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Winter der Zärtlichkeit

Winter der Zärtlichkeit

Titel: Winter der Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Miller
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Überraschung für dich“, sagte Eve zu Liam, als sie alle in der Küche waren und sie die Tür geschlossen hatte.
    Er flitzte sofort los.
    „Du bist die Lady“, keuchte Sierra, noch immer fassungslos.
    „Die Lady?", wiederholte Eve, doch Sierra sah an ihrer Miene, dass sie ahnte, was ihre Tochter meinte.
    „Die, die ich in San Miguel getroffen habe.“
    „Ja“, sagte Eve. „Setz dich, Sierra. Ich koche uns Tee, und dann können wir uns unterhalten.“
    „Wow!“, hörte man Liam aus dem Wohnzimmer kreischen. „Mom, hier steht ein Weihnachtsbaum mit riesigen Geschenken darunter!“
    „Ach Gott.“ Sierra sank auf eine der Sitzbänke am Tisch.
    „Die sind alle für mich!“, jubelte Liam.
    Wortlos sah Sierra zu, wie ihre Mutter Loreleis Teekanne aus dem Geschirrschrank nahm, Teeblätter hineingab und dann den Wasserkocher füllte. „Weihnachtsgeschenke?“, fragte sie dann.
    Eve lächelte schuldbewusst. „Ich habe sieben Jahre als Großmutter nachzuholen. Nimm es mir nicht übel, ja?“
    Zwar hätte Sierra die Jahre anders berechnet, aber es wäre sinnlos, damit anzufangen. „Ich dachte, du wärst ein Engel“, gestand sie. „In San Miguel, meine ich.“
    Während Eve den Tee kochte, warf sie immer wieder verstohlen neugierige Blicke auf Sierra. „Aus dir ist wirklich eine schöne Frau geworden“, lächelte sie. Endlich hörte sie auf herumzuwerkeln, legte die Hände ineinander und sah Sierra direkt an. „Es ... es ist so schön, dich zu sehen.“
    Sierra sagte nichts.
    Dafür kam Liam in die Küche gestampft. „Darf ich meine Geschenke aufmachen?“
    „Wenn es deiner Mutter recht ist“, antwortete Eve.
    Sierra seufzte. „Na gut. Und beruhige dich bitte wieder. Du bist eben erst aus dem Krankenhaus entlassen worden, schon vergessen? Aufregung und Asthma passen nicht gut zusammen.“
    Liam ignorierte ihre Ermahnung, schrie begeistert auf und stürmte wieder davon.
    Das Wasser kochte. Eve schüttete es in die antike Teekanne und stellte sie auf den Tisch. Dann wählte sie zwei Tassen und Untertassen aus der unschätzbar wertvollen Sammlung und setzte sich an den Tisch, wobei sie so nervös aussah, wie Sierra sich fühlte.
    „Wie geht es Liam?“, fragte sie.
    „Ihm geht es gut. Aber er hat gerade erst einen Anfall hinter sich, wie du weißt, also wird er ins Bett gehen, sobald er seine Geschenke geöffnet hat.“ Der Bär mit dem Luftballon lag im Kofferraum des Trucks, und sie stellte sich vor, wie ihre Mutter ihn für einen Enkel bestellt hatte, den sie überhaupt nicht kannte.
    „Es gibt so vieles zu sagen“, seufzte Eve. „Und ich habe überhaupt keine Idee, womit ich anfangen soll.“
    Plötzlich war Sierra erschöpft. Und nicht so plötzlich überwältigten ihre Gefühle sie. „Warum hast du mir nicht gesagt, wer du bist ... als wir uns in San Miguel getroffen haben?“ Nachdem Eve Tee eingeschenkt hatte, legte sie ihre gepflegten Hände mit den wunderschönen Ringen um die durchscheinende Porzellantasse. „Am besten kommen wir also gleich zur Sache.“
    „Am besten“, stimmt Sierra unerbittlich zu.
    „Wenn ich dir gesagt hätte, wer ich bin, hättest du Hank von mir erzählt, und dann wäre er vielleicht wieder mit dir abgehauen. Es hat fast fünf Jahre gedauert, bis ich dich ausfindig gemacht hatte, darum wollte ich auf keinen Fall, dass so etwas noch einmal geschieht.“
    Stumm ließ Sierra die Worte ihrer Mutter sacken. Sie hatte „die Lady“ ihrem Vater gegenüber tatsächlich erwähnt, zumindest nach dem ersten Treffen. Aber vermutlich hatte er die ganze Sache nur als die blühende Fantasie eines kleinen Mädchens abgetan. Davon abgesehen waren elegante Touristen, die den einheimischen Kindern etwas spendierten, nichts Ungewöhnliches in San Miguel.
    „Wenn ich in diese Situation käme - wenn mir Liam weggenommen und ich ihn dann finden würde -, hätte ich ihn mit mir nach Hause genommen.“
    Eves Augen füllten sich mit Tränen, doch sie blinzelte sie weg. „Hättest du?“, fragte sie dann herausfordernd. „Selbst, wenn er glücklich und gesund gewirkt hätte und du wüsstest, dass er sich nicht mehr an dich erinnert? Hättest du ihn einfach entführt - ihm jeden Menschen und Ort, den er kennt, entrissen? Ohne dabei an die seelischen Folgen zu denken?“
    Es wäre tatsächlich entsetzlich gewesen, wenn Eve sie einfach entführt und klammheimlich außer Landes geschafft hätte. Und etwas anderes wäre ihr nicht übrig geblieben, denn Sierras Vater hätte umgehend davon

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