Wilde Rose der Prärie
Mit diesen Worten wandte er sich von ihr ab und ging so zügig zur Tür, dass Angelina ihm hastig Platz machte.
Der Hund zögerte noch, sah traurig zu Lorelei, folgte dann aber dem Besucher nach draußen.
Wütend begann Lorelei den Boden zu fegen, wobei sie so einsam und verloren aussah, dass Angelina fast die Tränen kamen.
Das arme Kind. „Ich glaube, er ist ein guter Mann", wagte Angelina einen leisen Vorstoß.
Lorelei sah gar nicht erst auf, sondern fegte so heftig weiter, dass sie mehr Staub aufwirbelte, als sie tatsächlich zusammenkehrte. „Es ist Ihr gutes Recht, eine eigene Meinung zu haben, Angelina", sagte sie kühl.
Angelina seufzte. Sie hatte Lorelei praktisch aufgezogen, da sie ins Haus der Richters kam, nachdem seine Frau nur Tage zuvor zu diesem Hospital in San Francisco gereist war. Sie und Raul hatten nie selbst Kinder gehabt, und insgeheim taten sie oft so, als sei Lorelei ihre leibliche Tochter.
„Raul und ich, wir werden auch nicht jünger", äußerte sie sich zurückhaltend. „Wenn wir nicht mehr sind, brauchen Sie jemanden, der auf Sie aufpasst." Eine Träne lief über Loreleis Wange, doch mit einer raschen Bewegung ihrer Schulter wischte sie sie weg. „Ich kann auf mich selbst aufpassen", erwiderte sie und konzentrierte sich weiter auf ihre vergeblichen Bemühungen, den Boden zu fegen. Angelina kam zu ihr, nahm ihr den Besen aus der Hand und zog sie an sich. Zunächst widersetzte sich Lorelei, dann aber ließ sie doch zu, von Angelina in die Arme genommen zu werden. „Möchten Sie keinen Ehemann, Chiquita?", fragte die ältere Frau mit sanfter Stimme. „Möchten Sie nicht selbst auch Kinder haben?" Ein einzelnes, raues Schluchzen kam Lorelei über die Lippen. Angelina musste an die Zeit denken, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war und ihre Puppen geduldig in den Schlaf gewiegt hatte. Sie spürte einen Stich im Herzen. „Armes Kind", säuselte Angelina. „Sie sind einfach zu stur und zu stolz. Sie haben Ihren Weg aus den Augen verloren, als Michael starb, aber jetzt müssen Sie diesen Weg wiederfinden."
Lorelei schniefte und zog sich zurück, sodass Angelina sie loslassen musste. Sie setzte zu einem Lächeln an, scheiterte aber kläglich. „Das habe ich versucht", entgegnete sie. „Und sehen Sie sich an, was geschehen ist. Ich entdecke Creighton am Tag unserer Hochzeit im Bett mit einer anderen. Wenn es um die Liebe geht, tauge ich zu nichts."
Angelina schüttelte den Kopf. „Ich glaube, Sie wussten ganz genau, dass Creighton Bannings nicht der Richtige für Sie sein würde. Deshalb hatten Sie sich auch für ihn entschieden. So würde Ihr Vater für eine Weile Ruhe geben, während Ihnen von vornherein klar war, dass es nie zu einer Heirat kommen würde." Erstaunt riss Lorelei ihre reizenden blauen Augen auf, setzte an, etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber anders.
„Sie haben Ihr Herz zusammen mit Michael Chandler zu Grabe getragen", redete Angelina ruhig weiter. „Sie müssen es sich zurückholen."
„Er war so wundervoll, Angelina", flüsterte Lorelei und wischte weitere Tränen von ihren Wimpern. „Er brachte mich zum Lachen, und er hätte mich nie betrogen."
„Chiquita", sagte Angelina und hielt Loreleis Hand fest. „Er ist tot. Holt McKettrick dagegen lebt. Wie lange wollen Sie sich in Ihrer winzigen Ecke dieser Welt verstecken, anstatt herauszukommen und so wie jeder von uns Risiken einzugehen?" Sekundenlang starrte Lorelei sie an und schluckte wiederholt, dann begann sie entschlossen zu lächeln und sah zu den Kisten ringsum.
„Ich weiß nicht mehr, ob ich Galmeisalbe gekauft habe", meinte sie plötzlich gut gelaunt. „Diese Flohbisse machen mich noch wahnsinnig."
15. Kapitel
Zwei Meilen stromaufwärts schwang sich Holt von seinem Pferd, hängte den Hut über den Sattelknauf und ging zum Flussufer, während er sein Hemd aufknöpfte. Er konnte nicht in die Stadt reiten und für Gabe einen guten Anwalt finden, wenn er mit Ofenruß überzogen war. Die Zeit reichte aber auch nicht, um nach Hause zurückzukehren und sich umzuziehen.
Er würde seine Kleidung so gut wie möglich ausklopfen müssen und sich den Ruß von der Haut waschen. Sorrowful legte sich am Ufer hin und schaute ihm zu, wobei er den Kopf auf seine Vorderpfoten bettete.
„Geh wieder nach Hause", sagte er zu dem Hund, während er sich auszog und in das langsam strömende Wasser watete. „Du wärst besser gar nicht erst mitgekommen." Sorrowful winselte leise, rührte sich
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