Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Tage?“, fragte Arrow erstaunt.
„Ja, du hast tief und fest geschlafen. Nicht einmal die Wilde Jagd hat dich wecken können.“
Ein eiskalter Schauer lief ihr bei diesem Begriff über den Rücken, der die Angst und die Kälte jener Nacht erneut in ihr aufsteigen ließ.
„Sie schickt noch immer ihre Dämonen aus?“, fragte Arrow erschüttert. In ihrer Stimme lag Verzweiflung und obwohl Keylam ihr bereits die Antwort gegeben hatte, hoffte sie trotzdem, dass er ihre Frage verneinen würde.
Sein langsames Nicken ließ sie ihr Gesicht erneut in ihren Händen vergraben. Er setzte sich neben sie und umfasste sanft ihre Handgelenke, um ihre Hände auf ihren Schoß zu legen.
Obwohl Arrow jetzt versuchte, die Tränen zu unterdrücken, ruhten sie in ihren Augen. Mit einer gespielt gefassten Miene sah sie ihn an und schwieg.
Sein Blick durchbohrte sie. So viel Güte und Zärtlichkeit lag in seinen Augen und noch etwas Anderes, was sie sich wünschen ließ, ihm noch näher zu sein.
„Was hast du dir nur dabei gedacht?“, fragte er ruhig und liebevoll mit dem Versuch, es wie einen Vorwurf klingen zu lassen. „Wie konntest du nur das Schloss verlassen, obwohl du gewusst hast, dass sie dir längst auf den Fersen waren?“
„Hätte ich es nicht getan, so hätte es deinen Tod bedeutet“, antwortete sie, während ihr die Tränen über die Wange liefen.
„Aber was hast du dir dabei gedacht? Es war reines Glück, dass der Wind das Laken zu Anne ans Fenster getrieben hat. Hast du dir nur einmal überlegt, was geschehen wäre, wenn sie dich bekommen hätten, wenn Stone und die Elfe dich nicht gefunden hätten?“
„Eine Elfe?“, fragte Arrow überrascht.
Keylam nickte. „Sie hat dich einfach hier abgegeben und war sofort wieder verschwunden.“
„Kannst du sie beschreiben?“
„Leider nicht. Anne hat ihr die Tür geöffnet ... Aber das ist doch auch völlig egal! Arrow – verstehst du denn nicht, welche Angst du uns gemacht hast? Welchen Sinn hätte dein Tod gemacht?“
„Er hätte meine Schuld bei Stone bezahlt und immer noch dein Leben gerettet“, erwiderte sie niedergeschlagen.
„Aber was für ein Leben?“, fragte Keylam ungläubig. „Mit der Gewissheit, dass du deines dafür gegeben hast? Bist du dir selbst denn wirklich so wenig wert?“
Noch immer sprach er ruhig und bedacht zu ihr. Seine Augen leuchteten hell, als würde auch er jeden Moment die Beherrschung verlieren und in Tränen ausbrechen, doch das geschah nicht. Liebevoll und eindringlich blickte er ihr tief in die Augen und erwartete eine Antwort.
„Aber was hast du denn erwartet?“, fragte sie ihn verzweifelt. „Glaubst du denn, dass es mir anders ergangen wäre? Glaubst du, dass ich es ohne dich noch hätte haben wollen – dieses Leben? Dann schau mich doch an! Alles, was ich jetzt bin, bin ich nur durch dich! Du hast mich ins Leben zurückgeholt. Ohne dich würde ich den gleichen Tod sterben, den ich schon einmal gestorben bin!“
Schluchzend saß Arrow auf dem Bett und sah ihn an. Beschämt senkte sie den Blick, doch bevor sie sich ganz von ihm abwenden konnte, schreckte sie auf. Die Wunde an ihrem Arm brannte stark. Keylam bemerkte ihre Schmerzen und schob ihren Ärmel hoch.
„Der Verband muss erneuert werden“, sagte er, als er darüber strich.
Arrow durchzuckte es wie ein Blitz. Schweigend saß sie auf dem Bett und ließ sich von Keylam einen neuen Verband anlegen.
Als er fertig war, gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und ohne Arrow noch einmal anzusehen, verließ er das Zimmer.
Stimmen flüsterten in der Dunkelheit. Viele Stimmen. Was sie sagten, war nicht zu verstehen. Doch sie wurden lauter. Es wurden immer mehr. Und obwohl sie weiterhin nur flüsterten, schmerzte es wie donnernder Lärm in ihren Ohren. „Du hast das Tor geöffnet. Du hast ihn umgebracht.“
Unter der Last dieser Worte brach Arrow zusammen. Es wurde hell. Wie glitzernde Nebelschwaden sahen sie zu tausenden auf Arrow hinab. Sie schrie, doch es erzeugte keinen Ton. Immer wieder: „Du hast das Tor geöffnet. Du hast ihn umgebracht.“
Als Arrow erwachte, zitterte sie am ganzen Körper. Keylam presste ihre Arme gegen ihren Körper.
„Es war nur ein Traum, Arrow. Du bist in Sicherheit“, versuchte er sie zu beruhigen.
„Oh mein Gott!“, flüsterte sie und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sie fühlte, dass ihre Wangen ganz nass waren, als hätte jemand einen Eimer Wasser darüber gegossen, doch sie wusste, dass es ihre Tränen waren, die
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