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Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Titel: Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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griff nach meinem Arm. »Da fällt mir ein: In der Redaktion war auch jemand. Er sagte, er wäre Kathrins Bruder, und hat sich nach persönlichen Gegenständen von ihr erkundigt. Es gab allerdings keine, sie war ja nur freie Mitarbeiterin.«
    »Kathrin hatte keinen Bruder.«
    »Da passt eins zum anderen. Denken Sie ...«
    »An Guber«, nickte ich. »Er wollte sicherstellen, dass nichts von dem, was Kathrin Meyer über ihn gesammelt hat, gegen ihn verwendet wird.«
    »Dann hat sie also brisantes Material besessen«, schlussfolgerte Olpitz.
    »Das wissen wir nicht«, bremste ich seine Euphorie. »Und jetzt, nachdem er sich den Laptop und ihre Unterlagen beschafft hat, werden wir es wohl auch nie erfahren.«
    Ich ließ ihn den angeblichen Bruder beschreiben. Die Beschreibung stimmte nicht mit der von Kathrins Mutter überein. Aber zusammen konnten die beiden Männer das Paar abgeben, das mich beschattet hatte.
    Von dem Manuskript, das mir in die Hände gefallen war, erzählte ich Olpitz nichts. Mochte er auch kein Leichenfledderer sein, seine beruflichen Reflexe funktionierten bestimmt. Ein Journalist, der auf einer guten Geschichte sitzt, hat eine panische Angst davor, dass ein anderer sie zuerst schreibt. Und das Letzte, was ich im Moment gebrauchen konnte, war ein Artikel, der Guber mit dem Tod von Kathrin Meyer in Verbindung brachte. Sollte Guber sich ruhig in Sicherheit wiegen. Das würde Lena schützen und mir einen Vorteil verschaffen.
    Olpitz schaute erneut auf seine Uhr. »Ich muss los.«
    »Eine Frage noch«, bat ich. »Hat Kathrin Meyer Guber interviewt?«
    »Sie wollte. Für ihr Buch benötigte sie unbedingt ein ausführliches Interview über sein Leben. Ich weiß, dass sie mehrfach Anfragen gestellt hat. Aber Guber hat sie immer hingehalten.«
    Aus Kathrin Meyers Manuskript wusste ich, dass Gottfried Guber ein Privathaus an der Werse besaß, mitten im Wald zwischen Handorf und Sudmühle gelegen. Guber hatte die leer stehende Villa den Erben einer untergegangenen Industriellendynastie abgekauft und von Grund auf restaurieren lassen. Das Büro der DAD in Münsters Innenstadt sei nur ein Aushängeschild, hatte Meyer geschrieben, die eigentliche Schaltzentrale der Partei befände sich in Gubers Villa. Hier arbeiteten Gubers engste Mitarbeiter, hier, ungestört von möglichen Demonstranten, träfe sich die Parteiführung.
    Ich beschloss, mir die Villa aus der Nähe anzusehen.
    Handorf ist ein kleiner Stadtteil im Nordwesten Münsters, fast ein Dorf. Ich stellte meinen Wagen auf dem Parkplatz einer Waldgaststätte ab und ging zu Fuß weiter. Industriellenvillen aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende kommen in diesem Teil der Stadt äußerst selten vor und so war ich, als ich den von einem hohen Zaun umgebenen klassizistischen Sandsteinbau sah, ziemlich sicher, am Ziel zu sein. Der Sandstein strahlte so hell, als sei er erst kürzlich gebrochen worden, und auch die Gartenlandschaft rund um das Haus wirkte sehr gepflegt. Guber hatte nicht am Nötigsten gespart, um sein Heim einladend zu gestalten.
    Allerdings deuteten die Kameras, die über dem Tor und unter dem Dach des Hauses befestigt waren, darauf hin, dass er nicht jeden hereinließ. Zumindest nicht, ohne den potenziellen Besucher vorher in Augenschein genommen zu haben. Den Gedanken, einen unverfänglichen Blick ins Innere zu werfen, musste ich also gleich vergessen. Tagsüber war das unmöglich. Und wollte ich in der Nacht über den Zaun klettern, würde ich mir vermutlich ein Bein brechen oder die Alarmanlage auslösen.
    So schnell gab ich jedoch nicht auf. Ich ging zur Waldgaststätte zurück, versorgte mich mit Proviant und machte es mir außerhalb der Kamerawinkel und von Büschen verdeckt einigermaßen gemütlich. Vielleicht würde ich ja wenigstens meine beiden Freunde, die mir in Wolfgang Alvers Auto aufgelauert hatten, zu Gesicht bekommen. Bis jetzt war es nur eine Vermutung, dass Guber hinter allem steckte. Die Bestätigung, dass ich nicht im Nebel stocherte, wäre zumindest ein kleiner Fortschritt gewesen.
    Erst einmal blieb es ruhig. Einige Leute, die nach Gärtner, Putzfrauen oder Köchinnen aussahen, verließen das Gelände und stiegen in ihre Autos, die auf der Straße geparkt waren. Dann, am späten Nachmittag, rollten in kurzen Abständen Wagen heran, für die sich das Tor ferngesteuert öffnete. Ich zählte acht Männer und eine Frau, die das Privileg besaßen, auf der Zufahrt innerhalb der Umzäunung parken zu dürfen. Sie trugen

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