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Wild und gefaehrlich

Wild und gefaehrlich

Titel: Wild und gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Umkreis von New York vernascht. Na also, da konnte man nicht klagen.
    Die beiden Jungen standen im Gang der ersten Etage. Sie lehnten rechts und links neben der Tür zum Waschraum an der Wand, jeweils mit einem Waverly-Becher bewaffnet, und sahen wie sehr verantwortungsbewusste Eulen aus. Wie sehr verantwortungsbewusste, sehr verschiedene Eulen – die eine kompakt, zugeknöpft (und steif), in einen Armani-Pullover gewandet und mit perfekt in Form gegelter Strubbelhaarfrisur, eben ganz Brandon, während dem schlaksigen Julian eine abgefahrene Strickmütze auf dem Kopf saß, unter der seine sonnengebleichten dunkelblonden Haare wie Stroh herausstachen. Er trug ein Question-Authority-T-Shirt über einem roten Thermo-Hemd und eine dunkelbraune Anzughose, die eindeutig aus einem Secondhand-Laden stammte. Die zwei wirkten wie Das seltsame Paar, oder besser, wie Starsky und Hutch in der Version mit Ben Stiller und Owen Wilson.
    Tinsley stöckelte über den Gang auf sie zu und ließ die Absätze auf dem glatten Marmorboden klappern. Die beiden sahen auf, als sie sich näherte. Solange Tinsley zurückdenken konnte, hatte Brandon sie immer verabscheut. Aber jetzt trug er den gleichen starren Blick zur Schau, den Tinsley nur zu gut von all den anderen Jungs kannte, die ihr zu Füßen lagen. Oh Brandon, da verbrenn dir mal nicht die Patschhändchen, dachte Tinsley amüsiert, denn Brandon war überhaupt gar nicht ihr Typ, viel zu verkrampft und bestimmt anfällig für einen stressbedingten Herzinfarkt mit sechsundzwanzig.
    Julian hingegen... Nun, sie kam anscheinend gut voran mit ihrem Plan, ihm den Kopf zu verdrehen. Und es machte ihr mächtig Spaß, vielleicht sogar ein bisschen zu sehr.
    Genau in dem Moment, als sie den Jungen zur Begrüßung zuwinkte, summte Tinsleys Handy. Sie klappte es auf und sah eine SMS von Heath: LEHRERALARM. Hu, kleine Aufregung im Busch.
    »Ihr Hübschen, da kommt jemand – husch, husch ins Körbchen!« Tinsley rannte die letzte Strecke, stieß die Tür zum Waschraum auf und scheuchte die Jungen hinein.
    »Danke für deine Fürsorge, Carmichael.« Offensichtlich war Brandon noch nicht bereit, alle seine Aversionen gegen sie fallen zu lassen. Gut so! Es gefiel Tinsley, dass er mit sich kämpfte. So blieb die Sache interessant. Indem er sie beim Nachnamen ansprach, versuchte er sich wohl davon zu überzeugen, dass sie für ihn nicht anders war als die anderen – ha. Abwarten.
    Tinsley warf ihm eine Kusshand zu. »Nichts zu danken, Brandon. Ich dachte nur, ihr würdet gern mal unser Heiligtum von innen sehen.« Die Waschräume in Dumbarton waren moderner als der Rest des Gebäudes, geschmackvoll eingerichtet, mit einem großen Spiegel und Waschbecken an der Längsseite versehen und mit drei Duschkabinen ausgestattet.
    »O là là, ist es hier sauber«, stellte Julian staunend fest und ließ den Blick über die Fächer gleiten, in denen die Mädchen ihre Bade- und Duschutensilien verstauten. Tinsley band ihm nicht auf die Nase, dass hier gewöhnlich das Chaos tobte und lediglich die Langweile des heutigen Tages die Mädchen veranlasst hatte, ihre Fächer aufzuräumen, Zahnpastatuben von angetrockneten Rändern zu befreien und ihre Kosmetikfläschchen säuberlich aufzureihen. »Meine Güte, was für eine Menge Gesichtszeug!« Julian angelte eine Flasche Benefit Fantasy Mint Wash aus einem Fach, aus einem anderen L’Occitane Oliven-Gesichtslotion. »Wofür ist denn das alles?«
    »Eins ist Reinigungsmilch, das andere Toner.« Brandon berührte die Flasche von L’Occitane. »Das Zeug ist gut.«
    Tinsley kicherte. Brandon tat sich manchmal wirklich keinen Gefallen. Sie wusste ja, dass er ein bisschen feminin war, trotzdem war es abartig, dass er sich mit Hautpflege besser auskannte als sie. »Das ist meins. Stell es bitte wieder hin!«
    Julian hielt die Flasche hoch. »Nö. Ich möchte die Zauberlotion mal ausprobieren.« Er schraubte die Kappe von dem Toner und kippte sich davon in die Handfläche, dann klatschte er ihn sich ins Gesicht und verteilte ihn wie Aftershave. »Seh ich schon anders aus? Bin ich jetzt schön?«
    »Nein«, erwiderte Brandon im gleichen Moment, als Tinsley »Ja« sagte.
    Brandon verdrehte die Augen. »Du hast einfach keine so zarte Haut wie Tinsley, verstehst du?«
    So zarte Haut wie ich? Jetzt verdrehte Tinsley die Augen. Brandons lahmer Versuch, mit ihr zu flirten, klang, als wolle er sich einschmeicheln. Und das machte Tinsley definitiv nicht an. Mit seinem üblichen

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