Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
plötzlieh aufloderte. „Dann können Sie mich auf diesem Schiff lassen und einer anderen Frau Gewalt antun.“
    Seine Augen wurden starr, als er sie einen langen, angespannten Augenblick ansah. „Ich sagte Ihnen schon, dass Sie mein Gast sein werden.“
    „Soll ich etwa einem Mörder glauben?“
    Ein Muskel in seiner Wange zuckte. „Sie können glauben, was Sie wollen, aber es entspricht nicht meiner Gewohnheit, meinen Gästen Gewalt anzutun. Offen gestanden ist es überhaupt nicht meine Art, einer Frau Gewalt anzutun. Und jetzt hinauf mit Ihnen!“
    „Warum dann also?“, fragte sie verwirrt.
    „Allmählich reicht es mir mit Ihren Fragen, Miss Hughes.“
    Virginia gab schließlich nach, raffte die Röcke und kletterte die Leiter hinauf, ohne diesmal nach unten zu schauen.
    Oben jagte der Wind Wolken über den blauen Himmel, und der Geruch des Todes lag über dem ganzen Schiff. Beklommen sah Virginia, dass die Leichname von fünf amerikanischen Seeleuten nebeneinander auf den Planken lagen. Offenbar sollten sie jeden Moment der See überantwortet werden. Einer der Toten war der treue Kapitän Horatio. Virginia kämpfte gegen die Tränen an. Er war mehr als freundlich zu ihr gewesen – merkwürdigerweise hatte er sie an ihren Vater erinnert.
    Der Rest der amerikanischen Crew war gefesselt.
    „Mac! Gus!“, rief der Pirat. Ein stämmiger Seemann, in dessen Gürtel zwei Pistolen, zwei Dolche und ein Degen steckten, eilte herbei, dichtauf gefolgt von einem schlanken blonden Burschen, der ebenfalls gut bewaffnet war. „Cap?“, fragte der Rotschopf.
    „Gus wird Miss Hughes auf die ,Deflance’ bringen. Sorgen Sie dafür, dass ihr Gepäck nicht vergessen wird. Geben Sie folgende Order an die Besatzung weiter: Niemand wird mit ihr sprechen, sie anschauen oder sich ihr sonst in irgendeiner Weise nähern. Sie ist mein Privatbesitz, und was die Crew betrifft, so existiert diese Dame nicht. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“
    Mac nickte. „Ja, Sir.“
    Gus nickte ebenfalls mit grimmiger Miene. Keiner der beiden schaute zu Virginia herüber, nicht einmal aus den Augenwinkeln.
    Virginia war die Kehle wie zugeschnürt. Er hatte sie zu seinem Eigentum erklärt? „Ich dachte, ich wäre Ihr Gast!“, rief sie.
    Doch der Kapitän achtete gar nicht auf sie, genau wie Mac und Gus. „Mac, Sie übernehmen die Führung dieses Schiffes“, sprach der Pirat mit den golden schimmernden Haaren. „Segeln Sie damit nach Portsmouth. Dort werden wir unsere Prämie von dem Prisenagenten erhalten. Drogo, Gardener und Smith bleiben mit Ihnen an Bord, um Ihnen zur Hand zu gehen. Suchen Sie sich zehn weitere Männer aus. Ich werde nachfolgen“, sagte er.
    Mac blinzelte. „Sie kommen mit uns nach Portsmouth?“
    Er klopfte dem Rotschopf auf die breite Schulter. „Unsere Pläne haben sich geändert“, merkte er trocken an. „Sie werden in Portsmouth wieder an Bord der ,Defiance’ sein.“
    „Aye, Sir.“
    Virginia hatte aufmerksam zugehört, und nun sank ihr das Herz. Warum änderten sich seine Pläne? Sie betete, diese Wendung möge nichts mit ihr zu tun haben.
    Und was gedachte er mit ihr zu tun? Sie erkannte schließlich, dass sie gut genug gekleidet war, um ihn auf den Gedanken zu bringen, Lösegeld für sie zu verlangen. Eine neue Angst – eine große Furcht – bemächtigte sich ihrer.
    Der Pirat wandte sich ab.
    „Captain O’Neill?“ Gus eilte ihm nach.
    O’Neill verlangsamte seine Schritte nicht. „Sie dürfen Miss Hughes ansprechen, allerdings nur, um herauszufinden, wo sich ihr Gepäck befindet, und sie dann zu meiner Kajüte geleiten, Gus.“ Nicht ein einziges Mal drehte er sich zu Virginia um. Stattdessen sprang er behände auf das nächste höher gelegene Deck, wo die Geschütze der „Defiance“ großen Schaden am Mittelmast und den Segeln angerichtet hatten. Einige Piraten waren bereits damit beschäftigt, die Takelage auszubessern.
    „Zurrt den Hauptmast fest“, befahl er. „Unter Deck liegt noch ausreichend Segeltuch. Ersetzt das große Stagsegel. Der Rest kann geflickt werden. Jeder soll mit anpacken. Ihr habt eine Stunde, dann setzen wir die Segel. Diesen Wind möchte ich mir nicht entgehen lassen.“
    Virginia starrte wie benommen auf die große Gestalt dieses anmaßendes Mannes, bis sie merkte, dass sie jemand ansprach.
    „Miss Hughes, hier entlang bitte, Miss Hughes.“
    Sie drehte sich um und sah sich dem blonden Mann gegenüber, der jünger als sie zu sein schien. Seine Wangen waren

Weitere Kostenlose Bücher