Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
verspürte sofort eine tiefe Unruhe. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Jetzt muss ich einen klaren Kopf bewahren, dachte ich, und versuchte meine Gedanken zu sortieren.
Erstens: George und Tanner waren Freunde, und bis heute gab es nicht den geringsten Grund daran zu zweifeln.
Zweitens: George hatte sich an dem Abend, als Anny zu Besuch war, sehr negativ, ja feindselig über Lamberg geäußert. Doch jetzt spürte ich diese Vertrautheit, man kannte sich, und das mehr als nur flüchtig.
Drittens: Ich hatte George, obwohl er manchmal kolossal nervte, von Anfang an ,den guten Jungs zugeordnet, und ich täusche mich in diesen Dingen äußerst selten. Lamberg hingegen war ein Schweinepriester, daran gab es keinen Zweifel.
Wie passte das zusammen? Ich musste mehr erfahren, um meine Schlüsse zu ziehen. Nachdenklich legte ich meine Schnauze auf die Pfoten und wurde prompt, Bello war mit mir, bedient.
Lamberg hatte sich von seinem Schock erholt und stand selbstbewusst und überheblich vor versammelter Mannschaft.
„Eine gute Frage, Herr Barbieux! Ich bitte um Nachsicht, dass wir es versäumt haben dies schon wesentlich früher anzusprechen. Bürgermeister Ellert hat, wie für Projekte dieser Größenordnung üblich, eine ganz offizielle Ausschreibung veranlasst. Von den Firmen, die sich beworben haben, hat die Firma Selbert Bau GmbH den Zuschlag für die oberirdischen Baumaßnahmen bekommen, der Firma Alesig wurde der Wegebau und die unterirdischen Bauvorhaben zugesprochen. Beide boten ein optimales Preis-Leistungsverhältnis und sind überregional für Qualität und Zuverlässigkeit bekannt. Es steht im übrigens durchaus jedem frei, dies zu überprüfen. Ich bin mir sicher, dass die Gemeinde entsprechende Anfragen gerne beantwortet.“
George war offenbar mit der Antwort zufrieden, und nickte, wie auch alle Anwesenden, die ich im Blickfeld hatte. Er beugte sich zu Tanner rüber, flüsterte ihm etwas zu, das ich nicht verstand, worauf beide leise lachten.
Der einzige, der nicht zufrieden dreinblickte, war Strobel. Er sah aus, als hätte man ihm mit einem schweren Gegenstand eins übergezogen. Angespannt wanderte sein Blick zwischen George und Lamberg hin und her.
Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ihm nicht passte. Aber ich bemerkte, dass er Lamberg etwas zuraunte. Dieser winkte lächelnd ab und gestikulierte mit der flachen Hand, was soviel wie: „später“ bedeuteten musste.
Trotzdem war Strobel für den Rest des Abends nicht mehr so entspannt wie zu Beginn, und man konnte ihm ansehen, dass etwas an ihm nagte.
In der nächsten Stunde wurden Details des Bauvorhabens besprochen. Edmund präsentierte seine Baupläne, und jeder hatte die Möglichkeit seine Ideen einzubringen und Kritik zu üben.
Tanner hielt sich bedeckt, hörte sich alles geduldig an, während er sein Bier trank. Aber ich wusste, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm war. Er hatte ihn am frühen Abend angekündigt, und wenn er etwas sagte, war in jedem Fall darauf Verlass.
Als die Flut von mehr oder weniger sinnreichen Überlegungen, guten Ratschlägen und absolut realitätsfernen Zukunftsvisionen endlich abebbte, (fundamentale Kritik hatte ich keine gehört), erhob sich mein Boss und bat erneut ums Wort.
Jetzt kam es! Das war so sicher wie das Amen in der Kirche, und ich schickte ein Stoßgebet an Bello, er möge uns beistehen.
„Meine Damen und Herren, gestatten sie mir, nachdem ich lange und ausdauernd die Pläne des Vorstands und unzählige Vorschläge zur Verbesserung derselben gehört habe, ein Wort der Kritik und des Zweifels. Ich, und das sage ich hier gerade heraus, bin gegen das Projekt und lehne den Archäopark in der hier angedachten Form zur Gänze ab! Mehr noch, ich habe nach langen und sorgfältigen Recherchen, einen Artikel vorbereitet, der Für und Wieder ihres Vorhabens gegenüberstellt und kritisch beleuchtet. Er wird nächsten Monat in Druck gehen und ich möchte die Gelegenheit nutzen sie über den Inhalt zu informieren.“
Das schlug ein wie eine Bombe. Abrupt herrschte eine unheimliche Stille. Alle starrten ihn an, und ich fühlte wie ihre Blicke auch mich zu durchbohren schienen.
Ich wusste was Tanner zu sagen hatte, es war im wesentlichen das Gleiche, was er Anny zu diesem Thema erzählt hatte. Sein Vortrag fiel allerdings um einiges länger aus, da Tanner sehr sorgfältig argumentierte und zahlreiche Vergleiche zog.
Er schloss mit den Worten: „Wir brauchen hier kein archäologisches Disneyland, das
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