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Wir sollen sterben wollen Todes Helfer Ueber den Selbstmord - Warum die Mitwirkung am Suizid verboten werden muss Warum der Staat mit dem neuen Paragraphen 217 StGB die Mitwirkung am Suizid foerdern will

Wir sollen sterben wollen Todes Helfer Ueber den Selbstmord - Warum die Mitwirkung am Suizid verboten werden muss Warum der Staat mit dem neuen Paragraphen 217 StGB die Mitwirkung am Suizid foerdern will

Titel: Wir sollen sterben wollen Todes Helfer Ueber den Selbstmord - Warum die Mitwirkung am Suizid verboten werden muss Warum der Staat mit dem neuen Paragraphen 217 StGB die Mitwirkung am Suizid foerdern will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krause Landt Axel W Bauer
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das Recht, sein Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Die vernichtende Verfügung über die physische Grundlage des eigenen Lebens gehört allerdings nicht dazu, denn dadurch zerstört der Mensch die Basis seiner Autonomie und seiner Würde, da sich diese nur im Rahmen der physischen Existenz entfalten können. Der Suizid stellt nicht nur eine potenzielle Gefahr für die anderen dar, er zerrüttet vielmehr auch das soziale Gefüge der Gesellschaft, dem wir unsere Existenz verdanken.
    Die Selbsttötung ist letzte Konsequenz einer Haltung, die ethisch gerade nicht mit der Autonomie des Menschen legitimiert werden kann. Die Autonomie, die als die Fähigkeit der menschlichen Vernunft, sich eigene Gesetze zu geben und nach diesen zu handeln, beschrieben werden kann, hat ihre Voraussetzung in der physischen Existenz der Person. Sie ist Folge und nicht Ursache unserer biologischen Konstitution. Daher beschränkt sich die legitime Reichweite der Autonomie des Menschen auf den Bereich diesseits ihrer physischen Grundlage. Die Selbsttötung ist ein Akt unberechtigter Gewalt gegen sich selbst, an dem der Einzelne zwar nicht gehindert werden kann, dessen Förderung die Rechtsordnung aber ablehnen muss. Viele Menschen sind gerade am Lebensende, bei schwerer Erkrankung oder Depressionen, auf die besondere Solidarität, Unterstützung und medizinische Betreuung angewiesen. Sie mit dem Suizidwunsch nicht alleinzulassen, aber nicht bei seiner Umsetzung mitzuwirken, ist das ethische und rechtliche Gebot der Stunde. Nur so kann sich Humanität wirklich entfalten. Das Angebot der Beihilfe zur Selbsttötung wird allzu schnell als Einladung und Aufforderung interpretiert werden.
    Auch aus Gründen der sozialethischen Verantwortung ist die Selbsttötung abzulehnen, da Angehörige, Freunde sowie das persönliche und soziale Umfeld von einer solchen Tat immer in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Akzeptanz der Selbsttötung beeinträchtigt den Lebensschutz anderer. Denn wer der Auffassung ist, über die körperliche Grundlage seines eigenen Selbst unbeschränkt verfügen zu dürfen, der relativiert zugleich die physische Unantastbarkeit seiner Mitmenschen. Jeder von uns kann aufgrund der verschiedensten Lebensumstände in eine Situation geraten, die bei ihm den Gedanken an Selbsttötung oder einen schnellen Tod aufkommen lässt. Hier darf nicht Mutlosigkeit und Verzweiflung unterstützt, sondern muss Hilfe gewährt werden.
    Unsere Gesellschaft scheint willens, den Weg in die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen. Er kann nicht ohne Gefahren zu Ende gegangen werden. Auf der einen Seite begegnen wir einem maßlosen Jugendwahn: »Gesund und fit bis ins hohe Alter« heißt die auch in der offiziellen Gesundheitspolitik, ja selbst von den Krankenkassen ununterbrochen wiederholte Losung. »Turne bis zur Urne« lautet eine Pointe des oft in den Medien auftretenden Mediziners Dietrich Grönemeyer. Immerfort ist von Vorsorge, Prävention und Früherkennung die Rede. Suggeriert wird dabei, es könnten nennenswerte Kosten für die Krankenbehandlung eingespart werden, obwohl gesundheitsökonomisch das Gegenteil wahr ist: Am teuersten werden Patienten grundsätzlich in den letzten zwei Jahren ihres Lebens, und zwar relativ unabhängig davon, ob sie zu diesem Zeitpunkt 50, 70 oder 85 Jahre alt sind. Die teuren, tödlichen Krankheiten ereilen uns nämlich fast immer am Schluss, auch wenn wir zuvor einige Jahre länger »fit« gewesen sein sollten als unsere Eltern oder Großeltern.
    Wenn man das offizielle Fitness-Programm zynisch, aber konsequent zu Ende denkt, gäbe es im Grunde nur eine Möglichkeit, den Traum vom »gesunden« Alter bis zum Tod wahr werden zu lassen, ohne die junge Generation mit der Finanzierung der Krankenkosten und der Renten zu überfordern. Erinnern wir uns noch einmal an den fiktiven Medizinethiker Caspar Storm aus Carl-Henning Wijkmarks zu Beginn zitiertem Werk: »Es dürfte zum Beispiel nicht so unmöglich sein, auch die Älteren selbst zur Einsicht zu bringen, dass sie ihren gebührenden Teil vom Leben bekommen und ihren Lebenseinsatz erfüllt haben.« 53 Doch worin bestünde die menschenwürdige Alternative, wenn die dem Gesundheitswesen zur Verfügung stehenden Ressourcen in der nahen Zukunft nicht mehr ausreichen? Akzeptanz des Unvermeidlichen und Duldung des Schicksals sind gänzlich unmoderne, aber unverzichtbare Tugenden, auf die wir uns zurückbesinnen sollten.
Ethik als moralfreie Wissenschaft
    Die

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