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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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eine schwarze Dunkelheit gähnte. Virginia wünschte, sie wäre so klug gewesen, eine Kerze mitzubringen. Vorsichtig schlich sie weiter und fand sich in einem kleinen Laderaum wieder, in dem Kisten und Fässer standen. In einer Ecke kauerte sie sich hin und merkte, dass sie immer noch die Pistole in der Hand hielt, die nun nutzlos war, denn in der Eile hatte sie nicht daran gedacht, Pulver und Kugeln an sich zu nehmen.
    Doch sie warf die Waffe nicht zur Seite. Während ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, drehte sie die Pistole und hielt den Lauf in der rechten Hand.
    Dann gaben ihre Knie nach. Er hatte gesehen, dass sie auf ihn geschossen hatte. Dessen war sie sich sicher. Sie war davon überzeugt, dass sie Verblüffung auf seinem Gesicht gesehen hatte.
    Natürlich hatte sie seine Züge nicht genau erkennen können, und daher konnte sie nur mutmaßen, wie der Kommandant auf den heimlichen Scharfschützen reagiert haben mochte.
    Was würde jetzt geschehen?
    Gerade merkte Virginia, dass das Wasser, in dem sie hockte, ein wenig gestiegen war, da hörte sie Schüsse: Musketensalven wurden abgefeuert. Degen klirrten. Der Magen krampfte sich ihr schmerzvoll zusammen. Die Piraten hatten das Schiff geentert. Ermordeten sie nun die ganze Crew?
    Und wie mochte ihr eigenes Schicksal aussehen?
    Eine entsetzliche Angst packte sie. Ihr erster Gedanke war, dass man ihr womöglich Gewalt antun würde. Zitternd machte sie sich bewusst, dass das Leckwasser im Kielraum ihr inzwischen bis zu den Fußknöcheln reichte.
    Dann versteifte sie sich. Die Schüsse und das Klirren der Degen hatten aufgehört. Auf den Decks über ihr war es mit einem Mal unheimlich still. Großer Gott, ob der Kampf bereits vorüber war? Konnten die fremden Männer das amerikanische Schiff so rasch überwältigt haben? Nach Virginias Schätzung befanden sich über hundert Matrosen an Bord der „Americana“. Die tödliche Stille hielt an.
    Falls er sie doch nicht gesehen hatte, würde er das Schiff vielleicht nur plündern und wieder zu dem höllischen Ort zurücksegeln, von dem er gekommen war.
    Aber was würde er tun, wenn er ihr Vorhaben bemerkt hatte?
    Virginia spürte ein Zittern am ganzen Leib, doch sie redete sich ein, dass das bloß an dem kalten Wasser lag, das ihr nunmehr bis zu den Waden reichte.
    Würde er sie töten?
    Beharrlich redete sie sich ein, dass die Ermordung einer unschuldigen achtzehnjährigen Frau keinen Sinn ergab. Gleichwohl war es nicht so unwahrscheinlich, wenn ein rücksichtsloser, gedungener Freibeuter ein Handelsschiff angriff, das Baumwolle, Reis und andere Güter beförderte.
    Einen Moment lang beruhigte Virginia sich mit der Tatsache, dass sie oftmals auf vierzehn Jahre geschätzt wurde, da sie so dünn war. Ihr Gesicht war schmal und blass, ihr Haar ein ungebändigtes Gewirr. Ein Glück, dass sie nicht aussah wie Sarah Lewis!
    Sie erstarrte.
    Unmittelbar über ihrem Kopf waren Schritte zu hören. Sie erschauerte. Jemand durchquerte das Quartier der Seeleute, genau wie sie, als sie ein Versteck gesucht hatte. Am ganzen Leib bebend, starrte sie auf den Durchgang, durch den sie gekommen war. Ihre Augen hatten sich zwar an die Dunkelheit gewöhnt, aber trotzdem vermochte sie dort, wo die Leiter zum oberen Deck führte, nichts zu erkennen.
    Holz knarrte.
    Virginia schloss die Augen. Nach all den Tagen, die sie auf See gewesen war, hatte sie sich an die charakteristischen Geräusche des Schiffes gewöhnt – an das Neigen und Rollen, das Ächzen der Balken, an die leicht an den Rumpf klatschenden Wellen. Daher wusste sie sofort, dass dieses Geräusch kein natürliches war, sondern von jemandem stammte, der die Leiter herunterstieg.
    Schweißtropfen liefen zwischen ihren Brüsten hinab.
    Sie umklammerte die Pistole fester und verbarg sie in den Falten ihres Rocks.
    Niemand anders als er kam dort die Leiter herunter, sie wusste es einfach.
    Plötzlich sah sie den Schein einer Kerze an der Luke.
    Virginia blinzelte. Der Schweiß brannte ihr in den Augen, doch sie gewahrte eine weiße Erscheinung auf den unteren Sprossen der Leiter, die die Kerze hochhielt und genau den Raum ausleuchtete. Sie vermochte nicht mehr zu atmen und fürchtete schon zu ersticken.
    Dann kam er durch den Durchgang.
    Reglos verharrte sie in kauernder Haltung. Er hielt die Kerzehoch, entdeckte Virginia sogleich, und ihre Blicke trafen sich.
    Sie vermochte die Augen nicht von ihm zu wenden. Wenige Schritte von ihr entfernt stand das unbarmherzige

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