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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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ging schwer, als sei sie auf der Suche nach ihrem Sohn die Treppe hinauf und durch alle Gänge gelaufen. Aber er war nicht verschwunden; Ben war zu Hause in Sicherheit; es war sie, Cass, die hier ausgesperrt war.
    Sie klopfte noch lauter, bis ihre Fingerknöchel schmerzten, und als sie sie an die Lippen führte, sah sie, dass sie rot waren. »Ben, bitte! Lass mich rein.«
    Sie bemühte sich, gleichmäßiger zu atmen. Was war, wenn er gar nicht drinnen war? Wenn er bereits fort war? Bereits? Wieso hatte sie das gedacht? Nein, das würde nicht passieren, dazu würde es niemals kommen. Sie würden immer zusammen sein; sie würde für ihn sorgen   …
    Deshalb stehst du hier draußen und kreischst dich heiser.
    Cass glitt an der Tür zu Boden und blieb mit dem Rücken ans Holz gelehnt sitzen. Dann drehte sie sich um und richtete sich kniend auf, als flehe sie die Tür an, endlich aufzugehen. Sie hob eine Hand, umfasste den Türknopf und rüttelte so heftig daran, dass das Blatt im Rahmen klapperte. »Ben, ich bin’s! Mach sofort auf!«
    Sie stand wieder auf und drückte ihr Ohr ans Holz, aber auf der anderen Seite der Tür war nichts zu hören, keine Fernsehgeräusche oder das Rauschen der Toilette, das erklären würde, weshalb er sie nicht reinließ.
    »O Gott«, flüsterte sie. »Ben, bitte.« Sie hämmerte wieder an die Tür, dann warf sie sich mit dem ganzen Körper dagegen und spürte, wie das Türblatt ein wenig nachgab.
    »Ben   …«, jammerte sie   – nicht mit einer Mutterstimme, einer forschen Alles-unter-Kontrolle-Stimme, sondern mit der eines kleinen Mädchens, das sich verlaufen hat. Mit derselben Stimme, die sie quälte und ihr innerlich zusetzte, seit Pete nach Afghanistan gegangen war, um nie mehr heimzukehren   – nicht dieses Mal, niemals mehr. Mit ihrer Stimme.
    Sie klopfte erneut. Als sie diesmal die Hand sinken ließ, waren ihre Fingerknöchel blutig. Sie sank zu Boden zurück und schloss die Augen. Aus dem Apartment drang kein Laut, und auch der Rest der Mühle blieb still. Cass dachte wieder an die Wohnung unter ihr, die mit den leeren Fensterhöhlen. Diewürden jetzt wie schwarze Augen aussehen, durch die Schneeflocken hereintrieben und den Boden, den Staub, diese Puppen bedeckten.
    Wenn dort jemand einstieg, war sie auf der Treppe und den Gängen mit ihm gefangen. Ihre Kehle war plötzlich wie ausgetrocknet.
    Ben konnte krank sein   … vielleicht war er dort drinnen zusammengebrochen, brauchte Hilfe.
    Cass sah durch den Vorraum zu der Nummer 10 hinüber. Die Zeitungen steckten noch unter der Wohnungstür. Sie rappelte sich auf und ging zu der anderen Tür hinüber. Sie zögerte, bevor sie anklopfte, und wusste im Voraus, dass ihr niemand öffnen würde. Sie hatte einen solchen Krach gemacht, dass niemand, der dort drinnen war, ihn hatte überhören können.
    Die Tür der Nummer 12 wurde geöffnet, und Ben streckte den Kopf heraus. Sein Haar war zerzaust   – er musste zum Friseur –, und er ließ es sich wie Damon in die Stirn und fast über die Augen fallen. Er sah nach links und rechts, erst dann fiel sein Blick auf Cass. »Kommst du?«, fragte er. Sprach’s und zog sich wieder ins Apartment zurück. Hinter ihm schwang die Wohnungstür zu.
    Cass durchquerte den Vorraum mit dem unsicheren Schritt einer Schlafwandlerin. Sie drückte gegen die Tür mit der 12 aus Messing und erwartete fast, dass sie wieder verschlossen sein würde, aber dagegen hatte Ben sie mit dem Riegel des Sicherheitsschlosses gesichert. Warum war sie nicht auf diese Idee gekommen?
    Sie trat langsam ein und schloss die Tür hinter sich.
    Ben hockte im Wohnzimmer, war wieder mit seinem Videospiel beschäftigt. Er kehrte Cass den Rücken zu. Er saß ganz still, nur seine Hände, klein und geschickt, bewegten sich auf dem Gamepad.
    »Wo hast du gesteckt?«
    Er gab keine Antwort. Und er unterbrach auch nicht das Spiel.
    »Ben, warum hast du mich nicht reingelassen? Du musst mich doch klopfen gehört haben!« In Cass Stimme lag ein klagender Ton, den sie nicht unterdrücken konnte. Verirrtes kleines Mädchen. Sie blickte auf ihre Hände herab, spreizte die Finger mit den blutigen Knöcheln.
    Ihr Sohn antwortete erst nach einer Pause, als habe er nicht richtig zugehört. »Hab ich doch«, sagte er.
    Cass stürmte auf ihn zu, riss ihn hoch und drehte ihn zu sich her. »Hast du nicht«, fauchte sie, »eine halbe Ewigkeit nicht. Hier, sieh dir das an!« Sie hielt ihm ihre Hand hin, zeigte ihm das Blut.
    Sein Gesicht war

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