilgemälde zwischen die Demonstranten. Ganz so, wie ich es auf der Anti-Atom-Demo in Köln bereits geübt habe, rufe ich mit den Sprechchören: »Hört endlich auf mit den Ölbohrungen in unseren Gebieten!«
Viele Maori schauen mich verwundert an, ein Weißer, der den Weißen zuruft, endlich aus seinem Gebiet, wasihm doch gar nicht gehört, zu verschwinden. Aber viele Maori haben auch ihren Spaß an dem Auftritt des ungewöhnlichen Gasts und klopfen mir anerkennend auf den Rücken. Irgendwann frage ich einen jungen Maori-Demonstranten, ob er weiß, wo ich Jade eintauschen kann. Er findet zuerst nicht ins Thema, da seine Gedanken wohl bei den Ölbohrungen sind, hat dann aber einen heißen Tipp: »Geh ins Dorf Rotorua, wo die Maoribevölkerung am stärksten ist!«
Ich folge seinem Ratschlag und mache mich auf ins Dorf der Maori. Auf dem Weg dorthin kämpfe ich mich mit dem großen Gemälde, das ich wie einen Umhang über die Schultern geworfen habe, durch endlose Schafwiesen. So weit ich schauen kann, besteht Neuseeland aus weiten, leuchtend grünen und hügeligen Graslandschaften. Ein toller und entspannter Anblick – wären diese Wiesen nicht voller blökender Schafe. So weit das Auge reicht, Schafe! Sie schauen mich und das große Krokodilgemälde über meinen Schultern verstört an und laufen wild blökend weg. Scheinbar mögen sie keine Krokodile. Ich komme mir vor wie ein Schafhirte inmitten tausender Schafe, die alle auf einmal nach Hause getrieben werden müssen. Doch eigentlich will ich ja nur tauschen und bin erleichtert, als ich endlich im Maoridorf ankomme.
Ich werde von heißen Quellen empfangen, aus denen riesige schwefelhaltige Rauchfontänen aufsteigen, wie man sie von Islandfotos kennt. Mir ist klar, dass sich das Maoridorf auf einem Vulkan befindet. Vor dem Meeting House des Dorfes treffe ich Te Rangintirio Rekawaway Te Moanaoaoaku. Wow, das nenne ich einen ordentlichen Namen. Mein Name haut Te Rangintirio Rekawaway Te
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