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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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können, dass er hier war.
    Erst als sie den kalten Stahl an ihrer Kehle spürte, bekam sie es mit der Angst zu tun. Sir Christopher hatte immer dafür gesorgt, dass seine Seziermesser scharf genug waren, um ein menschliches Haar längs zu spalten. Eine unbedachte Bewegung, und die scharfe Schneide würde ihr die Kehle aufschlitzen.
    “Raus!” hörte sie den Wilden in ihr Ohr krächzen.
    “Du – ich – wir gehen!” Es gelang ihm nur mit Mühe, die Worte auszusprechen. Aber sie war dennoch verwundert, wie viel Englisch er an Bord des Schiffes gelernt hatte.
    “
Raus!”
Mit seiner freien Hand riss er sie herum, sodass ihr Rücken gegen seine muskulöse Brust gepresst wurde. Rowena stolperte über ihre Röcke, als er sie vorwärts zur halb offenen Tür drängte. Er umfasste ihre Taille, zog sie hoch und presste sie wieder an seinen halb nackten Körper. Dabei spürte sie seine muskulösen Schenkel überdeutlich. Es war erschreckend, wie Erregung sie plötzlich durchflutete – seltsam berauschend, obwohl sie doch gleichzeitig Todesängste ausstand.
    Würde er sie tatsächlich töten? Vernunft und Hoffnung sprachen dagegen. Schließlich hatte sie tot keinen Nutzen für ihn. Aber die Stimme der Angst sagte etwas anderes. Sie wollte es lieber nicht darauf ankommen lassen, was der Wilde tun würde, wenn sie um Hilfe schrie oder sich von ihm losriss.
    “Weißt du überhaupt, was du hier tust?” beschwor Rowena ihn, als er sie zur Tür trieb. “Wenn du mich umbringst, tötest du den einzigen wahren Freund, den du hier hast! Man wird dich zur Strecke bringen und abstechen wie einen tollwütigen Hund!”
    Der Wilde gab in barschem Ton einen Befehl in seiner Sprache, wahrscheinlich den, sie solle den Mund halten. Natürlich konnte er sie nicht verstehen. Aber Rowena war viel zu aufgeregt, um still zu sein. Sie redete unentwegt weiter, die Worte waren Balsam für ihre Angst.
    “Selbst wenn du entkommst, wo willst du hin? Du hast keine Kleidung … kein Geld … du weißt nicht das Geringste über dieses Land und seine Sitten …”
    Sie hatten die geöffnete Tür des Laboratoriums erreicht. Er wartete, um den Flur in beiden Richtungen zu überblicken, dann schubste er sie zur Treppe. Wenn er seinen Körper dicht an sie drängte, konnte Rowena die heftige Anspannung in ihm spüren.
    “Ich weiß, dass du in deine Heimat willst”, stieß sie hervor, als er sie unsanft die Steintreppe zur Großen Halle hinunterzerrte. “Aber du musst erst einmal hier bleiben. Ich kann dir helfen – ich kann dich unterrichten …”
    Am Fuß der Treppe blieb er unvermittelt mit ihr stehen. Mit den Blicken suchte er den riesigen Raum ab, vom großen, leeren Esstisch bis zu der kleinen Tür, die in die Küche führte, dann betrachtete er die wuchtige Eingangstür aus massivem Eichenholz, die mit gusseisernen Scharnieren und Querriegeln versehen war.
    “
Raus!”
Er schob sie an der Wand entlang, die Klinge kalt und scharf an ihrer Kehle. Rowena flehte im Stillen, dass niemand hereinkommen und sie überraschen möge, denn eine solche Begegnung würde den Tod bedeuten – für den Wilden, für sie selbst oder den vermeintlichen Retter.
    “Um Himmels willen, du darfst das nicht tun!” flehte sie ihn an, stieß gegen die Schneide und spürte den brennenden Schmerz und gleich darauf das Blut als dünnes Rinnsal an ihrem Hals hinunterlaufen. “Da draußen, das ist dein Tod! Hier im Haus bist du in Sicherheit!”
    Er beachtete ihre Aufregung nicht, sondern zerrte sie weiter zur Haustür, wo er stehen blieb. Rowena wusste genau, was er wollte. Er hatte keine Hand frei, also erwartete er, dass sie die Tür öffnete.
    Sie schob den Riegel zurück, denn sie hatte keine Wahl. Die schwere Tür war unverschlossen. Quietschend öffnete sie sich ohne weiteres Zutun, aufgestoßen durch den Wind, der über die Klippen hereinwehte. Der Wilde holte vorsichtig Luft, als er die Brise auf seinem Gesicht spürte, die den Duft des blühenden Moores und des Meeres hereintrug. Dann atmete er tief durch, sein Brustkorb wölbte sich, und die Rippen traten deutlich hervor.
    Er wäre sicher sofort hinausgestürzt, aber Rowena widerstrebte und drängte nach hinten, denn sie war in der Zwickmühle. Sobald er draußen wäre, würde der Wilde sicher ausreißen und verschwinden, was unausweichlich zu seinem Untergang führen musste. Hier zu bleiben war jedoch genauso gefährlich, denn jeden Augenblick konnte jemand auftauchen.
    “
Geh!”
Er schubste sie vor sich

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