Wilder als der Hass, süsser als die Liebe
zu
gehen. Als die Waffen geladen, die Ziele anvisiert waren und mehr Munition in Griffweite war, gab er den Befehl zum Feuern. Das Ziel, das er sich selbst ausgewählt hatte, war dieses Schwein: Kilburn.
Trotz der kontinuierlichen glühenden Hitze fand Juliet, daß die letzten zwei Reisetage leichter gewesen waren, denn schließlich wußte sie, daß das Schlimmste hinter ihnen lag. Der nächste Brunnen nach ihrem Zusammentreffen mit den Turkmenen war üppig gewesen, und sie hatten genug Wasser sammeln können, um damit bis nach Hause zu kommen.
Als die Hügel in Sicht kamen, erkannte Juliet die Gegend wieder und führte die Gruppe auf der direktesten Route nach Serevan. Während sie nun auf der anderen Seite der Schlucht hinaufkletterten, trug der trockene Wind die Düfte und die kühlere Luft des Hochlands zu ihnen, und die Laune der Reisenden steigerte sich beträchtlich.
»Es sind nur noch gut fünf Meilen bis zur Festung«, verkündete Juliet mit tiefster Zufriedenheit. »Das heißt, wir haben Zeit für einen ausgedehnten Besuch im Hammam, bevor es Essen gibt.« Ross grinste vergnügt. »Du bist wie ein Pferd, das den Geruch seines Stalles in den Nüstern hat.«
Juliet lächelte. Sie ritten hintereinander, Ross und Murad vor ihr, Ian folgte als letzter.
»Du hast es geschafft, Murad«, behauptete Ross beeindruckt. Der Pfad war gerade ein wenig breiter, und Ross schloß neben Murads Pferd auf. »Du hast uns sicher durch die Karakum geführt, und das auf einer Strecke, die du niemals selbst geritten hast. Ich denke, das qualifiziert dich zu einem Meisterführer.«
Murad lachte geschmeichelt. »Worte sind ja sehr schön, Kilburn!« Er beugte sich vor. »Hauptsache, du vergißt den Bonus nicht, den du mir versprochen hast, wenn ich es gut mache!«
Doch dann war es aus mit ihrer vergnügten Stimmung. Eine Salve Gewehrschüsse krachte los. Einer der Männer vor Juliet schrie auf, aber sie vergeudete keine Zeit damit, nachzusehen, wer es war. Als Kugeln von den Felsen abprallten, ließ sie sich vom Pferd fallen und kroch hastig hinter eine Ansammlung von Steinen. Dort zwang sie ihr Pferd hinunter, damit es ebenfalls geschützt war.
Ein paar Meter oberhalb hatte auch Ross Deckung gesucht und sein Gewehr herausgezogen. Jetzt begann er mit gefühlloser Miene und ruhiger Hand über die Schlucht zu feuern. Ian verbarg sich hinter den gleichen Felsen wie Juliet, und während sie das Gewehr aus ihrer Satteltasche zerrte, bemerkte er: »Gott sei Dank sind es verdammt schlechte Schützen!«
Juliet nahm an, daß der Wind, der durch die Schlucht fuhr, sie wahrscheinlich gerettet hatte, denn er war kräftig genug, um einen Schuß aus dieser Entfernung ablenken zu können. Dennoch waren die Angreifer doch nicht so erfolglos gewesen, denn ein Schuß hatte Murad getroffen. Er war es gewesen, der den Schrei ausgestoßen hatte, bevor er vom Pferd gestürzt und einige Meter den Pfad hinuntergekugelt war. Nun lag er bewußtlos, einer seiner Ärmel blutdurchtränkt, an einer Stelle, die viel zu ungeschützt war, als daß ihm einer seiner Kameraden zur Hilfe eilen konnte.
Fluchend blickte Juliet vorsichtig zwischen zwei Felsen hindurch und suchte die gegenüberliegende Hügelkette ab. Hitze flirrte von den nackten Felsen und verzerrte die Luft, so daß es schwierig war, die Entfernung einzuschätzen. Einer der Angreifer feuerte erneut, und die Wolke schwarzen Rauchs verriet seine Position, bevor das scharfe Krachen des Schusses durch das Tal hallte. Juliet schloß aus der ersten Salve, daß es sich bei ihren Gegnern um drei bis fünf Mann handeln mußte. Sie lud nach und suchte angestrengt nach weiteren Zielen, fand aber keine. »Einer steckt bei der krumme Pinien. Hast du die anderen gesehen, Ross?«
»Zwei hinter dem dunklen Geröll und einer tiefer, etwas links davon.« Er betonte seine Worte mit einem Schuß, dann duckte er sich wieder. »Ich glaube, Shahid Mahmud und seine Spießgesellen haben uns eingeholt.«
Juliet dachte kurz darüber nach. Wahrscheinlich hatte Ross recht, denn nur jemand, der sie so sehr haßte und der den Instinkt eines Bluthunds hatte, würde so weit hinter ihnen herjagen und sich nicht einmal durch turkmenische Plünderer aufhalten lassen. Als sie etwas Weißes hinter dem Geröllhaufen aufblitzen sah, feuerte sie sofort, lud nach und feuerte noch einmal etwas weiter zur Seite, in der Hoffnung, eine abprallende Kugel könnte die Person hinter den Steinen verletzen.
In der kurzen Pause, die
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