Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
Vom Netzwerk:
verängstigte Lizzie.
    Holt presste die Lippen zusammen. Es fiel letztlich Jeb zu, Barrett zur Verantwortung zu ziehen. Doch sobald er an jene Nacht zurückdenken musste, wünschte sich Holt wieder, er hätte derjenige sein können, der dem Dasein dieses Mistkerls ein Ende bereitete.
    „Ich will Sie von nichts abhalten, Mr. McKettrick", hörte er Lorelei sagen. Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie ein Urteil über ihn gefällt hatte, das nicht zu seinen Gunsten ausfiel. Er hatte seine Frau und seine Tochter sich selbst überlassen, an dieser Tatsache ließ sich nicht rütteln, und es gab auch nicht viel, was er zu seiner Verteidigung vorbringen konnte.
    Also nickte er nur und sah Lorelei nach, die sich von ihm abwandte und fortging. Er neigte nicht dazu, sich vor anderen zu rechtfertigen oder ihnen etwas zu erklären. Warum wollte er dann ihr nachlaufen und sich rechtfertigen? Sollte er ihr sagen, dass er nicht von Lizzie gewusst hatte? Dass er sich immer mit Olivia aussöhnen wollte, aber nie Zeit dafür fand? Dass es ihm nie gelungen war, seinen dummen Stolz zu überwinden?
    Er fluchte leise. Wäre sein Hut in diesem Moment nicht bei seinem Pferd gewesen, dann hätte er ihn sich vom Kopf gerissen und wutentbrannt gegen den Oberschenkel geschlagen.

9. Kapitel

     
    John Cavanagh verspürte ein Kribbeln an seinem Rückgrat, genauso wie damals anno '64, unmittelbar bevor die Kanonenkugel der Rebellen ihn ein Stück seines Oberschenkels gekostet hatte. Er sah nach Tillie, die sich auf der anderen Seite des schmalen Tals befand und auf ihrem Maulesel ritt, dicht gefolgt von diesem nutzlosen Hund mit dem gelblichen Fell.
    Wahrscheinlich hielt sie sich nicht in Schussweite eines Gewehrs auf, also musste er ihr keine Warnung zurufen, obwohl er genau das am liebsten getan hätte.
    Holt war in der Stadt unterwegs, wo er unter anderem nach einem Anwalt für Gabe suchte, während der neue Mann Kahill umherstreunende Tiere zusammentrieb. Die Herde hatte einmal zweihundert Stück gezählt, war jetzt aber nach Johns Einschätzung auf weniger als fünfzig geschrumpft. Sie brauchten also jedes Tier, das sie aus dem Strauchwerk zurückholen konnten.
    Da war dieses Kribbeln wieder. Jemand beobachtete ihn. Jemand, der sich ganz in der Nähe aufhielt und der vermutlich einen Gewehrlauf auf ihn gerichtet hatte. Er nahm die Zügel an und blickte sich um.
    Der Reiter stand mit seinem Tier auf der Hügelkuppe unter einigen Eichen. John erkannte den Mann an seinen Konturen und an der Körperhaltung: Templeton. Angewidert spie er aus, wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab und steuerte zielstrebig auf diesen Hurensohn zu, der es wagte, ungebeten sein Land zu betreten. Templeton wartete geduldig, der Lauf seines Gewehrs ruhte fast beiläufig auf der vorderen Sattelkante. Er trug eine Melone und die Art von Klamotten, in denen ein Texaner heiratete oder sich beerdigen ließ, die er aber ansonsten niemals aus dem Schrank holte. Sein sandfarbener Schnauzbart zuckte leicht, und er schlug die Fliege weg, die um seinen Backenbart schwirrte. Etwas, das als ein Lächeln durchgehen sollte, umspielte seinen bogenförmigen Mund.
    „Guten Tag, John." Er sprach mit einem affektierten englischen Akzent, mit dem er bei einer Teeparty auf einem Schloss besser aufgehoben gewesen wäre als mitten in Texas.
    John ließ seinen Blick zum Gewehr wandern.„Auf der Jagd?", fragte er.
    „Das hier ist ein raues Land", gab Templeton ruhig zurück. „Ein Mann kann gar nicht vorsichtig genug sein."
    „Das stimmt allerdings", entgegnete John und rückte seinen Hut zurecht. Dessen Innenband juckte, da es sich mit Schweiß vollgesogen hatte. „Ich nehme nicht an, dass Sie mein Vieh versehentlich mit irgendwelchem Wild verwechseln. Dafür sind Sie doch ein viel zu guter Sportsmann."
    Templeton seufzte schwer. „Die armen Geschöpfe kommen mir ziemlich schmächtig vor", bemerkte er mit gespieltem Bedauern. „Fell, Haut, Hufe und Hörner, mehr haben Sie doch da nicht auf der Weide. Wenn ich das richtig sehe, lohnt es sich dafür bestimmt nicht, zum Markt zu fahren."
    „Dann würde ich sagen, dass Sie nicht richtig hingesehen haben."
    „Wie ich höre, haben Sie verkauft", meinte der Engländer und lächelte schwach. „Ich bin von Ihnen enttäuscht, John. Sie wissen, ich hätte Ihnen einen guten Preis gezahlt."
    John erwiderte das Lächeln und spie auf den Boden. „Lieber würde ich mein Land dem Teufel überschreiben", sagte er. „Außerdem hatten Sie

Weitere Kostenlose Bücher