Wildes Liebesglück
ihn abzuschütteln, sondern tastete hinter sich. Cedric war es soeben gelungen, ihre Beine auseinanderzubiegen, als Brennas Finger die kalte Klinge des Dolches fühlten.
Brenna hätte ihm auf der Stelle mit einem glatten Hieb die Gurgel durchgeschnitten, aber er war argwöhnisch geworden, da sie ihm keinen Widerstand mehrleistete. Er sah die Klinge aufblitzen und packte ihr Handgelenk mit so brutalem Griff, dass sie spürte, wie ihr eigener Zugriff schwächer wurde. Sie hielt den Dolch so fest, als hinge ihr Leben davon ab, was wohl auch der Fall war. Sie durfte jetzt nicht versagen, nicht so nah vor ihrem Ziel.
Er zog sich auf die Knie hoch und ballte mit seiner freien Hand eine Faust. Er holte zum Schlag aus. Brenna dachte an die Foltern, die auf sie zukamen, wenn sie jetzt versagte.
Mit letzter Kraft versuchte sie, ihn zu vertreiben, ehe seine Faust zuschlug, um sie wieder ohnmächtig werden zu lassen. Sie setzte ihren ganzen Körper ein. Gewaltsam riss sie ihre Beine hoch, und obwohl sie ihn nur mit einem traf, fiel Cedric mit einem Schmerzensschrei vornüber.
Brenna war verblüfft über das Ergebnis. Sie verstand nicht, wie sie ihren kräftigen Gegner mit dieser einen Bewegung außer Gefecht gesetzt hatte. Aber sein Ende war besiegelt, denn er fiel vornüber auf den erhobenen Dolch und blieb regungslos liegen. Ihre Erleichterung und seine Brust auf ihrem Gesicht wollten ihr den Atem nehmen.
Unter Mühen wand sie sich unter ihm heraus. Er bewegte sich immer noch nicht. Falls er noch nicht tot war, würde es nicht mehr lange dauern. Sie empfand keine Reue. Ihre Sünde konnte nicht allzu groß sein, denn wenn ein Mensch den Tod verdient hatte, dann war es dieser. Brenna dachte daran, wie er mit den vielen Frauen geprahlt hatte, die er missbraucht hatte, und dankte Gott, dass sie ohne größeren Schaden davongekommen war. Die anderen Frauen würden seinen Tod ebensowenig beklagen wie sie.
Diese Gedanken schossen Brenna durch den Kopf, aber ihr Körper reagierte anders. Als sie das Blut sah, das den Boden unter Cedric tränkte, überkam sie Übelkeit. Sie wandte sich ab, erbrach den gesamten Inhalt ihres Magens und würgte immer noch qualvoll, als sie längst nichts mehr in sich hatte.
Schließlich stand sie auf, obwohl ihr Magen noch rebellierte. Die Zeit arbeitete gegen sie, Arno konnte jeden Moment zurückkommen, und das würde sie in eine noch schlechtere Lage versetzen als je zuvor. Sie hatte einen Wikinger getötet, einen Freien, und was noch schlimmer war, den Sohn eines Häuptlings. Wenn man sie jetzt fand, war es aus mit ihr. Sie durfte sich nicht einfangen lassen. Garrick würde sie beschützen. Er war ihre einzige Rettung.
Brenna sammelte alles zusammen, was ihr von Nutzen sein konnte und rannte aus dem Haus. Mühelos fand sie den Schuppen, in dem Willow stand. Sie gab sich nicht erst lange mit dem Sattel ab, sondern warf ihm nur eine schwere Decke über den Rücken. Sie nahm noch einen Sack Hafer mit, stieg auf und ritt davon.
Brenna hoffte, dass Arnos Haus zum Fjord hin gebaut war. Jedenfalls schlug sie diese Richtung ein. Als sie ein Stück links von sich Arno sah und er sie, hatte Brenna schon das Gefühl, alles sei umsonst gewesen. Aber er kam nicht auf sie zu, sondern blieb nur stehen und sah ihr nach.
Brenna verschwendete keine Zeit damit, sich zu wundern. Arno muss te unter Schock stehen. Sie drängte Willow zu höchster Geschwindigkeit. Ehe sie in einem Wäldchen verschwand, sah sie noch einmal zurück. Arno galoppierte auf das Haus zu.
Wie viel Zeit blieb ihr noch, ehe die Jagd auf sie losging? Brenna ritt unverzüglich weiter, bis sie in der Ferne das Rauschen des Wassers vernahm. Sie hatte immer noch keine Vorstellung davon, wie sie den Fjord überqueren sollte. Sie würde Garricks Hilfe brauchen. Sie stellte sich Garricks Haus auf den Klippen vor und überlegte, ob man ihre Schreie vom entgegengesetzten Ufer hören würde. Es war immerhin möglich.
Vorsichtig näherte sie sich dem Fjord. Das Ufer war flach, und gegenüber lagen dichte Wälder. Sie war verzweifelt, weil sie nirgends aufsteigende Klippen entdecken konnte.
»Lieber Gott, zeig mir den richtigen Weg!« rief sie laut.
Wie zur Antwort wandte sich Willow nach links und trottete am Ufer entlang. Tränen traten in Brennas Augen.
»Bitte hab recht, Willow. Bitte!«
Brenna merkte jetzt, dass es eiskalt war. Mit einer Hand klammerte sie sich an Willows Mähne, mit der anderen hielt sie ihren Umhang zu.
Sie hatte keine
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