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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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»Tja, Sie wären sicher ebenfalls nicht gerade begeistert, wenn die Katze Ihr Hühnchen gefressen hätte, und wenn Sie selbst Ihren Teller verspeist sowie ein derart lächerliches Kleid am Leibe hätten!«
    Sein Blick fiel auf ihr hübsch besticktes Oberteil. »Magwyns Hochzeitsgewand! Iselda hat mir erzählt, sie hätte ihr Leben riskiert, um es aus den Flammen zu retten, als Rogers Gesellen ihre Hütte in Brand setzten.«

    Colin sprach ohne jeden Vorwurf, aber Tabitha empfand bei seinen Worten eine bodenlose Scham. Keins der kostspieligen Designerkleidungsstücke in ihrem begehbaren Kleiderschrank daheim war derart liebevoll bestickt oder ihr so großmütig überlassen worden.
    Ehe sie sich jedoch für ihren Undank entschuldigen konnte, kamen Arjon und seine blonde Verehrerin lachend zu ihnen an den Tisch. Das Fräulein hatte ihre Krallen eingezogen, als auf der Hand lag, dass Tabitha keine Rivalin in ihrem Kampf um Arjon war. Sie setzte sich dem Ritter auf den Schoß, schlang ihm Besitz ergreifend einen ihrer Arme um den Hals und fuhr ihm spielerisch durchs Haar.
    »Und, hast du die Truppen inspiziert?«, fragte Arjon und hob einen der Weinkrüge an den Mund.
    Gedankenverloren nickte Colin. »Scheint, als hätten sich die Jungen bestens organisiert. Wenn ich nicht zurückgekommen wäre, wären sie, um meine Ehre wiederherzustellen, geradewegs gen Brisbanes Burg marschiert.«
    Arjon hob den Krug zu einem Toast. »Auf die Jungen! Sie sind die Zukunft von Ravenshaw!«
    Als sich einer der langhaarigen, wildgesichtigen Raufbolde quer über einen Tisch auf einen seiner Freunde warf, stieß Colin ein halbes Lachen und ein halbes Stöhnen aus. »Ich würde lieber die Frauen mit Mistgabeln und Steinen bewaffnen, als mit einer Horde derartiger Rüpel in die Schlacht zu ziehen. Bedauerlicherweise werde ich wohl MacDuff darum bitten müssen, mir Männer und Waffen zur Verfügung zu stellen.«
    Die beiden Männer tauschten ernste Blicke aus.
    »Wer ist MacDuff?«, mischte sich Tabitha in die Unterhaltung.
    Als Colin statt ihr zu antworten, zu einem der Krüge
griff, erklärte Arjon: »MacDuff hat Colin gefördert, als er noch ein junger Knappe war. Seine Ländereien grenzen im Norden an die hiesigen Güter.«
    »Wird er Ihnen helfen?«, wandte sich Tabitha direkt an Ravenshaw.
    »Ja«, erwiderte der knapp. »Er war immer wie ein zweiter Vater für mich.«
    Mehr schien er nicht sagen zu wollen, und ehe sie weiter in ihn dringen konnte, näherte sich eine Gruppe von knicksenden Frauen mit Magwyn an der Spitze ihrem Tisch. Ohne auf Arjons vorwurfsvolles Niesen zu achten, hob Tabitha Lucy vom Boden auf, damit sie nicht zertrampelt wurde, und sofort scharte sich ein Häuflein neugieriger Kinder um sie.
    »Beißt das Kätzchen?«, fragte ein ernster Dreikäsehoch.
    »Nicht, wenn man ganz vorsichtig ist.«
    »Frisst sie auch Mäuse?«, fragte ein sommersprossiges Mädchen, und ihre grünen Augen blitzten vor Freude auf, als Tabitha ihr erlaubte, Lucys weiches Fell zu berühren.
    »Ich weiß nicht. Sie hat noch nie eine echte Maus gesehen.«
    Während die Kinder begeistert das auf den Stuhl platzierte Knäuel umrundeten, bemerkte Tabitha ein weiteres Kind, das abwartend im Schatten stand. Es war dasselbe zerlumpte kleine Ding, das zuvor unter dem Tisch gekauert hatte. Seine riesengroßen Augen drückten beinahe schmerzliches Verlangen aus.
    Tabitha hielt ihm Lucy hin. »Würdest du die Kleine auch gerne mal streicheln?«
    Das arme Geschöpf fuhr betreten zusammen, machte auf dem Absatz kehrt und verschmolz wie eine Erscheinung mit der Dunkelheit.

    Als Tabitha das Kätzchen dem Knirps und seinen jubelnden Kumpanen überließ, schüttelte Magwyn traurig den Kopf. »Meine Jenny hat kein Wort mehr gesprochen, seit Brisbanes Männer sie misshandelt haben. Sie badet nicht mehr und lässt sich nicht mehr kämmen. Scheu wie ein wildes Tier rennt sie fort, sobald ein Mensch in ihre Nähe kommt.« Der Blick in die Ferne verlieh Magwyns hagerem Gesicht eine gewisse, wenn auch herbe, Schönheit, stellte Tabitha überrascht fest. »Ihr hättet sie vorher erleben sollen - hat die ganze Zeit geplappert und mich immer wieder bestürmt, ihr Blumen in die Locken zu flechten oder ihr ein neues Kleid zu nähen.«
    Tabitha blickte dorthin, wo das Kind verschwunden war. Es konnte nicht älter als acht oder neun Jahre sein. »Wie halten Sie das aus?«
    Jennys Mutter zuckte mit den Schultern, wobei die Geste weniger Verbitterung als vielmehr eine

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