Wir zwei zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
Tage später stand Gero am Fenster seines Zimmers und sah hinaus in den Park. Dort hatte er Neal kennen gelernt. Es war ein komisches Gefühl, als er daran dachte, wie alles begonnen hatte. Er musste sogar leicht lächeln. Wie stur er damals gewesen war, dabei wollte Neal doch nichts Böses von ihm.
Er sah auf seine Armbanduhr. Er war mit Neal verabredet, doch der war schon eine halbe Stunde überfällig. Ob etwas dazwischen gekommen war?
Gero beschloss, spontan zu Francis rüberzugehen. Vielleicht könnte er auch etwas mit Nicholas spielen und dabei auf Neal warten. Gero verließ sein Zimmer und ging durch den Flur. Thilo war in Arbeit vertieft. Er saß in der Küche über einem Stapel Papier und bemerkte gar nicht, dass sein Mitbewohner die Wohnung verließ.
Gero schloss die Wohnung von Francis auf und trat ein. Alles schien ruhig. Ob sie auch weg war?
Doch dann hörte Gero plötzlich eindeutige Laute. Stöhnen, ein geräuschvolles Atmen. Es kam aus dem Schlafzimmer.
Die Tür war nur angelehnt, so dass Gero vorsichtig in das Zimmer gucken konnte. Was er dort sah, traf ihn wie einen Schlag. Er traute seinen Augen nicht. Doch nun begriff er, warum Neal nicht pünktlich war.
Auf dem Bett lag Francis, bekleidet nur mit schwarzen, halterlosen Strümpfen. Neal lag auf ihr. Sein Oberkörper war nackt, seine Hose bis zu den Kniekehlen herunter gelassen. Die mussten es ja ziemlich eilig gehabt haben, schoss es Gero durch den Kopf.
Ein Schauer durchfuhr ihn. Er stand da, wie angewurzelt und starrte auf das Paar, das sich vor seinen Augen so leidenschaftlich liebte. Francis’ Lider waren geschlossen, ihre langen, schlanken Beine umklammerten Neals Hüften, ihre spitzen, roten Fingernägel krallten sich in seinem Rücken fest. Sie schien um sich herum nichts wahr zu nehmen. Neals Arme waren fest um sie geschlungen, und er küsste sie sanft und genießend. Er berührte sie zärtlich und behutsam, als würde er haargenau wissen, was sie brauchte und ihr gut tat.
Gero sah einen fremden Neal vor sich: einen sensiblen, einfühlsamen und genießenden Neal. All die Seiten, die er Gero gegenüber eher selten zeigte. Ihm gegenüber gab er sich dominant, kühl und oftmals unberechenbar - selten so gefühlvoll.
Gero taumelte ein paar Schritte nach hinten, dann lehnte er sich an die Wand. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, so entsetzt war er von dem Bild, das sich ihm bot. Er konnte nicht länger mit ansehen, wie Francis sich ihrem Bruder- seinem Freund- hingab. Ganz leise verließ er die Wohnung wieder. In seinem Zimmer angekommen, setzte er sich an den Schreibtisch und blieb dort regungslos sitzen.
Wenige Minuten später kam dann auch endlich Neal in sein Zimmer. Sein Haar war noch feucht. Er duftete nach After Shave. Alles ließ darauf schließen, dass er gerade erst frisch geduscht hatte.
„Tut mir leid, dass ich zu spät komme“, entschuldigte er sich, „aber ich war ...“
„Bei Francis“, fiel Gero ihm ins Wort.
Neal sah ihn erstaunt an. „Woher weißt du das denn?“
„Weil ich eben auch dort war!“ Geros Stimme klang gereizt. „Ich habe euch gesehen“, fügte er hinzu, und Neal bemerkte das blanke Entsetzen in seinen Augen.
„Was ... ich meine, wie hast du uns gesehen?“, fragte Neal vorsichtig nach, obwohl er sich inzwischen denken konnte, was seinen Freund so aufgewühlt machte.
„Ich habe gesehen, wie du und Francis ...“ Gero machte eine kurze Pause und schloss dabei die Augen. „Na, wie ihr miteinander geschlafen habt!“, fuhr es dann aus ihm heraus. Er sprang von seinem Stuhl auf und lief einmal quer durch das Zimmer. „Möchtest du noch Einzelheiten wissen?“, fragte er provokativ. Er war plötzlich ganz aufgebracht, kämpfte mit den Tränen, doch vor Neal wollte er nicht wieder Schwäche zeigen. Er wandte sich von ihm ab und versuchte, sich wieder zu fangen. Neal hingegen wusste noch immer nicht, was er sagen sollte. Dieser Vorfall hatte ihn total überrumpelt. Innerlich stiegen Vorwürfe in ihm auf.
„Das wollte ich nicht“, begann er leise. „Ich konnte ja nicht ahnen, dass du in die Wohnung kommst.“
Nur kurz drehte sich Gero um. Er konnte seinem Freund einfach nicht in die Augen blicken. „Wir waren verabredet, schon vergessen?“ Gekränkt sah er wieder aus dem Fenster. „Und weil du nicht gekommen bist, bin ich eben rüber zu Francis.“
Neal nickte. „Das ist doch auch völlig in Ordnung“, sprach er. Seine Stimme war noch immer leise und klang
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