Wilde Leidenschaft, zärtliches Glück
Tochter abzugeben, die allen Erwartungen entsprach.
Schon darum besaßen ihre Töchter mehr Hosen als Kleider, zumindest bis zu Ricks Großeinkauf.
„Dann kam die Bedienung und hat dir aus Versehen Cola übers Kleid gekippt“, erzählte er weiter. „Ich werde nie vergessen, wie du darauf reagiert hast.“
„Oh Gott“, flüsterte sie. „Jetzt fällt es mir auch ein.“
Jahrelang hatte sie nicht mehr daran gedacht. Aber jetzt, da er davon sprach, erinnerte sie sich plötzlich wieder.
Rick setzte sich auf. Er schob ihr ein Kissen hinter den Rücken und nahm ihre Hand. „Du hast nicht getobt oder geschrien. Du hast einfach nur dagesessen, mit dem braunen Fleck auf dem Kleid, und hast geweint.“ Mit dem Daumen strich er ihr über den Handrücken. „Dicke Tränen liefen über dein Gesicht, während deine Mom versucht hat, das Kleid sauber zu machen. Die Bedienung hat sich ständig entschuldigt, nur von dir war kein Laut zu hören. Dein Dad hat dich nicht einmal angesehen, sondern ist mit Brad zusammen rausgegangen.“
„Solche Vorfälle hat er nie gemocht“, sagte Sadie leise.
Sonntags hatten sie öfter bei Claire’s gegessen, weil ihr Vater es gut fand, ortsansässige Unternehmen zu unterstützen. Seiner Meinung nach sollte die Familie Price anderen mit gutem Beispiel vorangehen. Und stets nur den besten Eindruck machen.
Als sie an diesem Abend nach Hause gekommen waren, hatte er sie gelobt, im Restaurant keinen Wutanfall bekommen zu haben. Es sei allein die Schuld der Kellnerin gewesen, und in der ganzen Stadt würde man sich erzählen, welch eine vollkommene Lady Sadie sei.
Eine Lady.
Mit sieben.
Wie eingeengt sie aufgewachsen war!
„Auch mit sechzehn warst du wunderschön“, fuhr Rick fort und küsste sie auf die Stirn.
Froh über den Themenwechsel, lachte sie. „Komm schon! Damals hast du mich nicht einmal bemerkt.“
„Das glaubst du?“ Er legte den Arm um sie und zog sie näher zu sich. „Ich weiß noch, wie ich einmal mit ein paar anderen Basketball im Park gespielt habe. Dann bist du mit Abby vorbeigegangen. Es waren auch noch andere Mädchen dabei, aber ich erinnere mich an keine von ihnen, weil ich nur Augen für dich hatte. Wieder hattest du einen Pferdeschwanz. Du hattest weiße Shorts an und ein rotes Top und hast über irgendetwas gelacht. Da habe ich mir gedacht, dass es auf der Welt bestimmt nichts Schöneres gibt als dich.“
„Das erfindest du jetzt!“
„Nein. Ich hab deinen Namen gerufen und dir den Ball zugeworfen. Du warst überrascht, hast ihn aber gefangen. Dann hast du überlegt, mich ratlos angesehen und ihn einfach ins Gras gelegt.“
Es freute sie, dass er sie damals doch bemerkt hatte. Was wohl passiert wäre, wenn sie statt wortlos weiterzugehen mit ihm geredet hätte?
„Ja“, sagte sie lachend, „jetzt erinnere ich mich. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte dir den Ball zuwerfen, hatte aber Angst, etwas falsch zu machen. Auslachen lassen wollte ich mich nicht, also habe ich gar nichts gemacht. Typisch Price eben. Immer besorgt darum, was die Leute denken.“
„Darauf wollte ich nicht hinaus.“
„Worauf denn dann?“, wunderte sie sich. Natürlich fand sie es nett, dass sie ihm aufgefallen war, aber Gespräche über die Vergangenheit änderten nichts an der Zukunft.
„Du warst immer die schöne, unnahbare Sadie.“
„Stimmt“, bestätigte sie und schüttelte den Kopf, wie um die Erinnerungen abzuschütteln. „Meine Eltern haben mich von allem abgeschottet, bis ich alt genug war, den ‚Richtigen‘ zu heiraten. Natürlich war es der Falsche.“
Rick überlegte. „Vielleicht solltest du jetzt einen ‚Falschen‘ heiraten, damit er sich als der Richtige herausstellt.“
Seufzend sah sie ihn an. „Du gibst wohl nie auf, was?“
„Ich bin ein Marine , Darling. Für uns gibt es kein Aufgeben.“
„Warum bist du nur so stur?“
„Wenn ich etwas will, bekomme ich es auch.“
„Aber warum mich?“
„Hast du noch nie in den Spiegel geschaut? Du bist wunderschön. Umwerfend sexy. Und klug außerdem. Ja – und die Mutter meiner Kinder.“
„Womit wir wieder beim Thema wären.“ Sie befreite sich aus seiner Umarmung, stand auf und trat ans Fenster, das nach vorne hinausging. Dann wandte sie sich brüsk zu ihm um. „Darum bist du nämlich in Wahrheit hinter mir her.“
„Was ist denn falsch daran?“
„Ich will nicht einfach nur ein Punkt auf deiner Aufgabenliste sein, den du abhaken kannst. Dein Pflichtgefühl in
Weitere Kostenlose Bücher