Wind des Südens
Er würde versuchen, sie aufzumuntern, so sehr, dass er manchmal böse wird, aber sie konzentriere sich nur auf ihre Handarbeit.«
Jesse dachte kurz über diese Information nach und fragte dann: »Mrs. Plummer, sind Sie der Meinung, dass Mrs. Horwood völlig gesund ist?«
»Ich glaube, das Mädchen leidet noch sehr unter ihren schlimmen Erlebnissen.«
»Aber der Arzt war mehrmals bei ihr, soviel ich weiß, und hat ihr Beruhigungsmittel verschrieben.«
Sie lächelte matt. »Ach ja. Das neueste Allheilmittel. Wenn es nur so einfach wäre, Mr. Field. Übrigens, was ich Sie fragen wollte: Stört es Sie, wenn ich mir das Haus noch einmal ansehe?«
»Aber nein. Ich müsste bald von Kincaid hören.«
»Danke. Ich bete – auch für Mrs. Horwood.«
Der Sonnabend kam, und noch immer war keine Spur von Mrs. Horwood gefunden. Einige Bürger, fest überzeugt, dass sie von Schwarzen entführt worden sei, griffen zu den Waffen und drohten, die Schwarzen im Umland auszulöschen. Daraufhin verließen viele Schwarze überstürzt ihre Lager längs der Küste. Sie flohen landeinwärts, um Unterschlupf bei Stammesangehörigen zu suchen, die empört waren, dass die Weißen friedliche Familien bedrohten, und Hunderte von Lagerfeuern in den Bergen über Cairns ansteckten, zum Zeichen, dass sie dieses Verhalten nicht einfach hinnehmen würden.
In dieser dunklen Nacht blinkten die Feuer wie Sterne über der Stadt – drohende Sterne.
»Wie dumm muss man sein, um diese Mistkerle gegen uns aufzuhetzen?«, kanzelte Connor die Mitglieder der Möchtegern-Bürgerwehr ab. »Die sind kein bisschen anders als ihr. Irgendwen gelüstet es immer nach einem Kampf. Also kümmert euch jetzt um eure eigenen Angelegenheiten und überlasst die Sache mir.«
Nachdem Connor den Trupp aufgelöst hatte, musste er sich Mr. Horwood stellen, der ihn der Unfähigkeit bezichtigte und den Polizeisergeanten gleichzeitig verblüffte, indem er darauf bestand, am Sonntag den Küstendampfer nach Brisbane zu nehmen.
»Und das werde ich tun, bei Gott«, bekräftigte er seinen Entschluss an der Tür zur Polizeistation und schlug mit seinem Spazierstock gegen die Wand, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Und wenn ich dort bin, gehe ich auf direktem Weg zum Gouverneur und informiere ihn, dass meine Frau zum zweiten Mal entführt wurde, Ihnen direkt unter der Nase weg! Ich werde ihn wissen lassen, dass Sie kaum das Recht haben dürften, sich Sergeant zu nennen. Was tun Sie denn? Nichts! Reiten wie ein Zinnsoldat in der Stadt herum! Die Bürger dieser Stadt haben ein Anrecht auf Schutz, und ich werde dafür sorgen, dass sie ihn bekommen. Merken Sie sich das …«
Connor ließ ihn, nicht zum ersten Mal, einfach reden. Das war einfacher, als sich mit ihm zu streiten, doch als Horwood seine Tirade beendet hatte und mit den Caporns die Straße entlangstürmte, wandte er sich an Jesse Field.
»Haben Sie das gehört? Er will den Dampfer nach Brisbane nehmen. Was meinen Sie, fährt er tatsächlich ohne seine Frau?«
»Ich kann es mir kaum vorstellen, aber, ehrlich gesagt, es hörte sich ganz so an.«
»Für mich hörte sich’s an, als drehte er durch. Die Belastung vielleicht.«
»Kann sein. Seine Frau ist schon seit zwei Tagen fort. Man glaubt mittlerweile, sie wäre ertrunken.«
»Ich weiß. Ich lasse die Bucht absuchen, aber schreiben Sie das nicht, um Himmels willen. Ich möchte es dem Alten nicht noch schwerer machen.«
Esme nahm ihren Mann beiseite, als sie im Hotel angelangt waren. »Will er tatsächlich abreisen? Er hat mich gebeten, mich um seine Frau zu kümmern, wenn sie sie finden. Er sagte, er kommt so schnell wie möglich zurück.« Sie war fassungslos. »Das hat er wirklich gesagt …«
Neville grinste. »Tja, er ist ganz versessen darauf, sich adeln zu lassen, ob es nun regnet, hagelt oder seine Frau vermisst wird. Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn er morgen an Bord geht, ob wir Constance nun finden oder nicht.«
»Das kann er nicht tun!« Esme war empört.
»Ich glaube schon, dass er es tut. Er muss in Erfahrung bringen, welche Vorkehrungen für die große Zeremonie getroffen werden,
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