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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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selbst, sondern für jemand anderen.« Dr. Triddl hatte die Kursleiterin streng angesehen. »Wissen Sie, für wen er das Gift haben wollte?«
    Die Kursleiterin hatte gar nicht glauben können, was Dr. Triddl ihr da erzählt hatte. Es hatte nach einer Anschuldigung geklungen, die sie besser nicht stützen wollte.
    Also hatte sie versichert, dass sie sich nicht vorstellen könne, dass Gerolat irgendjemandem etwas antun könne. Er wäre vorhin nur mal kurz aus dem Haus gegangen, um, um …,
    leider hatte sie ein bisschen gestockt, denn ihr war kein Grund eingefallen, den sie diesem Arzt hätte sagen können, und die Wahrheit wollte sie ihm nicht sagen.
    Das war Dr. Triddl nicht entgangen.
    »Helfen Sie mir, ihn hinein zu tragen«, hatte er ihr danach streng befohlen und sie dabei nicht mal angesehen.
    Die Kursleiterin hatte sich schnell ein Paar Schuhe übergezogen und war zu dem Rollstuhl raus gerannt, in dem Dr. Triddl Gerolat hierher gebracht hatte.
    Dr. Triddl hatte bereits geschickt Gerolats Oberkörper gepackt, die Kursleiterin hatte also seine Beine genommen, und dann hatten sie ihn zusammen hinein getragen.
    »Wo ist das Bett?«
    »Oben.«
    »Ja, also los!«
    Die Kursleiterin fand Gerolat sehr schwer und unbeweglich. Es war eine so harte Arbeit, ihn hoch zu tragen, dass ihr der Schweiß über die Stirn lief. Sie wischte ihn mit dem Ärmel ab und fragte sich, wie sie Dr. Triddl nun so schnell wie möglich loswerden könnte, da er ihr sehr unheimlich war.
    Irgendwoher kenne ich ihn doch auch, dachte sie, hat er nicht in einem meiner Kurse am Hof gesessen?
    Sie konnte sich aber nicht recht erinnern und traute sich auch nicht, ihn zu fragen.
    »Ich habe ihm ein sehr starkes Beruhigungsmittel gegeben«, sagte Dr. Triddl fast beiläufig, während er etwas in sein Notizbuch schrieb, »und ich habe ihn untersucht. Es scheint, als wäre er geistig ein wenig verwirrt. Kennen Sie Gerolat schon lange?«
    »Nein!«, antwortete die Kursleiterin. »Also, doch. Ja. Eigentlich schon.«
    Dr. Triddl zog seine linke Augenbraue hoch.
    »Und ist er Ihnen heute anders vorgekommen als sonst?«, fragte Dr. Triddl und hörte dabei nicht auf zu schreiben.
    »Ich weiß nicht.«
    »Das ist immer das große Problem!«, hatte Dr. Triddl von seinem Notizbuch aufgeschaut und die Kursleiterin über den Rand seiner Brille angeguckt. »Dass alle immer nichts wissen, das ist ein großes Problem. Oder man könnte auch sagen, das Problem ist, dass keiner etwas weiß.«
    Er riss die Seite, die er soeben beschrieben hatte aus seinem Notizbuch, faltete das Blatt und gab es der Kursleiterin.
    »Ich fasse noch mal zusammen: Gerolat ist geistig verwirrt und steht unter starker Betäubung. Er wird jetzt mehrere Stunden schlafen, und wenn er aufwacht, kann es zu ungewohntem Verhalten seinerseits kommen. Sobald er wieder zu sich kommt, lesen Sie bitte diese Nachricht. Aber erst, nachdem er den ersten Satz gesagt hat.«
    Er streckte ihr seine Hand hin, in der zwischen Zeige- und Mittelfinger seine Notiz klemmte. Die Kursleiterin reagierte nicht.
    »Na, nun nehmen Sie schon«, bewegte Dr. Triddl ungeduldig seine Finger mit dem Zettel dazwischen vor und zurück. Die Kursleiterin nahm den Zettel und wollte ihn auffalten.
    »Haben Sie mir nicht zugehört? Sie sollen das erst lesen, wenn Gerolat seinen ersten Satz gesagt hat.«
    Dr. Triddl schüttelte verständnislos verächtlich den Kopf.
    »Unfähiges Volk!«, sagte er noch von oben herab und ging dann mit zügigen Schritten die Treppe herunter.
    Als die Kursleiterin das Knallen der Haustür hörte, rannte sie ans Fenster. Sie wollte sicher gehen, dass Dr. Triddl auch wirklich weg war. Sie hatte die schlimme Befürchtung, er könnte sich irgendwo im Haus verstecken und sie später zu Tode erschrecken. Zu ihrer Erleichterung aber sah sie, wie Dr. Triddl den Rollstuhl von ihrem Grundstück schob. Als sie ihn nicht mehr sah, öffnete sie den Zettel und las.
     
    Das erste was Gerolat sagen wird ist: »Der Willkürherrscher. Ich muss zum Willkürherrscher.«
    Halten Sie ihn davon ab, denn er will den Willkürherrscher eliminieren. Sie haben das Schicksal des Willkürherrschers in ihrer Hand. Und somit das Schicksal dieses gesamten Staates!
    Retten Sie diesen Staat!
    Wenn nicht um des Staates selbst Willen, dann denken Sie dabei an sich. Denn wenn Sie den Willkürherrscher retten, dann wird Ihre Akte bereinigt.

30
     
    Jamel war höchst gut gelaunt. Er hatte nämlich einen lustigen Plan.
    Das Buch über die

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