wittern ein Geheimnis
uns!«
Der Junge watete ans Ufer, als hätte er nicht gehört.
»Warte einen Augenblick, geh noch nicht!«, bat Richard ihn. »Wir würden gern mit dir um die Wette schwimmen, Gustav.«
Der Junge wandte sich aufgebracht nach ihm um. »Lass diesen Quatsch!«, knurrte er. »Ich heiß nicht Gustav.«
Er ließ die vier stehen, lief durch das Heidekraut davon und verschwand hinter Ginsterbüschen.
»Na bitte, er ist doch verrückt!« Anne hatte sich als Erste wieder gefasst. »Lasst ihn. Kommt ins Wasser, es ist angenehm warm.«
Nach dem Bad lagen sie faul im Heidekraut, bis sie Hunger bekamen. »Unglaublich«, meinte Richard, »dass einer von uns schon wieder hungrig sein kann, nachdem wir nachmittags zusammen einen halben Bäckerladen leer gegessen haben! Julius, lauf zur Hütte zurück.«
Sie zogen sich trockenes Zeug an und ließen sich zum Nachmittagsschmaus nieder. Die Auswahl war nicht groß, aber es herrschte kein Mangel: Marmeladenbrote und saure Gurken, Salzkräcker mit Ananasscheiben. Dazu das herrliche Quellwasser, das sie Eistee nannten.
»Jetzt wollen wir den Palast unter die Lupe nehmen«, schlug Richard vor, als er sich satt fühlte.
»Anne und ich haben die Bude schon durchsucht«, sagte Georg. »Ihr werdet nicht viel finden.«
Sie durchstöberten das alte Haus gründlich und stiegen sogar die Steintreppe hinauf zu den beiden Räumen im Obergeschoss. Die konnte man nicht mehr als Zimmer bezeichnen, denn der größte Teil des Daches war eingebrochen.
»Hier ist nichts, das ist sicher«, stellte Richard fest und kletterte die Steintreppe wieder hinunter. »Jetzt nehmen wir uns die Nebengebäude vor. Hoffentlich kracht uns nichts auf unsre edlen Häupter.«
Sie durchsuchten jeden Winkel und kamen zum Schluss zu den Ställen. Dunkelheit empfing sie hier, denn die Fenster waren klein, und es dauerte einige Augenblicke, bis sie sich an die Dunkelheit gewohnt hatten.
»Alte Futterkrippen«, sagte Richard und strich über das rostige Gestell. »Und kein bisschen Futter. Arme Tiere! Ach so, die gibt’s ja gar nicht.«
»Ha!«, schrie da Georg plötzlich auf. »Irgendetwas stimmt hier nicht! Anne, dieser Stein lag gestern anders, das könnte ich schwören!«
Anne betrachtete die große Platte, auf der Georg stand. Ganz offensichtlich war sie abgehoben worden, an den Rändern fehlte die grüne Einfassung aus Moos, die alle anderen Steine aufwiesen. Auch lag sie ein wenig verschoben.
»Entweder war hier etwas darunter versteckt und man hat’s rausgeholt. Oder man hat etwas versteckt und es ist noch immer unter der Platte«, meinte Richard.
»Diese Männer letzte Nacht! Deshalb waren die da!«, spann Georg den Gedanken weiter. »Sie waren es, die an dem Stein herumgemurkst haben. Warum?«
»Das werden wir gleich wissen«, versicherte Julius. »Los, der muss heraus und uns erzählen, was drunter ist.«
Was steckt dahinter?
Sie merkten bald, dass mit den Fingern allein nichts zu machen war. Richard sah sich nach einem Eisen um. In einer Ecke fand er eine alte Spitzhacke ohne Stiel. Damit musste es gehen.
Er stemmte die Breitseite in die Fuge und drückte die Spitze nach unten. Die Steinplatte hob sich, Julius fasste nach und es war geschafft. Sofort machte sich bei den Kindern Enttäuschung breit. Unter der
Platte war nichts, keine kleine Truhe mit einem Schatz, nicht einmal eine Aushöhlung des Bodens war zu erkennen.
»Nichts«, stellte Julius enttäuscht fest, »überhaupt nichts! Nicht mal die kleinste Grube.«
Georg untersuchte den Boden genau, tastete ihn mit den Fingern ab. »Nichts«, sagte schließlich auch sie enttäuscht.
»Aber warum haben sie die Platte hochgehoben?«, fragte Anne. »Die müssen doch einen Grund dafür gehabt haben, ausgerechnet diesen schweren Stein zu heben. Aber welcher Grund war das?«
»Fest steht, dass hier niemand etwas gefunden, aber vorher auch niemand etwas versteckt hat«, überlegte Julius laut. »Ich möchte wirklich wissen, warum jemand diesen schweren Stein hebt und ihn dann wieder hinlegt? Ich kapier das nicht.«
»Eindeutig wurde etwas gesucht und nicht gefunden.« Anne überlegte fieberhaft. »Vielleicht ist es der falsche Stein?«
»Ich denke, Anne hat Recht«, stimmte Richard ihr zu. »Es ist der falsche Stein. Und unter dem richtigen liegt bestimmt etwas sehr Interessantes. Aber welcher ist es?«
Da standen sie nun und sahen einander an, während Tim sich wunderte, warum ein derartiges Getue um eine Steinplatte gemacht
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