Willkommen in Wellville
Kinderschwestern und mit deinen Brüdern und Schwestern. Ich weiß, daß du die gesprochene Sprache verstehst, und du wirst sie auch schreiben lernen, und ich weiß, daß du die Regeln dieses Haushalts verstehst – oder lernen wirst, sie zu verstehen.« Pause. »Nun, unzählige Male ist dir die Sache mit deiner Jacke erklärt worden.«
George machte keinerlei Bewegung, die auf Einverständnis schließen ließ. Er stand da, starrte auf seine Füße, so reglos und in jeder Hinsicht so teilnahmslos wie ein Laternenpfosten.
»Ich werde dich nicht bestrafen, George«, fuhr der Doktor fort. »Ich weiß, daß du neu hier bist, und ich weiß auch, daß du eine Menge durchgemacht hast, aber ich werde dir eine Übung aufgeben – nennen wir es eine Übung, die dich an deine Pflichten und Verantwortlichkeiten erinnern soll.«
George wirkte leblos, stumm, ohne Verbindung zur Welt und ihren Lebensströmen.
»Komm mit«, sagte der Doktor, und er zog sich die Handschuhe an, bevor er die Hand des Jungen ergriff; dann wies er ihn an, die Jacke aufzuheben, und führte ihn die Treppe hinauf, in seinen Schlafsaal und vor den nackten Haken, an den sie gehängt werden sollte. »Und jetzt, George«, sagte er, »möchte ich, daß du die nächsten vierundzwanzig Stunden, abgesehen davon, daß du heute nacht natürlich schlafen und morgen deine Mahlzeiten einnehmen sollst, nichts anderes tust als eine einzige Sache. Ich möchte, daß du deine Jacke anziehst, rausgehst, durch die rückwärtige Diele wieder hereinkommst, die Treppe hinauf und in dieses Zimmer gehst; dann sollst du deine Jacke wieder ausziehen, sie an diesen Haken hängen und wieder von vorne anfangen. George, ich möchte, daß du nichts anderes tust, als diese Jacke auszuziehen, aufzuhängen und wieder anzuziehen, und wenn du es tausendmal machst. Hast du mich verstanden?«
Der Junge, den Kopf gesenkt, sagte nichts.
Der Doktor warf Hannah Martin, einer der Kinderschwestern, die jetzt oben an der Treppe auftauchte, einen strengen Blick zu. »Hannah, Sie sind mir für George verantwortlich. Er wird das Haus betreten, die Tür hinter sich schließen, die Treppe hinaufgehen, seine Jacke ausziehen und sie an diesen Haken hängen, und er wird nichts anderes tun bis zur Schlafenszeit heute abend, und er wird morgen früh nach dem Aufwachen wieder damit beginnen bis um diese Zeit morgen.« Der Doktor blickte auf seine Taschenuhr. »Vier Uhr nachmittags.« Er sah auf. »Haben Sie mich verstanden?«
Hannah nickte.
Am nächsten Tag, als der Doktor abends zum Essen kam, in Gedanken mit hundert Dingen beschäftigt, war er überrascht, Georges gebeugte und geschrumpfte Gestalt in der Jacke den rückwärtigen Flur entlangschlurfen zu sehen. Er blieb stehen, um zu beobachten, wie der Junge langsam die Treppe hinaufstieg, jede Stufe wie ein nahezu unüberwindliches Hindernis erklomm, und er folgte ihm, als er, oben angekommen, den Flur entlang zu seinem Schlafsaal ging und wie ein Automat die Jacke auszog, sie an den Haken hängte und dort einen Augenblick hängen ließ, bevor er sie wieder anzog. Es war nach sieben Uhr. Die anderen Kinder hatten bereits gegessen, und Hannah überwachte die jüngeren bei ihren abendlichen Übungen im Gymnastikraum, während die älteren mit Haushalts- und Schulaufgaben beschäftigt waren. Abgesehen vom Doktor und von George war der Schlafsaal leer..
Als der Junge seine Jacke wieder angezogen hatte und sich umdrehte, um erneut hinunterzugehen, sprach der Doktor. »George«, sagte er, »du kannst jetzt aufhören. Du solltest nur bis um vier üben. Ich glaube, du hast deine Lektion gelernt. Häng jetzt deine Jacke auf und lauf zu den anderen Kindern und mach mit ihnen Gymnastik.«
Aber George hängte seine Jacke nicht auf. Er lief auch nicht zu den anderen Kindern. Er schlurfte einfach aus dem Zimmer, den Blick auf seine Füße gerichtet, ging die Treppe hinunter, zur Tür hinaus und kam dann wieder herein, ging die Treppe hinauf, zog seine Jacke aus, hängte sie für einen Moment an den Haken, bevor er sie wieder anzog und die ganze Prozedur von vorne begann.
Noch zweimal sprach der Doktor mit ihm, aber George ignorierte ihn. John Harvey Kellogg hätte genausogut ein Loch in der Wand sein können, eine Lampe, ein Garderobenständer, ein in ein Leichentuch gehülltes Gespenst. Die Füße des Jungen traten auf die Stufen, schlurften über die Holzdielen. Na gut, dachte der Doktor. Na gut. Wenn er stur sein will, soll er. Schließlich hatte der Doktor
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