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Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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mal treffen – vielleicht mit meinem neuen Freund?
    Nicht einmal Sue Miller kann der Versuchung widerstehen und zieht mich zu ihren Freundinnen vom Jakobsbrunnen-Theaterclub, die lebhaft tuscheln und kichern (»Nein, du, Linda« – »Oooh, das kann ich nicht, würdest du  ...). Schließlich fragen sie mich, ob ich Randy zur Premiere ihrer September-Vorstellung von Kalender Girls mitbringen würde. Bevor ich mich entschuldige, wende ich mich höflich an Linda (»Miss April«) und erkläre, dass Randy im September seine aufregende US-Tournee antreten wird.
    An den Wänden der riesigen Halle hängen große Fotos. Die inspiziere ich jetzt und sehe nur Kinderbilder von Lulu und Dan. Zwei winzige Babys auf einer braun karierten Decke (hallo, die Siebzigerjahre); unmöglich festzustellen, wer der Junge und wer das Mädchen ist. An der linken oberen Ecke des Fotos entdecke ich Dennis Millers üppige Bartkoteletten, während er die Säuglinge bewundert. Wobei er über den hohen Vatermörderkragen kaum sehr viel gesehen haben kann.
    Dann die kleine Lulu, todernst in einem Tutu und Ballettschuhen, ein rundliches Beinchen mit spitzen Zehen
ausgestreckt. Dan trägt einen Fußball, offenbar während einer kurzfristigen Flirtphase mit diesem Sport. Ah, mit dem Rugbyball unter dem Arm sieht er viel glücklicher aus. Die gestreiften Socken sind heruntergerutscht, ihm fehlen zwei Vorderzähne.
    Als ich weiterschlendere, verstreichen die Jahre auf den Fotos. Schuluniformen ändern sich. Plötzlich ist Dan fast dreißig Zentimeter größer als seine Schwester. O Gott, und da bin ich, die Lippen üppig mit Glitzer-Lippenstift bemalt, und Lulu – deren Berufswahl bereits feststeht – bindet mein Haar zu einem seitlichen Pferdschwanz zusammen. Ihr eigenes Haar sieht natürlich noch viel abenteuerlicher aus. Damals muss sie bereits in die Friseurlehre gegangen sein: Der obere Teil ihres Bobs ist wasserstoffblond, der Rest rabenschwarz. Irgendwie sieht das so aus, als hätte ihr ein Vogel auf den Kopf geschissen.
    »Geradezu unheimlich, wie Lulus Frisuren auf die Jahreszahlen hinweisen«, sagt eine Stimme hinter mir. »Viel genauer als die Radiokohlenstoffdatierung.«
    »O Gott...« Ich drehe mich zu Dan um. »Wie schrecklich, all diese Bilder zu sehen! Wo hast du sie ausgegraben? Und was haben wir uns bloß dabei gedacht, wenn wir uns damals so gestylt haben?«
    »Ja, es hat Spaß gemacht, all diese Bilder zu sortieren.« Langsam gehen wir an der Sammlung vorbei. »Es wurden wieder so viele Erinnerungen wach.«
    »Meistens grausige.« Vor einer Aufnahme aus den späten Achtzigerjahren schneide ich eine Grimasse. »Zum Beispiel meine türkisblaue, rosa gemusterte Paisley-Latzhose.«
    »Also, ich fand dich süß darin«, versichert mir Dan grinsend.
    »Süß?«, frage ich skeptisch. »Meinst du – so süß wie eine farbenblinde Lesbe?«
    »Nein, viel süßer als eine farbenblinde Lesbe.«
    »Danke, Dan, du weißt, wie man einem Mädchen schmeichelt.«
    Wie gut es tut, wieder normal mit ihm zu reden – zusammen über Witze zu lachen, einander zu hänseln, anstatt die seltsame Spannung ertragen zu müssen, die zwischen uns entstanden ist, seit ich mit Randy zusammen bin ... In den letzten Wochen habe ich ihn vermisst, das wird mir erst jetzt so richtig bewusst.
    Ich bleibe vor einem Bild stehen, das Dan und mich in den frühen Neunzigerjahren zeigt. Darauf posiere ich im kompromisslosen Grunge-Look, in einem langen schwarzen Cardigan, an den Ärmeln zerrissen, über einem fließenden geblümten Kleid, einer Strumpfhose voller Löcher und in Achtzehn-Loch- Doc Martens. Unsicher grinst mein Mund, dunkel bemalt, zwischen Vorhängen aus langem aschblondem Haar hervor – meilenweit entfernt von der glanzvollen, lockigen Mähne von Pearl Jam -Sänger Eddie Vedder, die ich damals angestrebt habe. (Ich finde noch immer, dass dieses Haar an einem Mann verschwendet war.) Hoch aufgeschossen, fröhlich und zeitlos steht Dan neben mir in – was sonst – einem Rugby-Trikot und Jeans.
    »Weißt du, Dan ...« Ich stoße seinen Arm mit meiner Schulter an. »In all den Jahren bin ich sauer auf dich gewesen, weil du immer gleich ausgesehen hast. Und jetzt merke ich, wie vernünftig du warst.«
    »Tatsächlich?« Ein Lächeln kräuselt seine Augenwinkel.
    »Auf jedem dieser Fotos siehst du unverändert aus, du Ekelpaket!« Lachend schüttle ich den Kopf. »Lulu und
ich blamieren uns ständig in lächerlichen Outfits. Aber du – seit du

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