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Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
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genau so, wie Froi sie in Erinnerung hatte. Damit sie eines Tages Eingang fände in das Buch von Lumatere .
    Auf einer eigenen Seite, weit weg von den Listen der Toten.

Kapitel 20

    R esurdus.
    Mit diesem Wort auf den Lippen erwachte Finnikin auf dem Dachboden der Scheune. Neben ihm lag Evanjalin und schlief friedlich. Sie war blasser als sonst, aber sie atmete gleichmäßig. Niemals würde er vergessen, was Froi in dem Gasthaus gesagt hatte. Niemals würde er vergessen, wie sie auf der Wiese gestanden und seinem erstorbenen Herzen wieder Leben eingehaucht hatte.
    Er und Evanjalin schliefen abseits von den anderen, die sich hin und her wälzten und schnarchten. Nur Perri nicht. Er lag da mit offenen Augen, wie immer auf der Hut. Finnikin dachte an Sir Topher. Wäre er hier bei ihnen, hätte er bestimmt nicht zugelassen, dass Finnikin neben dem Mädchen lag. Er hätte es nicht schicklich gefunden, wohingegen der Priesterkönig keine Einwände zu haben schien.
    Finnikin hatte die Arme um Evanjalin geschlungen. In seinem Kopf wirbelten wirre Bilder durcheinander. Bilder von dem Massengrab, das er am Abend zuvor an der Grenze nach Sendecane gesehen hatte. Und zwischen den vielen Leichen ihr lebloser Körper.
    Evanjalin zog seinen Arm näher heran und hielt ihn fest, damit Finnikin aufhörte zu zittern. „Es ist nur ein Albtraum“, murmelte sie zärtlich.
    „Gehörst du dem König?“, fragte er sie mit belegter Stimme.
    Finnikin legte seine Hand sanft auf ihr pochendes Herz. Immer, immer schlug es wild, und er ließ seine Hand auf ihrem Herzen ruhen, bis ihrer beider Herzschlag eins war.
    „Ja, Finnikin“, antwortete sie. „Ich gehöre dem König. Ich werde ihm immer gehören.“
    Und da war sie wieder, diese bittersüße Verzweiflung, die ihn ergriff, wenn er daran dachte, was im Tal auf sie wartete.
    Der geliebte Nebenbuhler. Der verwünschte Freund.
    Er fragte sich, was er wohl zu ihm sagen würde, nach all den vielen Jahren. Ob er ihn wohl inmitten einer Menschenmenge erkennen würde. Balthasar sah seinem Vater ähnlich. Die Leute aus dem Tiefland behaupteten ja, dass der König ihrem Volk entstamme. „Das Haar braun wie Kastanien, die Augen blau wie der Himmel“, pflegten sie zu sagen. Finnikin hatte sogar gehört, wie Trevanion dies liebevoll zu Beatriss gesagt hatte.
    So hatte auch die Königin gern ihre älteren Töchter und ihren Sohn beschrieben, obwohl Balthasar immer ein wenig gekränkt gewesen war, wenn sie es vor Finnikin und Lucian ausgesprochen hatte. „Und ich?“, hatte Isaboe dann stets gefragt, denn sie hasste es abseitszustehen.
    „Du bist unser geliebtes kleines Mädchen aus den Bergen“, hatte die Königin dann stets geantwortet.
    Finnikin überlegte, ob die beiden Vettern während all der Jahre stets beisammen gewesen waren. Ein Anflug von Neid packte ihn bei dem Gedanken an den Prinzen, der bei Lucian und den Monts geblieben war. Zu dritt waren sie unzertrennlich gewesen, trotz der ewigen Rivalität, die zwischen Lucian und Finnikin herrschte. Sie hatten miteinander gekämpft wie Brüder, und sie hatten einander Versprechen gegeben, seit sie sprechen konnten. Sie fehlten ihm so sehr. Aber hier auf der Wiese, nicht weit von der alten Heimat, spürte er die Nähe von Balthasar und Lucian so deutlich, dass er überzeugt war, er würde sie bald wiedersehen.
    Am nächsten Morgen verkündete Trevanion, dass sie am Mittag aufbrechen würden. Finnikin und Evanjalin schlichen sich unbemerkt davon und legten sich auf die Wiese. Stirn an Stirn gedrückt, grübelten sie und stellten Vermutungen an.
    „Erinnerst du dich an das Hauptdorf in Lumatere? An die Brücke, die zur Schmiede führte, dort, wo das Tiefland beginnt?“, fragte Finnikin. „Mein Vater ließ oft sein Pferd beschlagen, und ich habe mich über das Geländer gebeugt, dem Wasser zugesehen und mich in Gedanken mit ihm forttreiben lassen. Ich habe mir vorgestellt, dem Flusslauf zu folgen bis in ferne Länder.“
    „Vielleicht steht jemand in diesem Moment genau an dieser Stelle. Was er wohl macht?“, sinnierte Evanjalin. „Jetzt, gerade in diesem Augenblick. Ob die Menschen in Lumatere wissen, dass wir so nahe sind?“
    „Vielleicht leben sie ja in Frieden“, sagte Finnikin. „Vielleicht haben wir uns geirrt. Vielleicht sind sie glücklich, und ihnen ist es völlig egal, ob wir zurückkehren oder nicht.“
    Evanjalin schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass sie leiden“, sagte sie leise.
    „Mehr als die

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