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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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vorüberginge. Aber Bosley ließ es sich nicht nehmen, ihre Niederlage voll auszukosten. Mit Begeisterung und voller Gier umarmte er sie, seine feuchten Lippen erstickten sie fast in ihrem Eifer. Sie versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien, und ächzte heftig protestierend, als seine freie Hand ihren Körper begrapschte, ihre Brüste knetete und dann tiefer glitt, um ihre Hüften zu umfassen und sie dicht an sich zu ziehen, damit sie seine unverkennbare Erregung fühlen konnte. Rowena spürte die Hitze im Stall, die Lüsternheit der zuschauenden Bauern, die hilflose Wut von John Savage und ihre eigene glühende Empörung.
    Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis Bosley sie endlich losließ. Er schnaufte wie ein Hengst, seine Lippen speichelbedeckt und geschwollen, seine Augen unter den schweren Lidern unruhig zuckend. Schwindlig vor Abscheu und Ekel, taumelte Rowena zurück. Sie wollte sich übergeben oder ihm wie ein Falke mit den Klauen ins Gesicht fahren. Aber es gab nur eins, was jetzt wichtig war – das Leben ihres Wilden.
    Ohne ein Wort drehte sie sich um und ließ ihren Verlobten stehen. Erst als sie bei den Männern angekommen war, die den Wilden hielten, wagte sie es, wieder zu sprechen.
    “Wir müssen ihn ins Haus bringen. Schnell, um Himmels willen –
beeilt euch
!”
    Black Otter war wieder ein kleiner Junge, der wie ein Rehkitz durch die moosbedeckten Tiefen des Waldes schweifte. Licht und Schatten spielten auf seiner nackten braunen Haut, wenn er zwischen den Bäumen hindurchschlüpfte, während seine Ledermokassins kaum den Waldboden berührten. Die warme Luft war erfüllt mit den Düften von Kiefern, Erlen und feuchter, fruchtbarer Erde.
    Dahineilend erhaschte er flüchtige Blicke auf seine Brüder, die wilden Tiere des Waldes, die sich zwischen den Zweigen versteckt hielten. Lachend begrüßte er sie – zuerst war da ein Eichhörnchen. “Ich kann dich sehen, Xanikw, vor mir kannst du dich nicht verstecken.” Dann erblickte er einen Fuchs. “Hab keine Angst, Okwes, heute bin ich nicht hinter dir her!” Er sprach sie immer freundlich an. Sie waren die Kinder von Mesingw, dem Herrn und Beschützer des Waldes, der den Lenape nur gestattete zu jagen, wenn sie sich gut betrugen.
    Aber heute wollte er kein Wild erlegen, nur laufen, weil es ihm Spaß machte und die Stimme des Waldes ihn rief und immer tiefer auf weit verzweigten Pfaden ins Innere führte. Ein Schwarm weißer Schmetterlinge kreuzte seinen Weg. Ein unsichtbarer Specht hämmerte fröhlich im Takt an einer hoch aufragenden Platane. Um ihn herum gab es nur Frieden und Schönheit.
    Die überhängenden Zweige waren so dicht, dass er die am Himmel heraufziehenden Wolken nicht sehen konnte. Er ahnte nichts von dem sich zusammenbrauenden Gewitter, bis es mit aller Gewalt über ihn hereinbrach. Der Sturm peitschte die Bäume, heulend wie ein bösartiges Ungeheuer. Regen prasselte in kalten Güssen herab und klatschte sein langes schwarzes Haar gegen seine Schultern. Black Otter kämpfte sich mühsam vorwärts, zerkratzt und verletzt von den hin und her peitschenden Zweigen.
    Unmittelbar vor ihm, mitten auf dem Weg, schlug der Blitz in einen uralten Baum ein und spaltete den Stamm wie der Schlag einer riesigen Axt. Vor Schreck fiel Black Otter zu Boden und rührte sich nicht mehr. Die Zeit schien stillzustehen, während er dort lag, betäubt und zitternd. Während sich allmählich die Dämmerung ausbreitete, hörte er das Rauschen des Regens und, nicht weit entfernt, den Schrei eines Pumas. Von panischer Angst getrieben, rappelte er sich hoch und rannte los.
    Dornige Zweige zerkratzten seine Haut, als er sich seinen Weg durch das unwegsame Dickicht bahnte. Er stürzte sich durch das dichte Gestrüpp, nichts anderes mehr als den Gedanken an Flucht im Sinn. Ein Schritt, noch ein Schritt – und plötzlich trat er ins Leere. Er stürzte durch das Unterholz hinab und fiel, schreiend und mit ausgebreiteten Armen und Beinen, tiefer und immer tiefer, als wäre er tatsächlich vom Rand der Erde abgestürzt.
    Er fühlte, wie die Baumkronen zu Füßen des Felsvorsprunges ihn zerstachen und seine Haut zerkratzten, als sie seinen Sturz abbremsten, dann den plötzlichen Schock, als er auf dem harten Boden aufschlug. Er gab ein leises Wimmern von sich, wie ein kleines, verirrtes Wolfsjunges, bevor alles um ihn herum in Dunkelheit versank und er nur noch still dalag.
    Irgendwann spürte Black Otter, dass das Unwetter vorüber war und er von riesigen

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