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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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einigen Stunden ausgeritten, aber später als sein Bruder und zudem in einem gemächlicheren Tempo. Bestimmt hatte der jüngere O’Neill sein Tagewerk in Angriff genommen. Virginia spähte in das Speisezimmer und sah, dass der Tisch nur für eine Person gedeckt war. Sie seufzte, zwischen Enttäuschung und Erleichterung schwankend.
    Schließlich griff sie in den Brotkorb und nahm eine Scheibe von dem Rosinenbrot, das noch warm vom Ofen war. Dann ging sie nach oben und beschloss, nicht mehr über Devlin O’Neill nachzudenken. Stattdessen würde sie Reithosen anziehen, die sie von zu Hause mitgebracht hatte, und einen langen Ausritt über die Ländereien der O’Neills machen.
    Virginia hatte die Brotscheibe verzehrt, als sie ihr Schlafzimmer betrat. Fiona machte soeben summend das Bett und hatte sämtliche Fenster geöffnet, um die warme Frühlingsluft hereinzulassen. Virginia beachtete das Hausmädchen nicht, sondern trat an den Schrank, um den Koffer hervorzuholen. „Guten Morgen“, grüßte Fiona sie mit bester Laune.
    Virginia verspürte ein eigenartiges Kribbeln am ganzen Leib. Argwohn regte sich in ihr – was ging hier vor? Langsam stellte sie die Reitstiefel ab und drehte sich um, die Reithosen in der Hand.
    Fiona strahlte förmlich über das ganze Gesicht. „Ich habe Ihnen Rosen aus dem Garten mitgebracht“, säuselte sie und deutete auf die rosafarbenen Blumen in der Vase auf dem Nachttischchen.
    Der Argwohn verwandelte sich in ein Gefühl des Unbehagens. Virginia fragte sich, ob Sean oder Devlin die Bedienstete für ihre ablehnende Haltung gerügt hatten. „Danke“, sagte sie gedehnt. „Könntest du mir aus dem Kleid helfen?“
    „Gewiss!“ Fiona eilte förmlich durch den Raum, und Virginia erhaschte einen Blick auf ihr glückstrahlendes Antlitz, ehe sie dem Hausmädchen den Rücken zudrehte. Während die andere Frau die vielen kleinen Haken und Ösen öffnete und Virginia aus dem Kleid half, sagte sie: „Du bist auffallend fröhlich heute.“
    Fiona lachte ausgelassen. „Es ist ein herrlicher Tag, nicht wahr?“
    Virginia verspürte ein ungutes Gefühl. Sie zog die Breeches an und stieg in die hohen, abgetragenen Reitstiefel. Ein einfaches Baumwollhemd, das sie nachlässig in die Hose steckte, rundete die Reitkleidung ab. „Hast du eine gute Nachricht erhalten?“, fragte sie Fiona und begann die Stiefel zu schnüren.
    Wieder ließ das Hausmädchen dieses übertrieben fröhliche Lachen vernehmen. „Ich denke, ich bin verliebt“, teilte sie ihrem Gast überschwänglich mit.
    Virginia erschrak und schaute auf. „Ver...liebt?“
    Fiona nickte eifrig und klatschte vor Freude in die Hände. „Es war alles so, wie ich es mir erträumt hatte. Er war genau so, wie ich ihn mir erträumt hatte, müsste ich eigentlich sagen! Oh Gott, es war wundervoll! Was für ein Mann, so stark, so unermüdlich ...“ Schließlich verstummte sie, ihre Wangen glühten, und ihr Blick wurde träumerisch verschwommen.
    „Du ... du und Devlin?“, brachte Virginia mühsam hervor und merkte, dass sich ihr der Magen schmerzhaft zusammenkrampfte.
    „Ja“, rief Fiona verzückt aus. „Er hat mich die ganze Nacht geliebt, dieser Mann ist so kraftvoll wie ein Hengst! Noch nie habe ich bei einem Mann wie ihm gelegen, und ich kann es gar nicht abwarten, heute Abend wieder in seinen Armen zu liegen!“
    Devlin hatte Fiona in sein Bett geholt.
    Virginia sank auf die Stuhlkante, benommen und ganz krank von der Vorstellung.
    Gestern Abend hatte Devlin sie geküsst und umarmt, und dann war er zu Fiona gegangen.
    Virginia war kurz davor, sich zu übergeben. Doch irgendwie rang sie sich ein Lächeln ab und stand auf. „Das freut mich für dich, Fiona. Ihr zwei werdet ein hübsches Paar abgeben.“
    „Nicht wahr? Er hat Haare wie Gold, ich bin schwarzhaarig. Er sieht umwerfend aus, und ich bin schön“, schwärmte sie und richtete ihren sehnsüchtigen Blick in die Ferne.
    Virginia eilte aus dem Raum, und als sie die Treppe hinunterlief, vermochte sie kaum zu atmen, denn ihr Herz pochte bis zu den Schläfen. Sie rannte aus der Haustür und erbrach sich hinter dem erstbesten Rosenbusch.
    Als das Würgen nachließ, kroch sie an die Seite des Hauses und blieb dort sitzen, am ganzen Leibe zitternd. Bilder von Devlin, wie er sich auf Fiona abmühte, verhöhnten sie und brannten wie Salz in einer klaffenden Wunde. Es dauerte eine Weile, ehe sie wieder Herr ihrer Gefühlswirren war, und erst da begannen die furchtbaren Bilder sie wütend

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