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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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schon sehr spät als wir wieder im Hafen
einliefen. Ein letzter Abschied von Isabella und Stefanie und ab in die Federn.
Mal sehen was uns morgen der Tag beschert.

Vierter Tag in Finisterre
     
    Pfingstsonntag,
den 12. Juni 2011
     
     
    W ir wurden
wach und es regnete, damit hatten wir nicht gerechnet. In der letzten Nacht
hatte die Möwenmutter mich dreimal mit ihrem Geschrei geweckt. Jeder Pilger
reißt am Abend weit das Fenster auf, keiner will im eigenen Mief ersticken, da
hörte man natürlich in der Nacht jedes Geräusch. Gestern am späten Nachmittag
plötzlich laute Schüsse im Ort. Der erste Schuss hörte sich an wie von einer
Kanone, die nächsten waren Gewehrschüsse. Hunderte Möwen flogen erschrocken
hoch und kreisten am Himmel. Kurze Zeit später erneute Schüsse, die Möwen
verließen fluchtartig den Ort. Die Kanone setzte noch einen Schuss ab und auch
die letzten verließen unter großem Geschrei die Hafengegend. In großen
Schwärmen flogen sie Richtung Leuchtturm. Wie Helga mir eben erzählte, hatte
sich dies gestern am späten Abend auch ereignet. Diese Nacht um 4:00 Uhr
knallte es schon wieder. Ich empfand das als Frechheit, das durfte es doch
nicht geben. Ich weiß nicht, was sich die oberen Herren von Finisterre dabei
gedacht haben. Die Möwen sind schon eine große Plage, aber da wird es doch
bestimmt eine andere Möglichkeit geben, als ihre Bürger und vor allen Dingen
die Gäste derart aus dem Schlaf zu reißen. Gestern waren sehr spät noch drei
Pilgerinnen angekommen. Sie hatten sich in der Küche selbst verpflegt und so
sah sie auch aus. Von Sauberkeit hatten die drei bestimmt noch nichts gehört.
Ich habe alles noch einmal neu gespült. Bei Unsauberkeit würden wir beide auf
das Kochen verzichten, da würde es uns nicht schmecken. Sie haben nun das Haus
verlassen und sind auf ihrem Rückweg nach Santiago. Jetzt hatten wir Zeit, um
in Ruhe zu frühstücken. Wir überlegten, wie es weiter gehen soll. Eigentlich
könnten auch wir morgen unseren Rückweg antreten, aber meine Mitpilgerin ist
noch nicht am »Ende der Welt« gewesen. Wir hörten auf der Treppe unsere
Herbergsmutter kommen. »Lass uns die mal fragen, wie das Wetter in den nächsten
Tagen wird, wenn es sich bessert, bleiben wir noch zwei Tage, ich habe nämlich
keine Lust im Regen nach Santiago zu laufen.« Sie hatte Recht, das war die
beste Lösung. Wir sprachen sie an und sie machte uns Hoffnung, das Wetter würde
sich ändern. Wir haben bei ihr noch für zwei Tage verlängert. Sie blieb nur
kurze Zeit und wir waren wieder allein. »Heinz, spülst du bitte alles weg, ich
schaue mal nach der Waschmaschine. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in
Spanien Waschmaschinen gebaut werden, die mit kaltem Wasser waschen, damit wird
keine Wäsche sauber. Ich möchte heute alle schmutzige Wäsche waschen. Sollte es
wärmer werden, haben wir saubere Wäsche zum Wechseln.« Sie hatte Glück und hat
den versteckten Knopf gefunden. Unsere Mitpilger hatten gestern die Küche sehr
unsauber verlassen, auch die Abtrockentücher waren verschmutzt. »Komm Heinz,
alles in die Maschine, wenn die Sachen trocken sind, werden wir einige Tücher
nur für uns beiseitelegen, mit solchen Dreckslappen möchte ich unser Geschirr
nicht abputzen.« Gesagt getan, nun lief die Maschine schon eine halbe Stunde.
Wir hörten, dass jemand die Treppe hoch kam, es war unser Herbergsvater. Er kam
jeden Tag und nahm den Abfall aus der Küche mit. Er hatte sofort bemerkt, dass
wir die Einstellung an der Maschine verstellt hatten. Wir saßen beide am Tisch
und haben uns unterhalten, als wenn wir die »Unschuld vom Lande« wären, mal
sehen was er jetzt macht? Er ging in den Vorraum und telefonierte. Er kam
zurück und setzte die Maschine aus, ohne etwas zu sagen. Wir haben uns einmal
groß angesehen, wie mag es weiter gehen. Kurze Zeit später kam seine Frau und
machte uns klar, dass sie nicht möchte, dass mit warmem Wasser gewaschen würde,
sonst würde die Maschine kaputt gehen. Für wie dumm hielt uns diese Frau! Mein
Gott, wo sind wir hier nur gelandet, das ist ja tiefstes Mittelalter, aber
unsere Tage hier sind gezählt. Sie öffnete die Maschine und ein großer Schwall
Wasser lief in die Küche, wir haben lächelnd unsere Füße hoch gehalten. Ihr
Mann legte unsere Wäsche in eine Schüssel und sie kam mit einem Wischmopp mit
Auffangbehälter. Jeden Tag hatte sie damit den Fußboden abgewischt, er war
bestimmt noch nie gesäubert worden so schwarz war er. Helga

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