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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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nach dir gesucht.«
    »Wieso?«
    »Weil du mir nicht aus dem Kopf gehst.«
    »Wir kennen uns doch gar nicht.«
    »Dann lass es uns ändern. Fangen wir gleich heute damit an. Möchtest du mit mir zu Abend essen?«
    »Ich weiß nicht …«
    Er kam durchs Zimmer zu ihr. Sie erschrak, als sie ihn am Stock gehen sah. »Was ist mit dir passiert?«
    »Ich habe in Belgien eine Kugel ins Bein bekommen.«
    »Das tut mir leid.«
    »Hör zu, Bella, ich finde dich wundervoll. Und ich glaube, du magst mich. Wir sind beide ungebunden. Was hast du auf dem Herzen?«
    Sie schenkte ihm das schiefe Grinsen, das er so sehr mochte. »Ich fürchte, ich schäme mich. Wegen dem, was ich damals in London getan habe.«
    »Ist das alles?«
    »Dafür, dass wir uns gerade erst kennengelernt hatten, war es eine Menge.«
    »So etwas ist damals ständig passiert. Nicht mir, verstehe mich nicht falsch, aber ich habe davon gehört. Du hast gedacht, ich komme nicht aus dem Krieg zurück.«
    Sie nickte. »Ich habe so etwas noch nie gemacht, nicht einmal mit Victor. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Und auch noch in einem öffentlichen Park! Ich komme mir vor wie eine Hure.«
    »Das ist Unsinn«, sagte Woody. »Du bist eine kluge, schöne Frau mit einem großen Herzen. Am besten, wir fangen ganz von vorn an und lernen uns kennen wie respektable, gut erzogene junge Leute. Was meinst du?«
    »Können wir das denn?«
    »Jede Wette.«
    »Okay.«
    »Ich hole dich um sieben ab.«
    »Okay.«
    Es war ein Abschied, doch Woody zögerte. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass ich dich wiedergefunden habe.«
    Endlich schaute Bella ihm in die Augen. »Ich auch, Woody!«, sagte sie. »Und wie!« Sie legte ihm die Arme um die Hüften und drückte ihn an sich.
    Genau danach hatte er sich gesehnt. Er umarmte sie und drückte sein Gesicht in ihr wundervolles Haar. Lange Zeit blieben sie so stehen.
    Irgendwann löste sie sich von ihm. »Ich sehe dich um sieben«, sagte er.
    »Verlass dich drauf.«
    Trunken vor Glück verließ Woody das Haus.
    Er fuhr unverzüglich zu einem Präsidiumstreffen im Veterans Building neben der Oper. Am langen Tisch saßen sechsundvierzig Gremiumsmitglieder, hinter ihnen Assistenten wie Gus Dewar. Woody war der Assistent eines Assistenten und saß an der Wand.
    Der sowjetische Volkskommissar des Äußeren hielt die erste Rede. Molotow sah nicht besonders beeindruckend aus, fand Woody. Mit seinem schütteren Haar, dem gepflegten Schnurrbart und der Brille wirkte er wie der Verwalter, der sein Vater gewesen war.Andererseits hatte er lange Zeit in der bolschewikischen Politik überlebt. Der Freund Stalins aus der Zeit vor der Revolution war der Architekt des Hitler-Stalin-Pakts von 1939. Er arbeitete hart und hatte von Lenin den Spitznamen »Eisenarsch«, weil er so lange am Schreibtisch saß.
    Molotow schlug vor, Weißrussland und die Ukraine als Gründungsmitglieder der Vereinten Nationen zuzulassen. Die beiden Sowjetrepubliken, betonte er, hätten am schwersten unter der Invasion der Nazis gelitten, und jede habe mehr als eine Million Mann zur Roten Armee beigesteuert. Es sei argumentiert worden, fuhr er fort, dass Weißrussland und die Ukraine nicht vollkommen unabhängig von Moskau seien, aber das gelte auch für Kanada und Australien, Dominions des britischen Weltreichs. Dennoch hätten diese beiden Staaten die eigenständige UN -Mitgliedschaft erhalten.
    Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Woody wusste, dass alles im Vorfeld abgesprochen war. Die lateinamerikanischen Staaten hatten gedroht, gegen Weißrussland und die Ukraine zu stimmen, wenn Argentinien, das Hitler unterstützte, nicht aufgenommen wurde; mit diesem Zugeständnis waren ihre Stimmen erkauft worden.
    Dann aber platzte eine Bombe. Der tschechoslowakische Außenminister Jan Masaryk erhob sich. Er war ein berühmter liberaler Nazi-Gegner, der 1944 sogar auf dem Titelblatt des Time Magazine zu sehen gewesen war. Masaryk beantragte, auch Polen in die UN aufzunehmen.
    Die USA lehnten eine Aufnahme Polens ab, bis Stalin dort Wahlen zuließ; als Demokrat hätte auch Masaryk zu dieser Haltung stehen sollen, zumal er selbst eine Demokratie zu schaffen versuchte, während Stalin ihm über die Schulter blickte. Molotow musste gewaltigen Druck auf Masaryk ausgeübt haben, dass dieser seine Ideale so sehr verriet. Und tatsächlich: Als Masaryk sich setzte, zeigte er das Gesicht eines Mannes, der etwas Abscheuliches geschluckt hatte.
    Gus Dewar blickte finster

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