Wildrosengeheimnisse
das denn sein?
Nini ist bei Ben, um sich auf mein Anraten hin Mannheim und die Uni dort ein wenig näher anzusehen. Sie hat ihr Abi und somit den ganzen Lernstress erst einmal hinter sich und genießt die freien Tage bei ihrem Freund. Meine Mutter und Steve sind heute schon am Morgen zum Säntis, dem Hausberg vom Bodensee, aufgebrochen und wollten in St. Gallen in der Schweiz übernachten, um sich am nächsten Tag das nette Städtchen und die tolle Stiftsbibliothek, welche eine der größten und ältesten Klosterbibliotheken der Welt ist, anzusehen. Ich trockne die Hände ab und öffne die Tür. Draußen steht Leon, und als ich entdecke, was er dabei hat, falle ich ihm stürmisch um den Hals. Wir haben uns in der letzten Zeit ein paar Mal im Krankenhaus getroffen und ich habe ihm erzählt, dass ich Nini zum bestandenen Abitur gern ein eigenes kleines Auto kaufen möchte.
Schließlich muss sie mobil sein, wenn sie künftig in Mannheim leben wird.
Nun ja, ein kleines bisschen Egoismus ist schon auch dabei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie bald nur noch zu Besuch herkommen wird, und hoffe insgeheim, mit dem kleinen Auto würden die Besuche nicht gar so spärlich ausfallen. Da ich nicht allzu viel Geld ausgeben wollte, von Autos keine Ahnung habe, von gebrauchten schon gar nicht, bot Leon mir an, ein wenig bei der Suche zu helfen. Es soll keine Klapperkiste werden, sondern ein hübsches Auto für ein hübsches Mädchen.
Leon steht neben einem knallroten VW Beetle Cabrio und grinst mich an. »Was sagst du dazu? Habe ich in Friedrichshafen entdeckt. Ein echtes Schnäppchen.«
»Leon, das ist ja sogar ein Cabrio. Das kostet doch sicher viel zu viel.«
Leon winkt ab.
»Ich kenne den Händler. Kann da noch ein bisschen was machen am Preis. Und vielleicht ein paar Kisten Römfeld-Wein drauflegen.«
Leon grinst mich schelmisch an. »Na, komm schon. Wir machen eine Probefahrt.«
Es macht unglaublich viel Spaß, mit diesem witzigen Auto am See entlangzufahren. Der Abend ist herrlich und ich spüre den warmen Fahrtwind auf der Haut und im Haar.
»Bist du sicher, dass der Wagen nicht viel zu teuer ist?«, frage ich.
Ich gebe zu, ich bin bereits verliebt in diesen süßen Wagen. Der rote Beetle wäre perfekt für Nini.
»Lass das mal meine Sorge sein – im Verhandeln bin ich gut, wie du weißt.« Leon grinst mich schelmisch an.
Gemeinsam fahren wir zum Verkäufer, Leon verhandelt tatsächlich wie versprochen und ich unterschreibe den Kaufvertrag. Ich freue mich so sehr darüber, vor allem freue ich mich auf Ninis Augen, die sie machen wird, wenn sie das Auto sieht.
Zu Hause fahren wir den Beetle in die zweite Garage, wo er auf seine neue Besitzerin warten wird. Jetzt fehlt nur noch eine große Schleife, die zwischen der Weihnachtsdekoration schnell gefunden ist, und von uns beiden auf dem schicken Auto angebracht wird. Plötzlich kann ich es gar nicht mehr abwarten, dass Nini nach Hause kommt.
»Danke, Leon. Nini wird sich riesig freuen«, sage ich, als Leon sich verabschiedet.
Er winkt ab. »Habe ich gern getan. Ein Autokauf ist für uns Männer doch wie Schuhe kaufen für euch.« Er bleibt stehen und ich glaube, er erwartet, dass ich ihn auf ein Glas hereinbitte.
Obwohl ich, ehrlich gesagt, nicht gern einsam sein möchte, tue ich ihm den Gefallen nicht.
Ich habe die unbestimmte Ahnung, es würde nicht so gut sein, wenn wir jetzt allein wären.
Unter Umständen könnten die alten Gefühle wieder aufflammen, insbesondere, weil ich mich von Christian derart vernachlässigt fühle. Also umarme ich Leon kurz, bedanke mich noch einmal und wünsche ihm eine gute Nacht. Weil der Abend so schön ist, hole ich mir ein Glas Wein und gehe mit Jojo noch einmal hinaus. Ich setze mich auf den Steg und betrachte den Sternenhimmel und die vielen Lichter am anderen Ufer. An einem solchen Abend sollte man nicht ohne seinen Liebsten sein, es ist so romantisch. Zu meinen Füßen plätschert das Wasser, der Mond scheint und in der Ferne sehe ich ein kleines Boot. Ich vermisse Christian ganz schrecklich und würde ihn am liebsten anrufen.
Da höre ich ein Geräusch. Was ist das? Ich drehe mich um. Doch der Garten liegt ruhig und dunkel da wie immer. Wahrscheinlich ist es nur Jojo, die ein paar Meter von mir entfernt im Gras herumschnüffelt. Meine Nerven spielen mir einen Streich. War alles ein bisschen viel in letzter Zeit.
Da ist es wieder. Ich höre ganz deutlich ein lautes Rascheln, das aber nicht aus Jojos Richtung
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