Wilhelm Busch
Teller rollen rasselnd fort.
Auch fällt der Korb, worin die Eier –
Ojemine! – und sind so teuer!
Patsch! fällt der Krug. Das gute Bier
Ergießt sich in die Stiefel hier.
Und auf der Tante linken Fuß
Stürzt sich des Eimers Wasserguß.
Sie hält die Gabel in der Hand,
Und auch der Fritz kommt angerannt.
Perdums! Da liegen sie. – Dem Fritze
Dringt durch das Ohr die Gabelspitze.
Dies wird des Raben Ende sein –
So denkt man wohl –, doch leider nein!
Denn – schnupp! – der Tante Nase faßt er;
Und nochmals triumphiert das Laster!
Jetzt aber naht sich das Malheur,
Denn dies Getränke ist Likör.
Es duftet süß. – Hans Huckebein
Taucht seinen Schnabel froh hinein.
Und läßt mit stillvergnügtem Sinnen
Den ersten Schluck hinunterrinnen.
Nicht übel! – Und er taucht schon wieder
Den Schnabel in die Tiefe nieder.
Er hebt das Glas und schlürft den Rest,
Weil er nicht gern was übrigläßt.
Ei, ei! Ihm wird so wunderlich,
So leicht und doch absunderlich.
Er krächzt mit freudigem Getön
Und muß auf einem Beine stehn.
Der Vogel, welcher sonsten fleugt,
Wird hier zu einem Tier, was kreucht,
Und Übermut kommt zum Beschluß,
Der alles ruinieren muß.
Er zerrt voll roher Lust und Tücke
Der Tante künstliches Gestricke.
Der Tisch ist glatt – der Böse taumelt –
Das Ende naht – sieh da! Er baumelt!
„Die Bosheit war sein Hauptpläsier,
Drum“ – spricht die Tante – „hängt er hier!“
Das Bad am Samstagabend
Hier sieht man Bruder Franz und Fritzen
Zu zweit in einer Wanne sitzen.
Die alte Lene geht – und gleich
Da treibt man lauter dummes Zeug.
Denn Reinlichkeit ist für die zwei
Am Ende doch nur Spielerei. –
Jetzt will der Fritz beim Untertauchen
Nur seinen einen Finger brauchen.
Natürlich läuft ihm was ins Ohr,
Dem Franz kommt dieses lustig vor.
Das ärgert aber Bruder Fritzen,
Drum fängt er an, den Franz zu spritzen.
Doch der, mit seiner großen Zehe,
Tut Fritzen an der Nase wehe;
Dafür taucht Fritz den Kopf ihm nieder,
Was so im Wasser sehr zuwider.
Franz aber zieht an Fritzens Bein;
Der zappelt sehr und kann nicht Schrein.
In Mund und Auge, zornentbrannt,
Greift jetzt die rachbegier’ge Hand.
Die Wanne wird zu enge
Für dieses Kampfgedränge.
Perdatsch!! – Die alte, brave Lene
Kommt leider grad zu dieser Szene.
Sie spricht voll Würde und voll Schmerz:
„Die Reinlichkeit ist nicht zum Scherz!!“
Und die Moral von der Geschicht:
Bad zwei in einer Wanne nicht!
Der Schreihals
Da, Lina zieh ihm’s Nachtzeug an,
Daß ich die Flasche wärmen kann.“
Die Mutter geht, und eh’ sie scheidet,
Wird Willi schon des Hemds entkleidet.
Die Wäscherei gefällt ihm nicht,
Vor allen Dingen im Gesicht.
Doch schreit er nicht und hält ganz still
Und läßt sich pudern, wo man will.
Kaum aber schnüret man ihn ein,
So fängt er auch schon an zu Schrein.
Habäh! – So tönt sein Wehgeschrei
Und lockt den Vater selbst herbei.
„Hier, halt ihn eben mal, Papa!
Ich geh und rufe die Mama!“
Der Vater trommelt an den Scheiben,
Um Willis Trauer zu vertreiben.
Er läßt ihn in den Spiegel schaun.
Der Willi schreit, bis daß er braun.
„Horch, Willi, horch, die Ticktackuhr!“ –
Der Willi schreit noch ärger nur.
„Susu, mein Herz! Schlaf ein, schlaf ein!“
Er fängt noch lauter an zu schrein.
Mit List zeigt er die Zipfelhauben –
Umsonst! – der Willi will’s nicht glauben.
Jetzt macht er einen Butzemann. –
O weh! – Nun geht’s noch schlimmer an.
Die Mutter öffnet grad die Tür:
„Mein Herz! Was machen sie mit dir?!“
Die Mutter macht ein ernst Gesicht:
„Ja, was ist das? – Auch dieses nicht?!“
Grad kommt die Tante auf Visite
Und ruft erschreckt: „Du meine Güte!“ –
Voll Weisheit öffnet sie den Bund. –
Da haben wir’s! – Das war der Grund! –
Und Willi, der von Schmerz befreit,
Lacht laut vor lauter Heiterkeit.
Das Pusterohr
Hier sitzt Herr Bartelmann im Frei’n
Und taucht sich eine Brezel ein.
Der Franz mit seinem Pusterohr
Schießt Bartelmann ans linke Ohr.
Ei, Zapperment, so denkt sich der,
Das kam ja wohl von unten her.
Doch nein – denkt er –, es kann nicht sein!
Und taucht die Brezel wieder ein.
Und – witsch – getroffen ist die Brezen,
Herrn Bartelmann erfaßt Entsetzen.
Und – witsch – jetzt trifft die Kugel gar
Das Aug’, das sehr empfindlich war.
So daß dem braven
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