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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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sich, und Cass schloss die Tür hinter ihnen. Dann legte sie die Stirn erleichtert an das lackierte Holz.
    Sie dachte an die Türsprechanlage. Auch Sally hatte sie nicht benutzt, sondern war gleich die Treppe heraufgekommen und hatte vor der Wohnungstür gestanden. Also musste auch sie den Zugangscode kennen   – oder die Haustür war nicht geschlossen gewesen. Cass bezweifelte, dass Ben den Code schon auswendig wusste: Er war noch nicht ohne ihre Begleitung draußen gewesen, hatte ihn bisher nie gebraucht.
    Sie drehte sich nach ihm um. »Wie seid ihr eigentlich reingekommen? Hat Mrs. Spencer den Code gekannt?«
    Er zuckte mit den Schultern, wandte sich wieder seinen Videospielen zu und stapelte die Plastikboxen zu einem kleinen Turm mit exakt ausgerichteten Kanten.
    »Ben, ich hab dich was gefragt.«
    Er sah auf, zuckte nochmals mit den Schultern und schob die Unterlippe vor.
    Cass seufzte. »Ich gehe noch mal kurz runter«, sagte sie. »Dulässt mich wieder rein, okay? Vielleicht benutze ich die Sprechanlage. Du weißt, wo sie ist, stimmt’s?«
    Er nickte, ohne aufzusehen.
    Sie schlüpfte hinaus und lief die Treppe hinunter, die durch Bewegungsmelder abschnittsweise beleuchtet wurde. Die Zeitungen unter der Tür von Nummer 10 lagen noch da. Sie sahen erbärmlich, verlassen aus.
    In der alten Mühle wurde es kälter, als Cass die schmucklose Treppe hinunterging, um zur Haustür zu gelangen. Sie bewegte die innere Klinke ein paarmal, horchte auf das Klicken und versuchte zu erkennen, ob das Schloss wirklich einschnappte. Dann zog sie die Tür auf und trat ins Freie.
    Sie begann sofort zu zittern. Vor der Mühle stand eine einzelne gusseiserne Lampe, die einer altmodischen Straßenlaterne nachempfunden war. Schneeflocken umwirbelten sie wie von ihrem Licht angezogen. Außerhalb des Lichtkreises der Lampe war alles dunkel. Als Cass zu ihr aufsah, schwebten blasse Flocken aus der Dunkelheit herab und landeten auf ihrem Gesicht.
    Cass sah sich um, dann ließ sie die Haustür hinter sich ins Schloss fallen. Als sie sich ihr zuwandte, stand sie wieder vor dem in die Tür geschnittenen hässlichen Kreuz, das sie ganz vergessen hatte. Was musste Mr. Remick bei diesem Anblick gedacht haben? Er hatte es nicht erwähnt. Sie legte eine Hand auf die kalte Messingklinke und versuchte vergeblich, die Haustür zu öffnen. Das Schloss war offenbar in Ordnung.
    Cass schüttelte Schnee von ihrem Haar, wischte weitere Flocken von dem Tastenfeld. Sie begann den Zugangscode einzugeben, dann drückte sie die Korrekturtaste und gab stattdessen die Nummer ihres Apartments ein. Die Türsprechanlage war ein internes System, dem der Schnee bestimmt nichts anhaben konnte. Sie konnte das Klingeln hören: dreimal, viermal, fünfmal. Komm schon, Ben.
    Als das Klingeln aufhörte, beugte sie sich nach vorn, um ins Mikrofon zu sprechen. »Ben, ich bin’s.«
    Die einzige Antwort war ein kaum wahrnehmbares Knistern der Sprechanlage. Cass gab noch mal die Nummer ihres Apartments ein und wartete. Vielleicht war die Anlage falsch verdrahtet und stellte überhaupt keine Verbindung zur Nummer 12 her. Sie stellte sich vor, wie das Telefon in einer leeren Wohnung klingelte   – vielleicht in einer im Erdgeschoss. Sie stellte sich vor, dass dort jemand war: eine dunkle Gestalt, die sich umdrehte, als sie das Klingeln hörte. Die aufstand und ans Telefon ging, um sich zu melden.
    Cass drückte erneut die Korrekturtaste. Diesmal gab sie mit klammen Fingern den Zugangscode ein und hörte das kräftige Summen des Türöffners. Sie trat ein, knallte die Haustür hinter sich zu, hastete die Treppe hinauf und klopfte an die Wohnungstür, damit Ben ihr aufmachte.
    Sie wartete. Einige Sekunden später klopfte sie nochmals.
    Keine Reaktion. Von drinnen drang kein Laut heraus. »Ben, hörst du mich?«, rief Cass. Dann klopfte sie erneut, diesmal kräftiger. Starrte die Messingziffern der Zahl 12 an. »Ben!«
    Er antwortete nicht. Cass wartete, dann klopfte sie energischer als zuvor. Ihre Fingerknöchel schmerzten, aber das nahm sie kaum wahr. »Ben!« Sie versuchte es nochmals, klopfte acht, neun, zehn Male an. Dann klatschte sie mit der flachen Hand an die Tür. Zuletzt gab sie auf und lehnte sich dagegen.
    Mit dem leeren Vorraum vor Augen stellte sie sich sekundenlang Nachbarn vor, viele Nachbarn, die ihre Türen öffneten und sich hinausbeugten, um sie neugierig anzustarren. Sie schüttelte den Kopf und wandte sich wieder der eigenen Wohnungstür zu. Ihr Atem

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