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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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setzte sich in seinen Schaukelstuhl. » Du hast Post? « , fragte er, mit gespielter Beiläufigkeit auf den Brief deutend, den sie auf den Tisch gelegt hatte.
    Sie nickte nur kurz.
    » William, Celia ist weg. «
    » Was?! « Er fuhr hoch und warf dabei fast den Stuhl um. » Was meinst du mit weg? «
    » Sie hat ihre Sachen zusammengepackt und ist gegangen. «
    » Wohin? « Verstört sah er seine Schwester an. » Was hat sie denn gesagt? «
    » Sie musste nicht viel sagen. Ihr verweintes Gesicht sprach sozusagen für sich. Sie erklärte nur, sie wolle weg. Über ihre Gründe hüllte sie sich in Schweigen, obwohl ich sie bestürmte, es mir zu sagen. Ich beschwor sie, doch bitte zuerst auf deine Rückkehr zu warten und mit dir zu reden, bevor sie übereilte Entscheidungen trifft. Worauf sie mich anschrie, dass sie mit dir nie wieder reden wolle und dass sie froh wäre, wenn du tot vom Pferd fielest. Dann warf sie ihr Bündel über die Schulter und stürmte davon. Und nein, ich weiß nicht, wohin sie gegangen ist, denn sie wollte es mir nicht sagen. «
    » Du hättest sie aufhalten müssen! «
    » Ich hab’s versucht. Aber sie ist eine freie Frau und kann gehen, wohin sie will. « Annes Gesicht war ernst. » William, wie konntest du nur? Ausgerechnet bei ihr! Nach allem, was sie letztes Jahr durchmachen musste! Und sie gehört doch fast zur Familie! Sie ist mit uns aufgewachsen, sie war doch immer so was wie eine kleine Schwester. «
    Er raufte sich die Haare, bis sie nach allen Seiten abstanden. Verzweifelt schlug er mit der Faust auf den Tisch und brachte damit die Laterne zum Flackern.
    » Glaubst du nicht, dass ich mir den ganzen Tag schon unaufhörlich selber Vorwürfe gemacht habe? Anne, ich würde vor ihr auf den Knien rutschen, wenn ich es damit ungeschehen machen könnte! « Mit gewaltigen Schritten durchmaß er die Veranda von der einen Seite bis zur anderen und schritt so die gesamte Länge des Hauses ab, bis Anne ihm mit einer gebieterischen Geste Einhalt gebot und er am Tisch stehen blieb.
    » Hör mit dem Gerenne auf « , sagte sie verärgert. » Damit machst du es nicht besser. Erklär mir lieber, was los war. Wie es überhaupt dazu kam. «
    » Sie war so… Auf einmal konnte ich nicht anders. Sie hat etwas gesagt… « Beklommen schüttelte er den Kopf, denn nichts von dem, was Celia zu ihm gesagt hatte, rechtfertigte auch nur im Geringsten, was er ihr angetan hatte.
    Doch Anne musterte ihn mit neuem Interesse.
    » Was genau hat sie denn gesagt? «
    Er rief sich Celias Bemerkungen ins Gedächtnis und gab sie zögernd wieder– vollständig, denn er hatte kein einziges ihrer Worte vergessen.
    Anne furchte nachdenklich die Stirn.
    » Was ist danach geschehen? « , wollte sie wissen.
    Er merkte, wie er rot anlief.
    » Das ist… zu intim, um darüber zu reden « , sagte er steif.
    Zu seiner Überraschung grinste sie leicht.
    » Das meinte ich nicht, denn darüber kann ich mir durchaus meine eigenen Vorstellungen machen. Mit danach meinte ich einfach hinterher. Also nachdem ihr… Du weißt schon was. Was tatest du da? «
    » Ich habe mich selbstverständlich sofort bei ihr entschuldigt. Mehrfach. Ich habe ihr beteuert, wie leid es mir tut und wie furchtbar ich mein Benehmen finde. Anne, ich habe fast geweint vor Scham, so entsetzt war ich über mich selbst! «
    » Ah. Ich verstehe. « Anne nickte langsam.
    » Was verstehst du? « , erkundigte er sich irritiert.
    » Dass du ein Idiot bist. «
    » Das weiß ich selber. « Er lachte hohl.
    » Nein, ich meine nicht das, was du heute mit ihr gemacht hast. « Nachsichtig schüttelte sie den Kopf. » Meine Güte, du bist auch nur ein Mann, Willy! Auch wenn du immer heldenhaft versuchst, für alle Frauen weit und breit der Ritter auf dem weißen Pferd zu sein. « Sie lachte amüsiert. » Seit du Pearl reitest, stimmt das Bild sogar. «
    » Hör auf « , sagte er ärgerlich. » Worauf willst du überhaupt hinaus? «
    » Dass du blind bist. Du erkennst das Offensichtliche nicht. Sie ist nicht gegangen, weil sie wütend über deine… ähm… Annäherungsversuche war. Sondern weil du dich dafür entschuldigt und es damit als etwas Schmutziges und Widerwärtiges abgestempelt hast. Als hättest du es aus niedersten Gründen und mit abscheulichsten Absichten getan. «
    » Aber es war doch… «
    » Hast du ihr Gewalt angetan, William? «
    Er schüttelte mit flammenden Wangen den Kopf.
    » Hat sie dich zurückgestoßen? Einspruch erhoben? «
    » Nein « , sagte er

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