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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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verloren hatte, immer noch da.
     
    Melissa hatte keine Gelegenheit gehabt, in Ruhe mit Gerry zu reden, bis er sie damit überraschte, dass er einen Babysitter organisiert hatte und sie zum Essen einlud. Der Babysitter war ein fünfzehnjähriges Mädchen aus der Nachbarschaft, das ein paar Wochen zuvor von seiner Mutter beim Sex mit ihrem Freund erwischt worden war. Melissa kümmerte es nicht, was möglicherweise passieren würde, wenn sie außer Haus war.
Hey, benutz einfach unser Bett. Ich gehe heute aus, da ist mir alles egal
. Sie zog sich schnell um, versorgte ihre Babysitterin mit einem Berg Keksen und einem Stapel DVDs und flitzte zu dem Restaurant, in dem sie von Gerry erwartet wurde. Als sie sich gesetzt hatten und er den Wein einschenkte, überlegte sie, ob vielleicht mehr hinter dieser Einladung stecken könnte.
    «Gerry?»
    «Ja?»
    «Läuft hier irgendwas Besonderes?»
    Er grinste. «Nein, überhaupt nicht.»
    «Das glaube ich dir nicht.»
    «Ich wollte mich nur für neulich entschuldigen», sagte er.
    «Du hast gesagt, das war ein einmaliges Ereignis», erinnerte sie ihn.
    «Ich will mich nicht streiten.»
    «Ich auch nicht.»
    «Also tun wir’s auch nicht.»
    «Na gut, wir tun’s nicht.»
    «Aber?»
    «Aber ich brauche wirklich Unterstützung mit den Kindern.»
    «In Ordnung. Bist du jetzt durch?»
    Sie grinste. «Ja.»
    Sie stießen an und tranken einen Schluck. Während sie auf die Vorspeise warteten, erzählte Melissa von Harris unglaublicher Situation.
    «Wahnsinn!», rief Gerry und warf die Hände in die Luft. Er redete ohnehin viel mit den Händen. «Sie haben sie zwar adoptiert, aber   …»
    «Ich habe nicht gesagt, dass sie Harri adoptiert haben. Ich habe gesagt, sie haben Harri ersetzt.»
    «Wie bitte?»
    «Nimm die Hände runter, Gerry. Du siehst aus, als würdest du auf deinen Einsatz bei der La-Ola-Welle warten.»
    «Was hast du eben gesagt?»
    «Ich habe gesagt, sie hatten eine Tochter, die lebend geboren wurde.»
    «Okay.»
    «Deswegen existiert auch eine Geburtsurkunde.»
    «Okay.»
    «Aber diese Tochter ist ein paar Minuten nach der Geburt gestorben.»
    «Demzufolge existiert ein Totenschein.»
    «Der wurde offenbar nie ausgefüllt.»
    «Was sagst du da?»
    «Gerry, jetzt stell dich nicht dumm. Sechs Wochen nachdem das Kind geboren und gestorben war, wurde Harri, unsere Harri, auf einem Feld oder in einer Scheune oder einem Graben oder was weiß ich wo in Wicklow geboren. Irgendwie hat Duncan sie mitnehmen können, unddann hat er die Geburtsurkunden seiner Zwillinge einkassiert.»
    «Und was war mit dem Totenschein?»
    «Keine Ahnung.»
    «Also wurde die Geburtsurkunde des toten Zwillingsbabys zu der von Harri – unserer Harri? Geht so etwas wirklich?»
    «Tja, so war es, also muss es wohl gehen», sagte sie mit einem wissenden Nicken.
    «Na ja, es sollen schon seltsamere Dinge vorgekommen sein. Schließlich hätte sich auch niemand vorstellen können, dass der Terminator zum Gouverneur von Kalifornien oder dass der Krokodil-Mann ausgerechnet von einem Fisch getötet wird. Die Welt ist eben verrückt!» Gerry lachte und schob sich ein Stück Brot in den Mund.
    Dann kam der Kellner mit dem Essen. Als er wieder gegangen war, sah Gerry seine Frau an.
    «Stille Wasser sind tief. Das scheint jedenfalls für Duncan und Gloria Ryan zu gelten», sagte er.
    Melissa dachte einen Moment lang nach. «Ja, da hast du vermutlich recht.»
    «Wie stehen eigentlich nachher die Chancen für ein bisschen Bettgymnastik?»
    «Nicht besonders gut.»
    «In Ordnung, dann bestelle ich noch einen Nachtisch.»
    «Na ja, vielleicht überlege ich es mir noch.»
    «Hör mal, sag einfach ja oder nein. Du weißt, dass ich Sex mit vollem Magen nicht leiden kann.»
    «Ich bin müde.»
    «Also gut. Ich nehme einen Banoffee Pie.»
    «Andererseits ist das letzte Mal ja schon ziemlich lange her.»
    «Der Kellner kommt», sagte Gerry.
    «Dann bestellst du eben deinen Banoffee.» Melissa hasste es, unter Druck gesetzt zu werden.
    «Gut.» Er lächelte dem Kellner zu.
    «Du musst aber nicht so verdammt zufrieden dabei aussehen», zischte sie wütend.
    Darauf ging Gerry überhaupt nicht ein. Er liebte einen guten Banoffee.

22.   Juni 1975   Sonntag
    Während des ganzen Gottesdienstes konnte ich immer nur an Matthew denken. Matthew, Matthew, Matthew! Father Ryan hat Ewigkeiten gepredigt. Ich habe keine Ahnung, was er gesagt hat, aber garantiert hat er die ganze Zeit auf einem unsichtbaren hohen Ross gesessen. Dr.   B.

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