Winter der Zärtlichkeit
sondern viel mehr von dem, was wir gerade da draußen im Stall gemacht haben.“
„Tobias könnte dich hören!“, wisperte sie empört.
„Und wenn schon, er würde gar nicht verstehen, worüber wir sprechen“, erwiderte Doss, ließ die Arme sinken, zog einen Strohhalm aus ihrem Haar und kitzelte sie damit unterm Kinn.
Schnell schlug sie seine Hand weg.
Lachend beugte er sich vor und knabberte kurz an ihrer Unterlippe. „Gute Nacht, Hannah.“
Ein heißer Schauer der Lust durchströmte sie. Wie konnte das nur sein? Er hatte sie sowohl heute Nacht als auch gestern auf eine Weise geliebt und befriedigt, die sie nicht einmal von Gabe kannte.
Allerdings hatte Gabe sie vor Gottes Angesicht zur Frau genommen, und sie hatte ihn geliebt. Mit Doss war sie nicht nur nicht verheiratet, sie liebte ihn nicht einmal. Sie begehrte ihn einfach nur, das war alles, und diese Erkenntnis machte sie wütend.
„Du hast aus mir ein Flittchen gemacht“, sagte sie.
„Wenn du meinst, Hannah, dann muss es wohl so sein.“
Dann küsste er sie auf die Stirn und verließ die Küche.
Atemlos lauschte sie, wie er die Treppen emporstieg, den Flur entlangging und die Tür zu Tobias’ Zimmer öffnete, um nach dem Jungen zu sehen, bevor er in sein eigenes Zimmer ging. Erst als er die Tür geschlossen hatte, konnte Hannah wieder durchatmen.
Als das Wasser in den Kesseln heiß war, füllte Hannah die Wanne damit und schlich dann nach oben, um Handtuch, Seife und Nachthemd zu holen. Bis sie alle Lichter in der Küche gelöscht hatte und aus ihren Kleidern geschlüpft war, hatte das Badewasser eine angenehme Temperatur. Sie seufzte laut, als sie ins Wasser glitt.
Nach einigen Minuten begann sie, ihre Haut mit voller Kraft abzuschrubben.
Doch es stellte sich heraus, dass Doss recht gehabt hatte. So sehr sie es auch versuchte, sie konnte die Gefühle nicht wegwaschen, die er in ihr geweckt hatte.
Eine Träne lief ihr über die Wange, während sie sich abtrocknete. Im Nachthemd zerrte sie die Wanne zur Hintertür und goss das Wasser über die Treppe. Mit Gänsehaut am ganzen Körper trat sie zurück in die Küche.
„Es tut mir leid, Gabe“, sagte sie sehr leise. „Es tut mir leid.“
Heute
Als Sierra am nächsten Morgen die Augen öffnete, war Travis gerade dabei, das Feuer wieder anzufachen. „Bleiben Sie in Ihrem Schlafsack“, riet er. „Hier drinnen ist es kälter als in einem Kühlhaus.“
Liam, der die ganze Nacht zwischen ihnen gelegen hatte, schlief noch immer. Sein Atem rasselte. Sierra setzte sich kerzengerade auf und hielt erschrocken den eigenen Atem an. Sie spürte keine Kälte, nur ein vages, nagendes Gefühl.
Kurz darauf öffnete Liam die Augen, blinzelte. „Mom“, sagte er, „ich kann nicht Atmen, beendete Sierra den Satz für ihn und hörte ihn wieder und wieder in ihren Gedanken.
Mom, ich kann nicht atmen.
Eilig stieg sie aus dem Schlafsack, krabbelte auf allen vieren zu ihrer Handtasche und durchwühlte sie nach Liams Inhalator.
Er begann zu keuchen, und als Sierra zu ihm zurückkam, sah sie die Panik in seinen Augen.
„Ganz ruhig, Liam.“ Sie reichte ihm den Inhalator.
Er packte ihn mit beiden Händen und presste das Gerät gegen Mund und Nase.
Mit düsterer Miene sah Travis ihnen zu.
Neben ihrem Sohn ging Sierra auf die Knie und legte leicht den Arm um seine Schultern. Lass es funktionieren, betete sie im Stillen. Bitte, lass es funktionieren!
Liam ließ den Inhalator sinken und sah Sierra entschuldigend an. Er bekam kaum genug Luft, um zu sprechen. „Er ist... ich glaube, er ist kaputt, Mom ...“
„Ich lasse den Truck Warmlaufen“, rief Travis und stürmte aus dem Haus.
Verzweifelt riss Sierra den Inhalator an sich, schüttelte ihn und gab ihn Liam zurück. Er war nicht leer - das Risiko wäre sie niemals eingegangen -, aber er musste verstopft sein oder sonst irgendwie defekt. „Versuch es noch mal“, drängte sie ihn voller Panik.
Draußen röhrte Travis’ Auto. Er gab ein paarmal Vollgas.
Tapfer kämpfte Liam weiter mit dem Inhalator - umsonst.
Travis kam zurück, hob Liam in seinem Schlafsack hoch und trug ihn hinaus. Sierra musste sich beeilen, um hinterherzukommen. Beim Rausgehen griff sie nach ihrem Mantel und ihrer Tasche.
Es schneite nicht mehr, aber es lag gut ein halber Meter Schnee. Travis schaltete auf Allradantrieb, die Reifen drehten ein paarmal durch, bevor sie griffen.
„Ganz ruhig, Kumpel“, sagte er zu Liam, der auf Sierras Schoß saß, der
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