Willi von Bellden (German Edition)
kommen, doch sicher wissen wir das nicht. Trotzdem wäre ich dafür, wir stellen uns hinter diese Hypothese, denn irgendwo müssen wir anfangen. Jemand etwas dagegen?«, fragte ich, aber weder Basko noch Sammy machten Anstalten, diese Folgerung ins Wanken zu bringen, im Gegenteil.
»Das ist vernünftig!«, pflichtete mir Sammy bei. Auch Basko nickte einvernehmlich.
»Nun gut, dann lasst uns weiter darüber den Kopf zerbrechen, was die schöne Chloe Martin hier zu suchen hatte, schließlich sind wir Ermittler in mehreren Mordfällen«, sagte ich und legte nachdenklich meine Stirn in Falten, wie ich es immer tue, wenn ich an einer Sache herumtüftle.
»Toni wollte zu den Dolmen. Seine Thermosflasche findet man in der Nähe der Grabung, sein Auto und sein Handy unweit davon in einem Tümpel oder Weiher oder sonst was. Dann taucht Chloe hier in der Gegend auf. Das kann unmöglich Zufall sein«, sagte Basko und war plötzlich hellwach.
»Genau, das ist es!«, meinte auch Sammy, »Bestimmt hat Chloe Martin Toni ums Eck gebracht und hat versucht, seine Spuren zu verwischen!?« Stolz sah er uns an.
»Welche Spuren? Toni kam doch anscheinend überhaupt nicht hier an«, verbesserte ich ihn. Man konnte nicht zu viel Spürsinn von jemandem erwarten, der noch nie mit der Aufklärung eines Mordes betraut war, beruhigte ich mich. Ich mahnte mich, geduldig zu sein mit dem Unwissenden und erklärte ihm nochmals, dass es keine Spuren zu verwischen gab, denn Toni war auf jeden Fall nicht mit seinem eigenen Wagen hierhergekommen. Endlich leuchtete ihm das ein.
»Was ist, wenn sie Toni entführt hat? Vielleicht hat sie ihn hierhergebracht?«, meinte Basko.
Ich blickte ihn zweifelnd an.
»Wieso sollte sie das tun? Eher würde ich vermuten, sie hat ihn umgebracht«, entgegnete ich.
Mein Freund schüttelte den Kopf.
»Nein, sie hat ihn nicht umgebracht. Erst beginnt sie eine Liebesbeziehung mit ihm und dann bringt sie ihn um? Das passt nicht ins Schema.«
Eine Weile blieb es still in unserer kleinen Runde.
Das, was Basko gesagt hatte, ergab Sinn. Vielleicht hatte sie ihn wirklich entführt. Aber wieso an diesen Ort?
Hatte es etwas mit den Dolmen zu tun? Aber was? Sosehr ich auch die ganze Sache zu beleuchten versuchte, ich kam nicht dahinter. Mir fehlte das entscheidende Puzzleteil.
»Wir können nur mutmaßen, etwas anderes bleibt uns nicht übrig«, sagte ich zu den anderen. »Aber vielleicht spielt uns abermals der Zufall die entscheidende Information zu, und die Geschichte wird schlüssiger«, schlug ich vor, denn es war spät geworden. Über die ganze Sache mit Toni hatten wir Stunden gegrübelt, und nun kam die Familie zurück, was man an den näher kommenden Stimmen hörte.
»Machen wir Schluss für heute. Willi hat recht. Vielleicht ist der Zufall unsere beste Chance. Hoffen wir nur, er lässt sich auch blicken!« Basko zwinkerte uns zu. Weder Basko noch Sammy oder ich ahnten, wie schnell der Zufall uns ereilen würde. Leider auf keine angenehme Art und Weise, wie sich bald herausstellen würde. Wenn wir gewusst hätten, was passieren sollte, wären wir sofort abgereist, notfalls auch auf eigenen Pfoten.
Am nächsten Tag durften wir alle vier Tanner in das kleine Lädchen des Campingplatzes begleiten, um für das Frühstück Flûtes und Croissants zu kaufen. Ausnahmsweise war mein Herrchen als Erster wach geworden und hatte beschlossen, das Frühstück herzurichten. Ich liebte diese kleinen Spaziergänge am frühen Morgen. Es war die Stille, die mir in diesen Stunden gefiel, und die Idylle der Landschaft mit den riesigen Bergspitzen im Hintergrund, die in dem Schleier der aufgehenden Sonne mächtig und imposant herausragten.
Selbst Tanner, der eher der Gattung der Morgenmuffel angehört, ließ dieses Panorama nicht kalt, deswegen machten wir wohl einen kleinen Umweg über die Wiesen, wo sich ein kleiner Rundweg befindet, der uns ein gutes Stück an der Beaume entlangführt und dann wieder am Campingplatz endet. Mit den Flûtes aus dem Rucksack ragend, stiefelte unser Anführer alias Tanner neben uns her und genoss die ersten kräftigen Sonnenstrahlen. Der Tag würde mit hundertprozentiger Sicherheit ein schöner und warmer werden.
Kaum waren wir in den kleinen Weg eingebogen, der zu unserem Mobile Home Nummer 11 führte, da wartete auch schon Anny auf der Terrasse auf uns. Sie war nur mit ihrem Schlafanzug bekleidet, und ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
Instinktiv beschleunigte Tanner seinen Schritt und
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