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Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Wo der Tod begraben liegt (German Edition)

Titel: Wo der Tod begraben liegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Gohlke
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drängen, die Auffahrt Richtung Italien, Richtung Klausen, zu nehmen. Manfred überlegte so gründlich wie es ihm im Moment möglich war, was er tun sollte; mehr als nur eine Ampelschaltung verharrte er an einer Straßenkreuzung. Ein mehrmaliges Hupen erinnerte ihn daran, dass er nicht alleine auf der Straße war. Er beschloss, sich einfach auszuliefern und die Auffahrt zu nehmen, die sich ergab. Nach einigen Kilometern auf der Autobahn sah er einen Entfernungsmesser mit der Aufschrift Innsbruck. Es ging also, stellte er fest, wider anderer Bestrebungen nach Norden. Heimwärts.
    Aber bereits vor der deutschen Grenze verließ er die Autobahn wieder, fuhr die nächste Stadt an und nahm sich ein Hotel. Er war müde, fürchterlich müde, er wollte schlafen, lange und fest und dabei, so wünschte er sich, bitte bloß nicht an irgendetwas denken.
    Dass eine Gedankenlosigkeit nicht einfach per Beschluss herzustellen ist, wusste Manfred natürlich und so registrierte er dankbar – bereits im Bett liegend und nach einem Glas Wein noch müder geworden – die Gelassenheit, mit der er gerade einzuschlafen begann. Viele Stunden schlief er fest, erschöpft von dem aufreibenden Besuch bei Hermine.
    Aber dann kam sie angedampft. Wieder befand sich die Titanic bereits in Kollision mit dem Eisberg. Wieder war Manfred tief im Inneren des Schiffes. Und wieder befand er sich im Kühlraum und viele Menschen nebenan in einem anderen Raum.
    Das war es aber auch schon bezüglich der Gemeinsamkeiten mit seinen bisherigen Träumen zum Thema Titanic. Zwar gab es auch diesmal ein Klopfen gegen seine Tür mit einer anschließenden Nachfrage, aber der Inhalt der Verlautbarung unterschied sich doch erheblich von dem in den vorherigen Träumen Gehörten: „Falls sich jemand im Kühlraum befinden sollte, so weise ich gern darauf hin, dass das Treppenhaus zum Deck frei von Wassereinbruch ist und, wie man uns gerade mitgeteilt hat, oben ein Rettungsboot für uns bereit steht.“
    Kaum waren die Sätze ausgesprochen, hatte Manfred die Tür auch schon geöffnet und sich den Haufen von Passagieren, die sich auf dem Weg nach oben befanden, angeschlossen. „Was für schöne frische Luft“, hörte sich Manfred sagen, als er am Deck des Schiffes angekommen war und zusammen mit den anderen Leuten ins Beiboot stieg. „Ja“, antwortete ihm freundlich eine Passagierin, „und die Rettungsausrüstung des Schiffes ist so zuverlässig, dass wir bei dem, was uns bevorsteht, von einem Ausflug sprechen können.“ Eine andere, nicht minder freundlich dreinschauende Passagierin, nickte eifrig. „Ganz richtig, das ist schon alles nett organisiert hier.“ Mit dem Finger zeigte sie auf eine kleine Box am Bug des Rettungsbootes. „Ich habe gehört, da befindet sich eine Flasche Champagner drin.“
    Das Boot wurde ohne Probleme zu Wasser gelassen. Es war das letzte einer ganzen Heerschar von Rettungsbooten, die sich in einer langen Kette weg von der sinkenden Titanic bewegten. Mehrere große Passagierdampfer, allesamt Modelle der Spitzenklasse, seien bereits unterwegs und würden sich schon bald am Horizont zeigen, schallte es aus zwei erstklassig ausgesteuerten Lautsprechern. „Stereo!“, kommentierte jemand mit Hochachtung. Seine Augen leuchteten, als er hinzufügte. „Das gibt es erst in der Zukunft. Wie toll wird das alles sein!“ Die Anwesenden stimmten ein fröhliches Lied an – es handelte von der Ewigkeit – und schon bald knallte ein Champagnerkorken. „Man hat sogar an würdige Gläser gedacht“, sprach ein Fahrgast und streichelte behutsam das schöne Glas, das er in der Hand hielt. Es dauerte nicht lange und bald tönte es „Prost“ aus den Mündern. „Klasse hier“, wollte nun auch Manfred endlich seine Anerkennung ausdrücken. „Und das alles bei bester Luft“, wiederholte er sich, nun übers ganze Boot rufend. Von allen Seiten erfuhr seine belanglose Äußerung starke Beachtung. Ein Mensch jubelte sogar.
    Zufriedenheit überall. Nach einer Zeit meldete sich bei allen Anwesenden ein Ruhebedürfnis; man wollte alles – die nette Bootsfahrt, den weiten Blick übers Meer und das exquisite Getränk – genießen. Da passte es überhaupt nicht, was man auf einmal aus dem Wasser vernehmen musste.
    „Hilfe!“, schrie es direkt über der Wasserlinie aus dem Mund eines Menschenkopfes, der irgendwo seitlich des Rettungsbootes in einiger Entfernung auf sich aufmerksam machte. Hatte man sich verhört? Wer den Ruf wahrnahm, wollte das nur allzu

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