Will Trent 02 - Entsetzen
komme zur selben Schlussfolgerung wie Sie - er zog sich das Messer aus seiner Brust, während er sich über sie beugte. Tatsächlich fanden wir auf der Waffe eine Mischung aus beiden Blutgruppen.«
»Irgendwelche Fingerabdrücke?«
»Nur eine Sorte. Vorläufig sagen wir, dass es Adams Abdrücke sind, aber das muss ich erst im Labor bestätigen. Auf dem Messergriff gibt es außerdem Spuren, die vereinbar sind mit jemandem, der Latexhandschuhe trägt.«
Amanda sagte zu Will: »Das Tragen von Gummihandschuhen in Kombination mit der Verbringung des Messers an den Tatort ergibt vorsätzlichen Mord.«
Will wies sie nicht darauf hin, dass sie zuerst den Mörder finden mussten, bevor sie ihn anklagen konnten. »Was ist mit dem Fußabdruck unten?«
»Hier wird es interessant«, erwiderte Charlie. »Blutgruppe Null-positiv.«
Amanda sagte: »Anders als die Blutgruppen der beiden Opfer.«
»Genau«, bestätigte Charlie. »Wir haben auf der Treppe mehrere Tropfen gefunden und hier oben noch ein paar mehr. Ich vermute, dass die Person, von der das Blut stammt, bewusstlos war. Wie Will und ich vermutet haben, wurde sie die Treppe hinuntergetragen. Entweder musste der Entführer am Fuß der Treppe stehen bleiben, um ihr Gewicht zu verlagern, oder sie kam wieder zu sich und wehrte sich. Irgendwie berührte dabei ihr Fuß an dieser einen Stelle den Boden.«
Will sagte zu Amanda: »Ich habe Charlie gebeten, das Haus von oben bis unten mit Luminol zu untersuchen. Es interessiert mich, wo Emma Campano war, als ihre Freundin angegriffen wurde.«
»Aus dem Bisherigen folgt doch, dass sie bewusstlos war.«
»Hier noch nicht«, entgegnete Charlie. »Zumindest nicht nach dem, was das Blut uns sagt.«
Will sagte: »Es wurden hier heute schon viele Fehler gemacht. Ich will ganz sicher wissen, ob dieser Fußabdruck unten von Emma Campano stammt. Sie hat Tonnen von Schuhen in ihrem Wandschrank. Vielleicht können Sie in einem davon einen latenten Abdruck finden?«
»Nicht sehr wahrscheinlich, aber versuchen kann ich es auf jeden Fall.«
Amanda fragte: »Haben Sie in diesem Bereich irgendwelche Spermaspuren gefunden?«
»Nichts.«
»Aber Kayla hatte Sperma auf und in ihrem Körper?«
»Ja.«
Amanda sagte zu Charlie Reed: »Ich will schleunigst einen DNS-Vergleich sowohl mit Adam Humphrey wie mit Paul Campano. Suchen Sie das Elternschlafzimmer nach Haaren oder sonstigem Gewebe ab, das dem Vater gehören könnte.« Sie schaute Will an, als wartete sie auf seinen Widerspruch. »Ich will wissen, mit wem dieses Mädchen Sex hatte, ob einvernehmlich oder nicht.« Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern drehte sich auf dem Absatz um und warf nur noch ein »Will?« über die Schulter.
Er folgte ihr die Treppe hinunter und in die Küche. Will versuchte, beim Spiel der gegenseitigen Vorwürfe als Erster aus den Startlöchern zu kommen. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Faith Mitchells Mutter Teil meiner Ermittlungen war?«
Sie fing an, Schubladen zu öffnen und wieder zu schließen. »Ich habe angenommen, Sie würden Ihre brillanten deduktiven Fähigkeiten nutzen, um eine Verbindung zwischen den beiden Familiennamen herzustellen.«
Sie hatte recht, aber Evelyn Mitchell hatte für ihn schon lange keine Priorität mehr. »Mitchell ist ein ziemlich häufiger Name.«
»Freut mich, dass wir das bereinigt haben.« Amanda fand, wonach sie gesucht hatte. Sie hielt ein Küchenmesser in die Höhe, schaute sich die silberne Biene auf dem Griff an. »Laguiole. Hübsch.«
»Amanda ...«
Sie legte das Messer wieder in die Schublade. »Faith wird während dieser ganzen Ermittlung Ihre Partnerin sein. Wir haben das Atlanta Police Department dieses Jahr schon genug geärgert, ohne ihm noch einen wichtigen Fall abzunehmen, und ich würde Sie lieber mit einer Ziege zusammenstecken, als Leo Donnelly auf diesen Fall anzusetzen.«
»Ich will sie nicht.«
»Das ist mir egal«, blaffte sie. »Will, das ist ein sehr wichtiger Fall, den ich Ihnen hier übertrage. Sie sind jetzt sechsunddreißig Jahre alt. Sie werden nie Karriere machen, wenn Sie ...«
»Wir wissen beide, dass ich nicht weiter nach oben kommen werde.« Er gab ihr keine Gelegenheit, zu widersprechen. »Ich werde nie eine PowerPoint-Präsentation machen oder an einer Tafel stehen und ein Verlaufsdiagramm ausfüllen.«
Sie spitzte die Lippen und starrte ihn an. Er fragte sich, warum ihm die Enttäuschung in ihren Augen so viel ausmachte. Soweit er wusste, hatte Amanda keine Kinder
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