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Wilhelm Tell

Titel: Wilhelm Tell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Unwillens unter den Landleuten)
     
    VIELE STIMMEN
    Der Lieb und Gunst!
     
    STAUFFACHER
    Wir haben Gunst empfangen von dem Vater,
    Doch wessen rühmen wir uns von dem Sohn?
    Hat er den Brief der Freiheit uns bestätigt,
    Wie vor ihm alle Kaiser doch gethan?
    Hat er gerichtet nach gerechtem Spruch,
    Und der bedrängten Unschuld Schutz verliehn?
    Hat er auch nur die Boten wollen hören,
    Die wir in unsrer Angst zu ihm gesendet?
    Nicht eins von diesem allen hat der König
    An uns gethan und hätten wir nicht selbst
    Uns Recht verschafft mit eigner muthger Hand,
    Ihn rührte unsre Noth nicht an – Ihm Dank?
    Nicht Dank hat er gesät in diesen Thälern.
    |223| Er stand auf einem hohen Platz, er konnte
    Ein Vater seiner Völker seyn, doch ihm
    Gefiel es, nur zu sorgen für die Seinen,
    Die er gemehrt hat, mögen um ihn weinen!
     
    WALTHER FÜRST
    Wir wollen nicht frohlocken seines Falls,
    Nicht des empfangnen Bösen jezt gedenken,
    Fern sei’s von uns! Doch, daß wir rächen sollten
    Des Königs Tod, der nie uns Gutes that,
    Und die verfolgen, die uns nie betrübten,
    Das ziemt uns nicht und will uns nicht gebühren.
    Die Liebe will ein freies Opfer seyn,
    Der Tod entbindet von erzwungnen Pflichten,
    – Ihm haben wir nichts weiter zu entrichten.
     
    MELCHTHAL
    Und weint die Königin in ihrer Kammer,
    Und klagt ihr wilder Schmerz den Himmel an,
    So seht ihr hier ein angstbefreites Volk
    Zu eben diesem Himmel dankend flehen –
    Wer Thränen ärnten will, muß Liebe säen.
     
    (Reichsbote geht ab)
     
    |224| STAUFFACHER
(zu dem Volk)
    Wo ist der Tell? Soll Er allein uns fehlen,
    Der unsrer Freiheit Stifter ist? Das Größte
    Hat er gethan, das Härteste erduldet,
    Kommt alle, kommt, nach seinem Haus zu wallen,
    Und rufet Heil dem Retter von uns allen.
     
    (Alle gehen ab)

ZWEITE SCENE
    Tells Hausflur. Ein Feuer brennt auf dem Heerd. Die offenstehende Thüre zeigt ins Freie.
     
    HEDWIG.   WALTHER
und
WILHELM.
     
    HEDWIG
    Heut kommt der Vater. Kinder, liebe Kinder!
    Er lebt, ist frei, und wir sind frei und alles!
    Und euer Vater ists, der’s Land gerettet.
     
    WALTHER
    Und ich bin auch dabei gewesen, Mutter!
    Mich muß man auch mit nennen. Vaters Pfeil
    Gieng mir am Leben hart vorbei und ich
    Hab’ nicht gezittert.
     
    |225| HEDWIG
(umarmt ihn)
    Ja du bist mir wieder
    Gegeben! Zweimal hab ich dich gebohren!
    Zweimal litt ich den Mutterschmerz um dich!
    Es ist vorbei – Ich hab euch beide, beide!
    Und heute kommt der liebe Vater wieder!
     
    (Ein Mönch erscheint an der Hausthüre)
     
    WILHELM
    Sieh Mutter sieh – dort steht ein frommer Bruder,
    Gewiß wird er um eine Gabe flehn.
     
    HEDWIG
    Führ ihn herein, damit wir ihn erquicken,
    Er fühls, daß er ins Freudenhaus gekommen.
    (geht hinein und kommt bald mit einem Becher wieder)
     
    WILHELM
(zum Mönch)
    Kommt, guter Mann. Die Mutter will euch laben.
     
    WALTHER.
    Kommt, ruht euch aus und geht gestärkt von dannen.
     
    MÖNCH
(scheu umherblickend, mit zerstörten Zügen)
    Wo bin ich? Saget an, in welchem Lande?
     
    |226| WALTHER
    Seid ihr verirret, daß ihr das nicht wißt?
    Ihr seid zu Bürglen, Herr, im Lande Uri,
    Wo man hineingeht in das Schächenthal.
     
    MÖNCH
(zur Hedwig, welche zurückkommt)
    Seid ihr allein? Ist euer Herr zu Hause?
     
    HEDWIG
    Ich erwart ihn eben – doch was ist euch, Mann?
    Ihr seht nicht aus, als ob ihr Gutes brächtet.
    – Wer ihr auch seid, ihr seid bedürftig, nehmt!
    (reicht ihm den Becher)
     
    MÖNCH
    Wie auch mein lechzend Herz nach Labung schmachtet,
    Nichts rühr ich an, bis ihr mir zugesagt –
     
    HEDWIG
    Berührt mein Kleid nicht, tretet mir nicht nah,
    Bleibt ferne stehn, wenn ich euch hören soll.
     
    MÖNCH
    Bei diesem Feuer, das hier gastlich lodert,
    |227| Bei eurer Kinder theurem Haupt, das ich
    Umfasse –
    (ergreift die Knaben)
     
    HEDWIG
    Mann, was sinnet ihr? Zurück
    Von meinen Kindern! – Ihr seid kein Mönch! Ihr seid
    Es nicht! Der Friede wohnt in diesem Kleide,
    In euren Zügen wohnt der Friede nicht.
     
    MÖNCH
    Ich bin der unglückseligste der Menschen.
     
    HEDWIG
    Das Unglück spricht gewaltig zu dem Herzen,
    Doch euer Blick schnürt mir das Innre zu.
     
    WALTHER
(aufspringend)
    Mutter, der Vater!
    (eilt hinaus)
     
    HEDWIG
    O mein Gott!
    (will nach, zittert und hält sich an)
     
    WILHELM
(eilt nach)
    Der Vater!
     
    |228| WALTHER
(draußen)
    Da bist du wieder!
     
    WILHELM
(draußen)
    Vater, lieber Vater!
     
    TELL
(draußen)
    Da bin ich wieder – Wo ist eure

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