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Winter der Zärtlichkeit

Winter der Zärtlichkeit

Titel: Winter der Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Miller
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der Triple M Ranch bleiben, nur weil sie so töricht gewesen war, mit Doss zu schlafen, nicht nur ein-, sondern zweimal.
    Eine weitere Träne lief ihre Wange hinunter, und sie wischte sie schnell mit dem Handrücken weg.
    „Wie man sich bettet, so liegt man, Hannah McKettrick“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild in der kalten, nachtschwarzen Fensterscheibe. “
    Als Doss zurückkam, hatte sie ihr Gesicht gewaschen, ihr Haar gelöst, energisch gebürstet und wieder aufgesteckt. Sie trug ein Kleid aus grauem Wollstoff, förmlich und praktisch, und hatte in ihre Wangen gekniffen, damit sie etwas Farbe an- nahmen.
    Er hatte einen nagelneuen Anzug an, mindestens so schick wie der des Arztes. Außerdem hatte er sich die Haare schneiden und sich rasieren lassen.
    Das rührte sie auf eigenartige Weise.
    „Ich hätte dir ein Kleid für die Hochzeit gekauft“, sagte er, wobei er sie anstarrte, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen, „aber ich wusste nicht, welches dir passen würde und ob du es schicklich finden würdest, Weiß zu tragen.“
    Obwohl sie ein leichtes Bedauern verspürte, lächelte sie. „Das Kleid hier wird schon genügen.“
    „Du siehst schön aus.“
    Hannah wurde rot. Natürlich meinte er das nicht ernst, sie sah wahrscheinlich wie eine Schulmeisterin aus in ihrem strengen grauen Kleid mit den schwarzen Knöpfen bis hoch hinauf zu ihrem Hals. Aber trotzdem hörte sie die Worte gern. Seit Gabe nicht mehr da war, hatte sie fast vergessen, wie sie klangen.
    Doss nahm ihre Hand. Dabei wirkte er so ungewöhnlich schüchtern, dass sie sich fragte, ob er wohl genauso verängstigt und unsicher war wie sie.
    „Du musst das nicht zu Ende bringen, Doss“, sagte sie.
    Er strich mit den Lippen leicht über ihre Fingerknöchel, bevor er ihre Hand losließ. „Wir tun das Richtige.“
    Sie nickte. „Ich schätze, der Pfarrer ist bereits da.“
    „Ja, er wartet unten. Sollen wir Tobias aufwecken?“
    „Nein, wir lassen ihn besser schlafen.“
    „Ich schicke ein Zimmermädchen hinauf, damit sie solange auf ihn aufpasst“, erklärte Doss und verschwand wieder. Diesmal fiel es ihr schwer, ihn gehen zu lassen. Er kam mit einer molligen, älteren Frau in schwarzer Uniform und weißer Schürze zurück, nahm Hannahs Hand und führte sie aus dem Zimmer die Treppe hinunter in das Büro, in dem sie zum zweiten Mal Mrs. McKettrick werden sollte.
    Zumindest, überlegte sie, musste sie sich an keinen neuen Namen gewöhnen.
     

Heute
     
    Bei einem Blick aus dem Fenster stellte Sierra am nächsten Morgen fest, dass das Wetter sich nicht gebessert hatte. Inzwischen hatte sie Dr. O’Meara kennengelernt. Die Ärztin hatte Liam untersucht und die Entlassungspapiere unterzeichnet. Obwohl Dr. O’Meara jünger als erwartet war, höchstens fünfunddreißig, vertraute Sierra ihr vollkommen. Sie hatte ein hübsches Gesicht, sehr langes braunes, von einer Spange zurückgehaltenes Haar und eine sportliche Figur.
    Mit etlichen Rezepten ausgestattet, war Sierra mehr als bereit, sich ihren Sohn zu schnappen und zu verschwinden.
    Bereit, Eve gegenüberzutreten und sich dem unvermeidlichen Gefühlschaos zu stellen.
    Oder auch nicht.
    Als sie sich vom Fenster abwandte, betrat Travis das Zimmer. Er trug einen blauen Pullover, der die Farbe seiner Augen betonte. Er hatte ihr erzählt, dass er ein Haus in Flagstaff besäße und dort die Nacht verbringen würde.
    Dass sie so wenig über sein Leben wusste, störte sie irgendwie, doch im Moment hatte sie keine Zeit, etwas daran zu ändern.
    „Travis!“, krähte Liam, als ob er damit gerechnet hätte, seinen Freund nie wiederzusehen. „Ich darf heute nach Hause!“
    Die Bezeichnung nach Hause stieß wie ein Angelhaken in Sierras Herz. Das Ranchhaus auf Triple M war Eves und Megs Zuhause, aber nicht ihres und auch nicht Liams. Sie waren nur vorübergehend zu Gast, und Sierra hatte von Anfang an befürchtet, dass Liam sich zu sehr an das Haus gewöhnen und darunter leiden würde, wenn sie es wieder verließen.
    Travis ging zum Bett und zerzauste grinsend Liams Haar. „Das ist toll. Wie man hört, läuft der Strom wieder, die Speisekammer ist gefüllt und deine Großmutter kann es kaum erwarten, dich kennenzulernen.“
    Bei den letzten Worten zog sich Sierras Magen zusammen. So viel dazu, dass sie für ein Treffen mit Eve McKettrick bereit war.
    „Du siehst heute gar nicht wie ein Cowboy aus“, stellte Liam interessiert fest.
    „Du doch auch nicht“, lachte Travis.
    „Ja, aber ich sehe

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