WISO - Aktien, Anleihen und Fonds
ein Basiswert von 55,56 Euro (also 1 000 geteilt durch 18) zugrunde gelegt. Das entspricht dem Nominalwert der Anleihe. Da der tatsächliche Börsenkurs zu diesem Zeitpunkt bei rund 45 Euro lag, muss die Bank dafür lediglich 810 Euro investieren. Im günstigsten Fall erhält der |169| Anleger nach 18 Monaten insgesamt 1 000 Euro plus 240 Euro an fälligen Zinsen, also 1 240 Euro. Wenn die zugrunde liegende Aktie in der Zwischenzeit im Kurs über diesen Betrag hinaus gestiegen ist (also bei 68,88 Euro oder darüber liegt) wird die Bank sie an der Börse verkaufen und den 1 240 Euro übersteigenden Gewinn für sich behalten. Liegt der Kurs der Aktie unter 68,88 Euro (beispielsweise bei 59 Euro), wird der Gläubiger der Anleihe mit 18 Aktien abgefunden. Er kann sie für insgesamt 1 062 Euro verkaufen und muss sich dann mit einer realen Verzinsung abfinden, die nur bei 6,2 statt der erhofften 16 Prozent liegt. Falls der Kurs in der Zwischenzeit auf 52 Euro gesunken ist, kann der Anleger insgesamt nur noch 936 Euro erlösen und macht einen Verlust. Allerdings hat er die Chance, mit dem Verkauf der Aktien so lange zu warten, bis der Kurs wieder steigt. In diesem Fall kann aus dem Verlust doch noch ein Gewinn werden, aber die Aktie kann natürlich auch weiter fallen.
WISO rät
Mit Aktienanleihen können Sie Anlageerfolge erzielen, wenn die Marktzinsen niedrig sind und die Aktienkurse sich nur wenig bewegen, also während der Laufzeit der Anleihe »seitwärts« gehen.
Ansonsten gilt: Fällt der Kurs der zugrunde liegenden Aktie, verlieren Sie Geld. Steigt der Kurs der Aktie, entgeht Ihnen ein Teil des Gewinns. Lassen Sie sich deshalb von scheinbar hohen Zinsen nicht blenden. Wie die Rendite tatsächlich ausfällt, wissen Sie erst am Ende der Laufzeit.
WISO rät
Spezielle Gewinnmöglichkeiten bestehen für spekulative Anleger, die eine Aktienanleihe nicht bei der Ausgabe erwerben, sondern später an der Börse. Wenn sich nämlich der Kurs der zugrunde liegenden Aktie (oder bei Doppelanleihen der schwächsten Aktie) während der Laufzeit ungünstig entwickelt, können Sie die Anleihe kaufen, wenn Sie mit einer Kurserholung rechnen. Denn dann winkt tatsächlich eine Superverzinsung.
|170| Eine Variante der Aktienanleihen besteht darin, dass die Bank bei der Rückzahlung (sofern sie nicht in bar erfolgt) zwischen zwei Möglichkeiten, also zwei Aktien, wählen kann – zum Beispiel zwischen einer VW- und einer Lufthansa-Aktie. Die Wahl hat aber nicht der Anleger, sondern die Bank. Und die wird die Aktie wählen, die für sie am günstigsten ist.
Steuerliche Aspekte bei Aktienanleihen
Zinsen müssen versteuert werden. Kursgewinne, die beim direkten Erwerb der Aktien vom Anleger erzielt werden, können dagegen nach Ablauf der Spekulationsfrist von zwölf Monaten steuerfrei kassiert werden – allerdings ab 2009 nur noch bei Papieren, die bis Ende 2008 erworben wurden. In der Zwischenzeit vereinnahmte Dividenden würden (im Gegensatz zu Zinsen) nach dem Halbeinkünfteverfahren (siehe das Kapitel
Abgeltungsteuer
: Wie man Steuervorteile richtig nutzt
ab Seite 246) nur zur Hälfte besteuert. Umgekehrt können Verluste, die dadurch entstehen, dass die Bank zur Tilgung der Anleihe dem Kunden Aktien ins Depot legt, steuerlich nicht geltend gemacht werden. Abgesehen davon, dass die Spekulationsfrist in der Regel abgelaufen ist, hat dies das Bundesfinanzministerium bereits Anfang 2000 klargestellt. Bei Lieferung von Aktien am Ende der Anleihe-Laufzeit beginnt (bis Ende 2008) die Spekulationsfrist von Neuem. Der Anleger müsste also ein weiteres Jahr warten, ehe er Gewinne nicht mit dem Finanzamt teilen muss oder weitere Verluste gegen Gewinne mit anderen Aktien verrechnen kann. Mit Einführung der Abgeltungsteuer 2009 müssen unabhängig von der Haltedauer immer 25 Prozent Spekulationssteuer gezahlt werden.
Diese Beispiele aus dem breiten Angebot von Finanzprodukten auf Aktienbasis zeigen, dass derartige Angebote in bestimmten Situationen reizvoll sein können, dass aber auch bei weitem nicht alles Gold ist, was auf dem Markt der Finanzprodukte glänzt.
Als Anleger sollten Sie immer daran denken, dass die verschiedenen Finanzprodukte so konstruiert sind, dass der Anbieter (Banken, Sparkassen, Finanzdienstleister) in jedem Fall verdient. Ob Sie als Käufer einen Profit machen, hängt dagegen ebenso wie bei jeder anderen Spekulation davon ab, ob Ihre Erwartungen hinsichtlich der künftigen Marktentwicklung in Erfüllung gehen. Je
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