Wilder Oleander
ich.«
Coco hob wieder die Schultern und nippte an ihrem Drink. Er war nicht der, den sie suchte, und er war eindeutig nicht auf der Suche. Und eine Beziehung mit einem weiteren Cop war das Letzte, was Coco wollte.
»Dieser Ort wurde mir von einer Freundin empfohlen, von Nina Burns«, sagte er und wartete auf eine Reaktion. Aber es kam keine. Entweder erinnerte Coco sich nicht an ihr Telefongespräch mit Nina oder Nina hatte einen falschen Namen benutzt.
Er langte nach der Schüssel mit Erdnüssen, und als der Ärmel seiner Lederjacke ihren Arm streifte, erlebte Coco einen Blitz. Er ermittelte hier in einem Fall. Es ging um Mord. »Hoffentlich finden Sie Ihren Killer«, sagte sie knapp und als er sie überrascht ansah, fügte sie hinzu: »Ich bin Hellseherin. Ich arbeite für die New Yorker Polizei.«
Er nickte. »Manche Typen bei der Polizei halten das für eine
Verschwendung öffentlicher Gelder. Aber ich habe Medien bei der Arbeit erlebt, durch die Fälle gelöst wurden, die die Polizei schon aufgeben wollte.«
Sie unterhielten sich noch eine Weile, über das Resort, die geheimnisvolle Eigentümerin und die Gründe, aus denen Leute hierher kamen, bis er schließlich verkündete, dass er nun doch weiter nach einem Zeitschriftenkiosk Ausschau halten wolle. Coco sah ihm nach, ihr Blick glitt über seinen festen, sexy wirkenden Hintern und dann wandte sie sich wieder ihrem Drink zu. Und genau dann entdeckte sie ihn: Morris von gestern Abend. Er trug ein Geoffrey Beene-Polohemd und sicherlich nicht ganz billige maßgeschneiderte lange Hosen, beides in Pastellfarben, was seine sonnengebräunte Haut noch besser zur Geltung brachte.
»Hallo!«, rief er aus und schien sich über das Wiedersehen ehrlich zu freuen.
Er bestellte sich einen gespritzten Weißwein und nahm auf dem Hocker neben ihr Platz, und Coco wartete darauf, dass es funkte. Morris sah nicht schlecht aus, ein bisschen verlebt zwar – wässrige, leicht gerötete Augen und ein schwammiges Kinn –, aber gestern Abend, in der schummrigen Bar, war er durchaus amüsant und unterhaltsam gewesen. Erstaunlich, wie bei Sonne alles anders aussah.
Weil aber Daisy und der Kristall Coco zu verstehen gegeben hatten, ihr Seelenpartner sei weitgereist, und Morris in Ägypten und in der Antarktis gewesen war, wollte sie ihm eine Chance geben.
Während sie plauderten und tranken und vielsagende Blicke tauschten, wartete Coco auf den zündenden Funken. Sollte sie, damit er auf sie übersprang, vielleicht die Hand nach Morris ausstrecken und ihn berühren? Aber das klappte nicht immer. Von Männern empfing Coco nur selten erleuchtende Blitze. Bei Frauen war es leichter.
»Was dagegen, wenn wir uns ein bisschen die Füße vertreten?«, sagte Morris und rutschte bereits vom Hocker.
Als sie den Pool umrundeten, zog er sie unvermittelt in eine Umkleidekabine und schloss die Tür. Coco überlief ein wohliges Prickeln – all diese Leute da draußen! In der kleinen Umkleidekabine war es dunkel und warm und sehr eng. Sich hinzulegen ein Ding der Unmöglichkeit.
Sie tauschten Küsse, aber es funkte nicht. Morris war viel zu stürmisch, und seine Lippen passten nicht zu ihren. Er fuhr in ihren Slip und fingerte unbeholfen an ihr herum. »Warte … «, sagte sie und entwand sich ihm, aber er presste sich wieder an sie und fing mit einem gehauchten »O Baby« an, seinen Körper an ihrem zu reiben, auf und ab und so vehement, dass Coco bereits die Kabine umkippen sah.
»Nicht so wild«, zischelte sie. Zu spät. Ein heftiger Schauer überlief ihn und gleich darauf spürte sie es feucht vorne durch ihr Kleid sickern.
»O Mann!«, stieß er aus. »So was ist mir noch nie passiert.«
Coco kämpfte sich an ihm vorbei ins Freie. Ihre Tasche schützend vor sich haltend, hastete sie durch den Poolbereich und den nächstbesten Pfad entlang.
Wüstensafari – das hörte sich vielversprechend an, weshalb sich Coco, nachdem sie sich umgezogen hatte, zu dem Pavillon aufmachte, vor dem die Geländewagen parkten.
Dort traf sie die Geschäftsführerin Vanessa Nichols an, die auf ihrem Clipbord die Namen der Gäste abhakte, die nach und nach in den Wagen kletterten. Offensichtlich hatte sich Ms. Nichols eben erst die Lippen nachgezogen; jetzt entfernte sie, ganz auf ihr Äußeres bedacht, ein Staubkrümelchen von ihrem makellosen Kaftan. Ein erleuchtender Funke sprang von ihr auf Coco über: Ms. Nichols war heimlich in den Fahrer
verliebt, einen gut aussehenden älteren Mann
Weitere Kostenlose Bücher