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Wilsberg 03 - Gottesgemuese

Wilsberg 03 - Gottesgemuese

Titel: Wilsberg 03 - Gottesgemuese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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wonach mich jetzt gelüstete, war ein heißes Bad im Hotel. Ob sie wohl den Kerl im Kofferraum gefunden hatten? Wenn nicht, ging es ihm wahrscheinlich nicht besser als mir. Vielleicht sogar schlechter. Aber daran wollte ich nicht denken.
    In der Ferne sah ich die oberste Etage des Reha-Zentrums. Meine Leiche sollte wohl nicht in seiner Nähe gefunden werden. Mir blieb nichts anderes übrig, als den Dünenwanderweg zu nehmen. Immerhin, die Bewegung tat mir gut, die Arme und Beine wärmten sich langsam auf, und hätte ich nicht dauernd niesen müssen, wäre daraus fast so etwas wie ein Morgenspaziergang geworden.
    Vor dem Reha-Zentrum bog ich ab und nahm den Umweg über die Hauptstraße, um nicht in Sichtweite der Tempelritter zu kommen. Von der Straße aus näherte ich mich vorsichtig dem Parkplatz. Kein BMW. Ich suchte in meinen Taschen. Kein Autoschlüssel. Der ganze Weg umsonst. Ich hätte heulen können.
    Auf dem Rückweg in den Ort machte ich einen Schlenker ins Wäldchen. Der Wagen des Ordensmannes stand nicht mehr hinter dem Holzstapel. Eigentlich war ich ganz froh darüber, dass er die Nacht im Warmen verbringen durfte.
    So sehr mich auch die Badewanne reizte, sah ich doch ein, dass das Dringendste zuerst getan werden musste. Verfroren, hundemüde, verdreckt und mit triefender Nase betrat ich die Polizeiwache am Ortseingang. Der einzige Polizeibeamte starrte mich entgeistert an. Penner, die im Winter am Strand schliefen, hatte es bis dahin auf Norderney noch nicht gegeben.
    Ich räusperte mich. »Mein Name …«, meine Stimme war eine Oktave tiefer als üblich, »… ist Georg Wilsberg. Ich bin Privatdetektiv. Ich möchte einen Fall von Freiheitsberaubung anzeigen.«
    Er kriegte den Mund nicht zu.
    »Es handelt sich um das Haus der Kirche für angewandte Philosophie, draußen am Strand. Dort wird ein Mann gegen seinen Willen festgehalten.«
    Er schluckte mit einem lauten Glucksen. »Wer sind Sie?«
    »Das habe ich doch schon gesagt: Georg Wilsberg.«
    »Ihren Ausweis!«
    Ich tastete meine hintere Hosentasche ab. Natürlich, das Portemonnaie war auch verschwunden.
    »Tut mir leid, ich habe keinen dabei.«
    »Irgendetwas anderes, womit Sie sich ausweisen können, Führerschein oder so?«
    »Mein Portemonnaie mit allen Papieren ist mir gestohlen worden.«
    »Aha.« Er schien nicht überzeugt. »Wo wohnen Sie?«
    Ich nannte mein Hotel.
    Er betrachtete mich von oben bis unten, insbesondere die Flecken auf meiner Kleidung.
    »Man hat mich betäubt und am Strand abgelegt.«
    »Soso. Wer soll das getan haben?«
    »Die Leute von der Kirche für angewandte Philosophie.«
    »Soso. Haben Sie dafür Zeugen?«
    »Nein. Es geht auch nicht um mich, obwohl ich durchaus daran denke, später eine Anzeige wegen Körperverletzung zu stellen. Zunächst aber möchte ich einen Professor für Astrophysik namens Martin Kunstmann, der in dem bereits erwähnten Zentrum der Kirche für angewandte Philosophie festgehalten wird, freibekommen. Dazu müssten Sie mit mir in Ihren Streifenwagen steigen und auf dem schnellsten Weg dorthin fahren.«
    »Moment! So schnell geht das nun auch wieder nicht. Erst einmal muss ich Ihre Angaben überprüfen.«
    »Gut. Dann rufen Sie im Polizeipräsidium von Münster an und lassen sich mit Hauptkommissar Stürzenbecher verbinden! Der wird notfalls für mich bürgen.«
    Er sah mich an, als wäre ich eine Gefahr für den sauberen PVC-Boden. »Bleiben Sie da stehen und rühren Sie nichts an!« Dann ging er in den Nebenraum, ließ aber die Tür einen Spaltbreit offen, um mich ab und zu durch den Spalt zu begutachten.
    Nach ein paar Minuten kehrte er zurück. »Soweit alles klar. Nun zu diesem … wie hieß er noch?«
    »Martin Kunstmann.« Und ich erzählte in knappen Sätzen und mit großen Auslassungen die Geschichte von Martin Kunstmann.
    Anschließend griff er wieder zum Telefon, diesmal in meiner Gegenwart. »Horst, kannst du mal eben rüberkommen! Wir haben da einen Einsatz … Ja, es ist dringend, sonst würde ich ja nicht …« Er lächelte mich entschuldigend an. »Wir sind nur zu zweit, wissen Sie. Im Winter ist ja nichts los.«
    Horst kam zehn Minuten später und war äußerst ungehalten. Seine Laune besserte sich nicht, als er mich sah. Gemeinsam fuhren wir zum Reha-Zentrum, während ich ihnen das Auto vollnieste.
    Der Mann am Eingang zeigte keine Reaktion. »Martin Kunstmann? Nein, der ist nicht hier.«
    Auch der goldbehaftete Ordenshäuptling hatte sich gut vorbereitet. Er tat so, als würde er

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